Bloß keine Neuerung: Kultusministerum BaWü verbietet Schule nach skandinavischem Vorbild
Seit der PISA-Studie 2006 ist allgemein bekannt, dass das Schulsystem Finnlands zu den besten der Welt gehört. Über die genauen Ursachen streiten sich die Experten.
In einem neuen Karlsruher Stadteil (der Südoststadt) wollten nun ein paar Eltern das "skandinavische Modell" in der Praxis ausprobieren:
Insgesamt finde ich das Verhalten der Regierung von BaWü erbärmlich. Ich denke aber, dass sich der schulische Fortschritt auf Dauer nicht aufhalten lassen wird.
Seit der PISA-Studie 2006 ist allgemein bekannt, dass das Schulsystem Finnlands zu den besten der Welt gehört. Über die genauen Ursachen streiten sich die Experten.
In einem neuen Karlsruher Stadteil (der Südoststadt) wollten nun ein paar Eltern das "skandinavische Modell" in der Praxis ausprobieren:
"Skandinavisches Schulmodell" nannten die Karlsruher Eltern ihr Konzept: Gemeinsames Lernen bis Klasse 10, keine Unterscheidung nach Haupt-, Realschule oder Gymnasium, selbständiges Lernen, kein Ausschluss von behinderten Schülern und keine allgemeinen Bildungsstandards, sondern individuelle Lehrpläne. Die Schüler sollten nach der neunten oder zehnten Klasse Abschlüsse machen können, wer dann will oder kann, würde in die Oberstufe eines Gymnasiums wechseln.Und wie hat die baden-württembergische Landesregierung darauf reagiert? Sie hat es untersagt:
Der Elternbeirat stellte das Konzept verschiedenen Institutionen, Parteien und Gruppen der Stadt vor - und stieß auf Begeisterung: Es entstand ein Bündnis aus der Lehrergewerkschaft GEW, SPD, Grünen, einzelnen Lehrern und Eltern.
Anfang dieser Woche teilte Baden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU) mit, die Karlsruher Modellschule werde nicht genehmigt. Der Schulversuch entspreche "nicht den bildungspolitischen Rahmenvorgaben des Landes".Die vorgeschobene, hyperbürokratische Begründung zeigt, dass die wahren Gründe woanders liegen. Offenbar hat die CDU Angst, durch den Versuch könnte die Überlegenheit des finnischen Modells auch unter deutschen Bedingungen bewiesen werden. Mein Verdacht: Man will die bisherige schulische Selektion, die nach der vierten Klasse kommt (und die in den meisten Fällen gleichzeitig eine soziale Selektion bedeutet), um jeden Preis beibehalten. Im selben Artikel steht auch, dass die Landesregierung krampfhaft an der Hauptschule festhält - mit dem Unterschied, dass diese ab 2010/11 in "Werkrealschule" umgetauft wird (aus Raider wird Twix, sonst ändert sich nix, kann ich da nur sagen). Dabei macht der schwarz-grüne Senat in Hamburg (ebenfalls unter Führung der CDU!) vor, dass es auch ohne Hauptschule geht.
Insgesamt finde ich das Verhalten der Regierung von BaWü erbärmlich. Ich denke aber, dass sich der schulische Fortschritt auf Dauer nicht aufhalten lassen wird.
Labels: Baden-Württemberg, CDU, Finnland, Hamburg, Schulpolitik