17.3.09

Shareholder-Value-Erfinder rückt von eigener Idee ab

In den Neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde - vor allem von Neoliberalen - der Shareholder Value zur wirtschaftlichen Handlungsmaxime erhoben. Erfunden hat ihn Jack Welch, ehemaliger CEO von General Electric. Bei jenem Konzern setzte er die Prinzipien des Shareholder Value auch entsprechend um, was ihm den Spitznamen "Neutron Jack" einbrachte (abgeleitet von der Neutronenbombe, Jack Welch entließ Angestellte, während die Gebäude der Firmen intakt blieben).

Aufgrund der derzeitigen Wirtschaftskrise ist Jack Welch von seiner einstigen Lieblingsidee abgerückt, schreibt Damian Sicking auf heise resale. Quelle ist ein Artikel in der Financial Times, in dem Jack Welch den Sv sogar als die "blödeste Idee der Welt"bezeichnet.

Im gleichen Artikel finden sich auch passende Worte zum Shareholder Value vom Management-Experten Fredmund Malik:
Was hat das Shareholder-Value-Prinzip angerichtet? Die Investitionen in Ausbildung wurden reduziert, die Marketingkosten heruntergefahren, an Innovationen gespart. Dann stieg kurzfristig der Gewinn. Das ist doch kein gutes und funktionierendes Management. So macht man Aktionäre arm, weil die Leistungsfähigkeit des Unternehmens immer mehr abnimmt.
Malik hat auch eine Alternative zum Shareholder Value parat:
Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Kundennutzens muss oberste Maxime sein, nicht die Gewinnmaximierung.
Ich kann Fredmund Malik nur zustimmen: der Shareholder Value war und ist ein gefährlicher Irrweg, der darüber hinaus noch (was Malik in den obigen Zitaten nicht thematisiert) gewaltigen gesellschaftlichen Schaden anrichtet. Es wird Zeit, ihn ins Museum zu stellen.

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8.7.08

Erwerbstätigkeit mit Druck einfordern?

Der Berliner SPD-Politiker Heinz Buschkowsky, Bezirksbürgermeister von Neukölln, hat in einem Tagesspiegel-Interview unglaubliche Forderungen erhoben, etwa die Einführung einer Schulpolizei sowie Aufhebung des Datenschutzes sowie Zwang zur Erwerbsarbeit für Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Nach dem Lesen des Interviews war ich zunächst fassungslos. Bei einigen Punkten habe ich mich gefragt, wo denn der Unterschied zur NPD ist.

Ich bin gewiss kein Fan davon, soziale Probleme zu verklären, außerdem habe ich bereits in diesem Weblog auch Jugendliche mit Migrationshintergrund kritisiert. Aber mit reiner Repression, wie sie Herr Buschkowsky fordert, werden soziale Probleme nur noch schlimmer. Sein Weg scheint mir geradewegs zur Mega City One aus den Judge-Dredd-Comics zu führen. Der Pädagogik-Professor Freerk Huisken fand in einem Interview auf Telepolis in den meisten Punkten die passende Antwort:
Buschkowsky will sie von der Straße haben, und deswegen kann ein Sozialdemokrat seines Schlages heute auch kein Verständnis dafür aufbringen, dass Jugendliche vielleicht nicht so scharf auf "Jobs" sind, von deren Entgelt man nicht leben kann, die als Arbeit unzumutbar sind und in denen sie ? besonders als "migrantische" Jugendliche ? Schikanen ausgesetzt sind, die über das normale Maß der Schikaniererei einheimischer Lohnarbeiter hinausgehen.
[...]
Was der Herr Sozialdemokrat als Probleme auflistet, das sind allemal nicht diejenigen, die die jugendlichen oder erwachsenen Angehörigen des hiesigen Prekariats haben, sondern solche Probleme, die sie der staatlichen Aufsicht machen! Wenn er "Probleme ernst nimmt", wie es im Interview heißt, dann allein seine eigenen. Wenn Jugendliche irgendwann anfangen, die Schule zu schwänzen, da ihre Chancen, wenigstens einen Zipfel von geordnetem Leben nebst gesichertem Lebensunterhalt zu erwischen, ohnehin gegen Null abgesunken sind, dann nur, weil sie wissen, dass Schule ihnen keinerlei "Perspektive" bietet. Dann erfinden sie sich ihre "Perspektive" auf der Straße. Wo auch sonst. Das stört die Ordnung der Buschkowskys!

Ich gehe sogar noch weiter und meine, wenn jugendliche "Schulvermeider" nach zehn Jahren Staatsschule nicht gescheit lesen, schreiben und rechnen können, dann liegt das sicher nicht an den versäumten Stunden, sondern vielmehr an denen, die sie nicht versäumt haben: Als Migranten ohne Sprachförderung vom schulischen Mitkommen ausgeschlossen, von Mitschülern aus gepflegtem Elternhaus von vornherein im Leistungsvergleich abgehängt und dann noch von der Lehrerschaft in die Restschule abgeschoben ? so produziert das hiesige Schulsystem mit Fleiß Analphabeten. Das stört ? auf Ämtern und die Dienstherren.
[...]
Wenn nun Buschkowsky die Kids mit der Schulpolizei in die Schule karren will, dann "qualifiziert" sie das ungeheuer. Da lernen sie einiges fürs Leben. Z.B.: In die Schule muss man, weil die Schulpflicht keine Ausnahmen zulässt. Auch wenn die Lehrerschaft über Schüler längst das Versagerurteil gesprochen hat, und der Schulbesuch damit ziemlich sinnlos wird. Sie lernen auch: Hierzulande regiert die Gewalt, von der man sich nicht erwischen lassen darf, wenn man es schon nicht schafft, stärker zu sein. Und sie lernen: Ihr "Leben" findet nur außerhalb von Schule und Polizeiaufsicht statt.

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13.6.08

sTasi



(gefunden bei MM)

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9.5.08

Neuseeland kauft Eisenbahn wieder zurück

In den Siebziger und Achtziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts wurde es überall gepredigt: Staatsbesitz sei von Übel, alles müsse privatisiert werden, am besten sofort. Vor allem die Verfechter des Neoliberalismus wurden nicht müde, dieses ihr Credo überall herunterzubeten. Viele Regierungen erhörten diese "Gebete" und begannen, Staatsbetriebe zu privatisieren.

Einer der Vorreiter in dieser Hinsicht war Neuseeland. Hier wurde u.a. 1993 die ehemals staatliche Eisenbahngesellschaft an private Firmen veräußert. Doch offensichtlich lief es nicht so gut, so dass der Staat Neuseeland diese Woche die Eisenbahn wieder zurückkaufte.

Langsam beginnt sich also die Erkenntnis durchzusetzen, dass Privatisierung kein Allheilmittel ist. Gerade Infrastruktur, die Allgemeingut ist, sollte im Besitz der Allgemeinheit bleiben. Meine Meinung von früher, dass man Teile der Bahn privatisieren sollte, muss ich angesichts der neuseeländischen Erfahrungen revidieren: eine völlige Privatisierung der Eisenbahn halte ich nicht mehr für richtig.

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