Der magische Mensch


Ich höre immer wieder, dass es Menschen gibt, die sich als Elfen, Engel, Halbgötter oder Dämonen bezeichnen. Die Idee ist ganz lustig und lässt eine Vielzahl spannender Geschichten entstehen.

Meine Toleranz gegen derartige Maskeraden endet jedoch an dem Punkt, wo man eine ernste psychologische Störung vermuten kann. Dieser Punkt ist meist dann erreicht, wenn sich Leute einen Status, oder auch eine Anerkennung gegenüber anderen „Menschen“ erlauben, der/die nichts mit ihrer wirklichen Existenz zu tun hat.

Ich mag Elfen, Zwerge und Drachen usw. und ich glaube an sie. Mein Glaube und meine Vorstellung von ihnen wird jedoch durch Erfahrungen mit solchen Leuten immer wieder erschüttert.

Hier sei angemerkt, das ich auch Götter und Göttinnen in dieses Problem mit einbeziehe, wobei es äußerst selten vorkommt, dass sich ein Mensch tatsächlich für einen Gott hält. Es kommt jedoch wesentlich häufiger vor, das Götter vermenschlicht werden und mit ihnen magische Regeln aufgestellt werden.

Hierfür möchte ich ein Gedankenspiel einfügen :

Nehmen wir an, irgendeine Kultur, irgendeines Landes vor 3000 Jahren hätte Gott A.

Die Menschen im Norden des Landes würden diesen A als Sonnengott betrachten, der grausam alles verbrennt, was ihm unter die Nase kommt (und gnädigerweise die Ernte sprießen lässt).

Die Menschen im Süden des gleichen Landes, würden jedoch A als Pferdegott betrachten, der den Menschen die Weisheit geschenkt hat.

Alle Menschen haben den gleichen Namen, das gleiche Bildnis und die gleichen Anrufungsriten.

Nehmen wir weiter an, das bei magischen Operationen dieser Gott als Katalysator dienen kann.

Die Magie der Menschen im Norden funktioniert auf der Basis dieses Gottes, genau wie die Magie der Menschen im Süden, auch wenn sie völlig verschieden Ziele verfolgen.

Wenn nun ein Archäologe ein schriftliches Zeugnis dieser Kultur finden würde, dieses aber falsch übersetzt und aufgrund des Fehlers davon überzeugt ist, bei dem Gott handele es sich um A. den großen weißen Sensenmann, dann wird es interessant.

Bedient sich nun dieser Archäologe dieses Gottes um seiner eigenen Magie nachzugehen (wir nehmen an, der Mann betreibt auch Magie), so funktioniert auch sein Bild von A.

Ein Gott ist somit nichts weiter als ein Werkzeug des Geistes der Menschen. Ein schön buntes und kreatives, aber immer noch nur ein Werkzeug.

Nun wage ich es nicht, mich dieser Meinung völlig anzuschließen, da ich es nicht riskieren möchte einem göttlichen Zeitgenossen Rede und Antwort zu stehen. Die Existenz der Götter als solche zu analysieren überschreitet zudem meine persönlichen Fähigkeiten, daher denke ich einfach: „es gibt sie“ und Ende.

Ich habe jedoch gelernt vorsichtig zu sein, wenn es darum geht Götter und Magie zu verknüpfen und eine sich bedingende Kausalreihe mit ihnen zu kreieren. 

Der Mensch ist mit einem unglaublichen Instrument ausgestattet, seinem Geist, seiner Vorstellungskraft und Kreativität. Wir erschaffen Bilder in unseren Köpfen und lassen darauf wunderschöne Skulpturen entstehen, oder Gedichte, oder einen Kuchen oder einen Kuss. Dieses Instrument einzusetzen, bedeutet, Magie zu wirken.

Sind wir mal ehrlich; Was bringt ein 4 Stunden Ritual bei dem es um persönliches Wohlbefinden geht, wenn man in 5 Minuten 3 Freunde anrufen kann und mit denen einen schönen Abend verleben kann und damit das gleiche (oder bessere Wohlbefinden) herstellen kann.

Magie ist immer subjektiv, ich würde sogar soweit gehen und behaupten, sie ist niemals gleich.

Der Mensch, der Magie wirkt, sollte sich nicht durch Bilder oder Regeln beeinflussen lassen, die ihn nur weiter davon entfernen, tatsächlich etwas zu bewirken. Ich meine damit nicht, lasst alle Regeln fallen und macht euch eure eigenen. Regeln sind wichtig, besonders beim Umgang mit anderen Menschen, gerade weil jeder Mensch anders ist. Ich meine damit lediglich, hinterfragt doch mal manche Regeln, manche Automatismen die ihr gelernt habt. Wir sind schließlich Menschen und entwickeln uns und damit auch unsere Regeln und Formeln weiter. Wir sind nicht weniger wert als Elfen oder Engel oder in unserer Vorstellung kreierte Avatare, denn wir sind in der Lage uns und selbst unsere antrainierten Vorstellungen zu verändern.

Der Mensch ist Mensch.

Bernd Schäfer

 

 

 

 

       

 

 

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