1.7.07


Zodiac - der Film

Dienstag letzter Woche sah ich im Kino "Zodiac", den neuen Film über den gleichnamigen Serienkiller, der Ende der Sechziger bzw. Anfang der Siebziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts in und bei San Francisco sein Unwesen trieb. Der Zodiac dürfte einer der bizarrsten Serienkiller aller Zeiten gewesen sein: er sandte verschlüsselte Botschaften an Zeitungen und zwang sie mit gemeinen Drohungen dazu, sie abzudrucken; und er erdreistete sich sogar, in einer Frühstücks-Fernsehsendung anzurufen! (Heute würde das niemand mehr machen; damals brauchte man fünfzehn Minuten, um einen Anruf zurückzuverfolgen, heute genügen laut Navy:CIS 45 Sekunden).

Ich habe mir bereits vor einigen Jahren die beiden Bücher von Robert Graysmith, auf denen der Film basiert, zugelegt, gerade eben weil der Fall so bizarr war.

Trotz des an sich unbefriedigenden Endes (der Killer wird, wie auch in der Realität, nicht gefaßt) war der Film gut. Die Stimmung der damaligen Zeit (San Francisco in der Hippie-Ära) kam gut rüber. Ich habe sogar etwas gelernt; mir war nämlich nicht klar gewesen, dass der Schurke "Scorpio" im ersten "Dirty Harry"-Film auf dem Zodiac basiert.

Was ebenfalls im Film gut rüberkam, war eine Eigenschaft des Zodiac, die gerne übersehen wird: Bei aller Bizarrheit war der Killer keineswegs innovativ, sondern im höchsten Grade imitativ. Das ging so weit, dass er sogar sowohl seinen "Künstlernamen" als auch sein Logo (s.o.) einer Mitte der Sechziger Jahre erschienenen Werbeanzeige für Armbanduhren entnahm. Im Nachhinein finde ich das regelrecht peinlich.

In einem Punkt stimme ich mit Robert Graysmith nicht überein. Graysmith schlug einen gewissen Arthur Leigh Allen als den Täter vor. Aber eine 2002 durchgeführte teilweise DNA-Analyse von Speichelspuren an vom Zodiac stammenden Briefumschlägen kam zu dem Ergebnis, dass Allen nicht der Täter gewesen sein kann. Ein paar Leute haben das damit erklärt, dass Allen einen Komplizen gehabt hätte und dass der die Briefumschläge abgeleckt und zugeklebt habe. Das kann man meiner Meinung nach ausschließen. In den Sechziger Jahren war man weit davon entfernt, Gentests mit heutiger Genauigkeit durchzuführen; folglich kann Allen das unmöglich ins Kalkül gezogen haben.

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1 Kommentare:

Anonymous MartinM meinte...

Da stimmt nicht unbedingt, jedenfalls nicht aus der (immer etwas paranoiden) "Tätersicht":
Ein paar Leute haben das damit erklärt, dass Allen einen Komplizen gehabt hätte und dass der die Briefumschläge abgeleckt und zugeklebt habe. Das kann man meiner Meinung nach ausschließen. In den Sechziger Jahren war man weit davon entfernt, Gentests mit heutiger Genauigkeit durchzuführen; folglich kann Allen das unmöglich ins Kalkül gezogen haben.
Im aus dem Jahr 1978 stammenden Krimi "Kein Reihenhaus für Robin Hood" von -ky rät Britta, die "Komplizin" des Ich-Erzählers, ihm dringend ab, die Briefmarken für anonyme Briefe "abzuschlecken"; er hält das für überzogen, feuchtet die Marken aber trotzdem mit einem nassen Schwamm an.
In einem Krimi des schwedischen Autornduos Sjöwall/Wahlöö hat, wenn ich mich richtig erinnere, schon Ende der 60er ein Täter panische Angst, anhand von Speichelspuren identifiziert zu werden (ich müsste die Stelle aber erst suchen, dauert mir zulange).

6:42 AM  

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