Christiania vor dem Aus
Eine traurige Meldung fand ich in der Netzeitung:
Ich habe es nicht verstanden, aber ich denke, dass Martin die Erklärung gefunden hat:
Eine traurige Meldung fand ich in der Netzeitung:
1971 stürmten Hippies ein verlassenes Kasernengelände in Kopenhagen - der Beginn der autonomen Siedlung Christiania. Jetzt steht die alternative Kommune vor dem Aus.Ich selbst habe im Rahmen meines Dänemark-Urlaubs im letzten September Christiania besucht. Auf mich machte die "freie Republik" einen lebendigen und - was ich so nicht erwartet hätte - ordentlichen Eindruck. Mein Reiseführer hatte Christiania ausdrücklich als Reiseziel empfohlen. Außerdem stand dort, dass die Bewohner viele Dinge - etwa Strom- und Wasserversorgung - durch Verträge mit dem dänischen Staat bzw. den zuständigen Einridchtungen (wie etwa den Wasserwerken) vertraglich geregelt hätten und alle Verpflichtungen erfüllen würden. Die dänische Gesellschaft hatte sich längst mit Chrisitiania arrangiert. Nur der aktuellen dänischen Regierung (Konservative) war der "Freistaat" ein Dorn im Auge.
Nach mehr als 37 Jahren soll die autonome Siedlung «Freistaat Christiania» in Kopenhagen endgültig aufgelöst werden. Ein Gericht sprach dem dänischen Staat das volle Nutzungsrecht über das Gelände der alternativen Wohnsiedlung zu. Damit ist die Regierung von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen ihrem erklärten Ziel zur Umwandlung der international berühmt gewordenen «Hippie-Republik» in einen normalen Stadtteil ein großes Stück näher gekommen.
Ich habe es nicht verstanden, aber ich denke, dass Martin die Erklärung gefunden hat:
Es geht ums Prinzip.Mich macht so etwas traurig. Es wird Zeit, dass diese konservativen Kontrollettis endlich aufhören, den Rest der Welt an4 ihrem Wesen "genesen" zu lassen.
Dem Konservativen ist unwohl in einer Welt, in der nicht alles am Platz bleibt und nicht alles seinen geregelten Gang geht. Dass die dänische konservative Regierungskoalition von der lang geübten Praxis der Toleranz abgeht, hängt vordergründig mit dem Problem des Drogenhandels zusammen. (Wobei es nur um Hasch geht, "harte Drogen" werden von den Christanianern nicht geduldet.) Was sie wirklich treibt - und was Rasmussen sogar offen zugibt - ist die offenbar unerträgliche Vorstellung, es gäbe einen "rechtsfreien Raum". Also genau das, was auch das böse Internet für viele Konservative so bedrohlich erscheinen lässt. Schlimmer noch: sowohl Christiania wie das Internetzdingens beweisen, dass es auch ohne Top-Down-Entscheidungsmodelle geht, dass Selbstorganisation und Basisdemokratie funktionieren. Dass Anarchie nicht automatisch zur Rechtlosigkeit und zum allgemeinen Bürgerkrieg führt.
Labels: Christiania, Dänemark