6. Nürnberger Autorentreffen
Auch in diesem Jahr gab es wieder an Himmelfahrt das Nürnberger Autorentreffen im Fabersaal im Gewerbemuseum. Da es bereits mein drittes Treffen war, kannte ich die Räumlichkeiten schon. Und auch diesmal standen drei Vorträge auf dem Programm.
Als erstes las die Wiener Krimiautorin Edith Kneifl, die einstmals Psychologie studiert hat. Ihr Vortrag "Detektive der Seele - warum Hercule Poirot und Miss Marple ledig sind" betrachtete Krimi-Detektive aus der Sicht der Freudschen Psychoanalyse im Zusammenhang mit der sog. "Urszene". Laut ihrer Deutung entspringt der Spass am Aufklären eines Verbrechens dem Bedürfnis des kleinen Kindes, die Bedeutung des Verkehrs seiner Eltern zu verstehen. Außerdem gab Edith Kneifl einige Erfahrungen und Anekdoten aus ihrer langen Karriere als Autorin zum Besten. Insgesamt hat der Vortrag mir einige Unterschiede zwischen amerikanischen und europäischen Krimis einerseits und modernen und älteren Krimis andererseits aufgezeigt. Andererseits halte ich nichts von der Freudschen Psychoanalyse, da Freud von Annahmen ausgeht, die ich für fragwürdig halte. Trotzdem empfand ich den Vortrag als Bereicherung.
Das Mittagessen gab es im Marientorzwinger, direkt neben dem Gewerbemuseum. Das Essen dort war wie jedes Jahr sehr gut. Ich hatte Kässpätzle - lecker!
Den zweiten Vortrag hielt Titus Müller zum Thema "Vom Rohtext zum Roman". Titus zeigte darin auf, dass ein Roman harte Arbeit bedeutet, und dass im Normalfall kaum ein Wort vom ersten Entwurf einer Szene sich in der Endversion wiederfindet.
Dazu gab Titus jede Menge Tipps zur Ausgestaltung einer Szene. Bei Dialogen etwa ist es wichtig, dass sie sich wirklich "gesprochen anfühlen" und nicht wie Schriftsprache wirken. Ebenso ist es wichtig, bei Schilderungen konkret zu werden. Titus brachte das gute Beispiel "Ein Hund bellte mich an" vs. "Eine Bulldogge bellte mich an". Die Bulldogge kann sich der Leser sofort vorstellen, "Hund" dagegen ist zu abstrakt, zu allgemein (ein "Hund" kann alles mögliche sein vom Chihuahua bis zum Bernhardiner). Ebenso schlecht ist der übermäßige Einsatz von Adjektiven (wobei ich mich nun frage, was Titus wohl zu den Werken H.P. Lovecrafts sagen würde). Ein weiteres Thema sind Wiederholungen, seien es Wort- oder Konstruktionswiederholungen (letzteres ist etwa der Fall, wenn vier Sätze am Stück mit "Er.." beginnen).
Außerdem sollte man sich laut Titus fragen, ob die Szene ausführlich genug geschildert ist (witzig, das Problem hatte ich nie :) , ich neige zu überbordenden detailreichen Beschreibungen alla Tolkien).
Insgesamt war Titus' Vortrag wieder einmal derjenige, der mir am meisten geholfen hat.
Der nächste Vortrag kam von Roland Rosenbauer, den ich vorher schon als SF-Autor kannte. Hier erfuhr ich, dass er im Hauptberuf Radiomoderator beim Funkhaus Nürnberg ist. Roland Rosenbauer referierte über das Verfassen von Texten fürs Radio. Hierbei ist einiges zu beachten. Ein guter Lesetext ist unter Umständen fürs Radio völlig ungeeignet, weil die Sätze zu lang sind und dadurch die Zuhörer überfordern. Bei Radiotexten gelten sogar einige Dinge als positiv, die bei geschriebenen Texten absolute "Nos" sind, etwa die Wiederholung von Begriffen wie etwa "Der Bundesrat". In einem Schreibtext würde man variieren: "Die Länderkammmer", "Die Vertretung der Länder" usw. Ein Zuhörer im Radio wäre mit solchen Variationen überfordert.
Abend waren wir dann im "Barfüßer" in Nürnberg, eine bekannte Lokalbrauerei mit einer angeschlossenen traditionellen Gaststätte. Dort hatte ich eine leckere lokale Spezialität:
Saure Zipfel. Das sind kleine Rostbratwürste, die in Essig gekocht werden. Sehr lecker!
Im Gespräch am Tisch lernte ich übrigens von einer Teilnehmerin einen neuen Begriff: Systemsprung. Laut der deutschen Wikipedia liegt ein Systemsprung dannn vor, wenn ein Text realistisch beginnt und dann ins phantastische wechselt und umgekehrt. Beispiele dafür sind "Alice im Wunderland" und die Serie "Buffy". Auch mein Romanprojekt enthält einen solchen Systemsprung.
Danach gab es noch ein paar Lesungen von Teilnehmern, beschränkt auf acht Minuten. Als besonders gelungen ist mir davon eine "umgeschriebene" Rotkäppchen-Version im Gedächtnis geblieben.
Insgesamt hat sich auch dieses Autorentreffen für mich gelohnt. An dieser Stelle nochmals ein Dank an Ursula Schmid-Spreer für ihre hervorragende Arbeit, ohne die es dieses wunderbare Treffen nicht gäbe. Ich komme 2010 wieder!
Auch in diesem Jahr gab es wieder an Himmelfahrt das Nürnberger Autorentreffen im Fabersaal im Gewerbemuseum. Da es bereits mein drittes Treffen war, kannte ich die Räumlichkeiten schon. Und auch diesmal standen drei Vorträge auf dem Programm.
Als erstes las die Wiener Krimiautorin Edith Kneifl, die einstmals Psychologie studiert hat. Ihr Vortrag "Detektive der Seele - warum Hercule Poirot und Miss Marple ledig sind" betrachtete Krimi-Detektive aus der Sicht der Freudschen Psychoanalyse im Zusammenhang mit der sog. "Urszene". Laut ihrer Deutung entspringt der Spass am Aufklären eines Verbrechens dem Bedürfnis des kleinen Kindes, die Bedeutung des Verkehrs seiner Eltern zu verstehen. Außerdem gab Edith Kneifl einige Erfahrungen und Anekdoten aus ihrer langen Karriere als Autorin zum Besten. Insgesamt hat der Vortrag mir einige Unterschiede zwischen amerikanischen und europäischen Krimis einerseits und modernen und älteren Krimis andererseits aufgezeigt. Andererseits halte ich nichts von der Freudschen Psychoanalyse, da Freud von Annahmen ausgeht, die ich für fragwürdig halte. Trotzdem empfand ich den Vortrag als Bereicherung.
Das Mittagessen gab es im Marientorzwinger, direkt neben dem Gewerbemuseum. Das Essen dort war wie jedes Jahr sehr gut. Ich hatte Kässpätzle - lecker!
Den zweiten Vortrag hielt Titus Müller zum Thema "Vom Rohtext zum Roman". Titus zeigte darin auf, dass ein Roman harte Arbeit bedeutet, und dass im Normalfall kaum ein Wort vom ersten Entwurf einer Szene sich in der Endversion wiederfindet.
Dazu gab Titus jede Menge Tipps zur Ausgestaltung einer Szene. Bei Dialogen etwa ist es wichtig, dass sie sich wirklich "gesprochen anfühlen" und nicht wie Schriftsprache wirken. Ebenso ist es wichtig, bei Schilderungen konkret zu werden. Titus brachte das gute Beispiel "Ein Hund bellte mich an" vs. "Eine Bulldogge bellte mich an". Die Bulldogge kann sich der Leser sofort vorstellen, "Hund" dagegen ist zu abstrakt, zu allgemein (ein "Hund" kann alles mögliche sein vom Chihuahua bis zum Bernhardiner). Ebenso schlecht ist der übermäßige Einsatz von Adjektiven (wobei ich mich nun frage, was Titus wohl zu den Werken H.P. Lovecrafts sagen würde). Ein weiteres Thema sind Wiederholungen, seien es Wort- oder Konstruktionswiederholungen (letzteres ist etwa der Fall, wenn vier Sätze am Stück mit "Er.." beginnen).
Außerdem sollte man sich laut Titus fragen, ob die Szene ausführlich genug geschildert ist (witzig, das Problem hatte ich nie :) , ich neige zu überbordenden detailreichen Beschreibungen alla Tolkien).
Insgesamt war Titus' Vortrag wieder einmal derjenige, der mir am meisten geholfen hat.
Der nächste Vortrag kam von Roland Rosenbauer, den ich vorher schon als SF-Autor kannte. Hier erfuhr ich, dass er im Hauptberuf Radiomoderator beim Funkhaus Nürnberg ist. Roland Rosenbauer referierte über das Verfassen von Texten fürs Radio. Hierbei ist einiges zu beachten. Ein guter Lesetext ist unter Umständen fürs Radio völlig ungeeignet, weil die Sätze zu lang sind und dadurch die Zuhörer überfordern. Bei Radiotexten gelten sogar einige Dinge als positiv, die bei geschriebenen Texten absolute "Nos" sind, etwa die Wiederholung von Begriffen wie etwa "Der Bundesrat". In einem Schreibtext würde man variieren: "Die Länderkammmer", "Die Vertretung der Länder" usw. Ein Zuhörer im Radio wäre mit solchen Variationen überfordert.
Abend waren wir dann im "Barfüßer" in Nürnberg, eine bekannte Lokalbrauerei mit einer angeschlossenen traditionellen Gaststätte. Dort hatte ich eine leckere lokale Spezialität:
Saure Zipfel. Das sind kleine Rostbratwürste, die in Essig gekocht werden. Sehr lecker!
Im Gespräch am Tisch lernte ich übrigens von einer Teilnehmerin einen neuen Begriff: Systemsprung. Laut der deutschen Wikipedia liegt ein Systemsprung dannn vor, wenn ein Text realistisch beginnt und dann ins phantastische wechselt und umgekehrt. Beispiele dafür sind "Alice im Wunderland" und die Serie "Buffy". Auch mein Romanprojekt enthält einen solchen Systemsprung.
Danach gab es noch ein paar Lesungen von Teilnehmern, beschränkt auf acht Minuten. Als besonders gelungen ist mir davon eine "umgeschriebene" Rotkäppchen-Version im Gedächtnis geblieben.
Insgesamt hat sich auch dieses Autorentreffen für mich gelohnt. An dieser Stelle nochmals ein Dank an Ursula Schmid-Spreer für ihre hervorragende Arbeit, ohne die es dieses wunderbare Treffen nicht gäbe. Ich komme 2010 wieder!
Labels: Autoren, Autorentreffen, Edith Kneifl, Nürnberg, Roland Rosenbauer, Titus Müller
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