Medien-Stalinismus oder Der Albtraum des RegulierersVor der Erfindung bzw. weiteren Verbreitung des Internets waren die meisten Bürger für ihre Informationen auf "klassische" Medien wie Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen angewiesen. Diese Medien waren zunächst rein öffentlich rechtlich. Als in den Achtzigern des vorigen Jahrhunderts private Anbieter zugelassen wurden, unterlagen diese einer Lizenzierung durch die
Landesmedienanstalten. Dadurch waren diese Medien in gewisser Weise reguliert.
Durch das Internet hat sich dies insofern geändert, als dass nun jeder, der möchte, dort senden kann (Podcasts, Internetradio etc.). Das alles findet statt ohne Kontrolle der Landesmedienanstalten.
Norbert Schneider, Direktor der Landesmedienanstalt NRW, ist dies ein Dorn im Auge. Daher
forderte er eine Kontrolle auch dieser Inhalte.
Schneider meint, das Internet habe traditionelle, vor allem am Rundfunk ausgerichtete Modelle der Medienregulierung über den Haufen geworfen. Aus dem Privileg, Rundfunk zu gestalten, werde "ein bezahlbares Jedermann-Prinzip". Dies sei für Regulierer ein Albtraum, da "der Wert der Lizenz absackt".
Der erste Satz ist sachlich richtig. Der zweite und dritte zeigt eine meiner Ansicht nach seltsame Denkweise. Gegen das "Jedermann-Prinzip" kann eigentlich nur sein, wer ein absoluter Kontrollfreak ist.
Und genau in diese Richtung scheinen Norbert Schneiders Gedanken zu gehen. Ich habe einen ähnlichen Eindruck wie
Thomas Knüwer vom Handelsblatt-Blog:
Ja, für ihn [Norbert Schneider] ist das ein Albtraum. Für eine demokratische Gesellschaft aber ein Traum. Wir können uns nun entscheiden, wen wir höher gewichten: unsere Gesellschaftsform oder Norbert Schneider.
Für mich ist die Entscheidung klar.
Insofern finde ich es auch gerechtfertigt, Norbert Schneiders Geisteshaltung als "Medien-Stalinismus" zu geißeln. Wir (die mündigen Bürger) sollen auch im Internet nur sehen dürfen, was andere für uns freigegeben haben. Das erinnert nicht nur Thomas Knüwer, sondern auch mich stark an China.
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