21.1.08

Zwischen Hasskappe und rosaroter Brille

In Burks'Blog fand ich den folgenden Kommentar zum Eintrag "Drill für Dumpfbacken" (Schreibfehler im Original):
naja, kein Einwand zunächst, nur sollte man nie in Immigranten-Idyllik machen.

Ein wesentlicher Beitrag dazu, Rassisten kalt die Diskurstür zu weisen, wäre der, in Einwanderern weder ?Scheiß-Neger? noch edle Wilde mit reinem Herzen zu sehen. Natürlich gibt es auch Gewalt und Rassismus durch Einwanderer - nur ein Idiot kann das bestreiten - und solange der verblödete, angelinkste, bachblütentherapierte deutsche rotgrün Mittelstand sich hier der Realität verweigert, wird Koch immer ranzuzocken versuchen (obs diesmal langt, ist ne andere Sache). Man muss Rassismus immer Rassismus, Gewalt immer Gewalt nennen - und Rassismus und Gewalt sind nunmal nicht in Ordnung.
Die Formulierung "verblödete, angelinkste, bachblütentherapierte deutsche rotgrün Mittelstand" halte ich für leicht polemisch überspitzt, aber ansonsten hat der Schreiber dieses Kommentars recht. Beim Umgang mit dem komplexen Thema "Migration" helfen weder eine Hasskappe noch eine rosarote Brille. Vielmehr ist jede "Immigranten-Idyllik" eine Steilvorlage für Rassisten, die genüßlich auf reale Gewalttaten hinweisen können. Genauso funktioniert ja auch die momentane Wahlkampfstrategie des Herrn Koch (bzw. so wie es jetzt den Anschein hat, funktioniert sie eben nicht, sondern wird zum Griff ins Klo).

In diesem Weblog versuche ich immer, auf der Waage zu bleiben. Wer Rassismus und/oder Sexismus nur dann anprangert, wenn dieser von "weißen Deutschen" ausgeht, handelt meiner Meinung nach selbst rassistisch.

In diesem Zusammenhang ein Video von Hagen Rether, das bereits in vielen Blogs gepostet wurde.



Dieses Video enthält viele sehr gute Gedanken, etwa den, dass heutzutage viele Medien (gezeigt am Beispiel mehrerer SPIEGEL-Titelbilder) den Islam vorzugsweise als finster darstellen und insofern ein Feindbild aufbauen. In einem Punkt irrt Hagen Rether meiner Meinung nach aber. Im Mittelteil setzt er Ehrenmorde mit Familiendramen gleich. Das ist meiner Ansicht nach falsch. Ehrenmorde richten sich fast ausschließlich gegen junge Frauen türkischer Herkunft, die sich in unsere Gesellschaft integrieren wollen und damit ihren (eher patriarchal-fundamentalistisch denkenden) Vätern und Brüdern ein Dorn im Auge sind. Familiendramen dagegen sind alters- und geschlechtsneutral. Entweder hat Hagen Rether hier bewußt satirisch überzogen (das halte ich am wahrscheinlichsten), oder er ist auch auf die "Immigranten-Idyllik" hereingefallen.

Labels: , , ,