Karriereoptimierung durch germanische Vornamen?
Fachidiotie kann manchmal seltsame Blüten treiben. Eine solche (Sumpf-)blüte hat MM in seinem Weblog aufgespießt: Der Namensforscher Jürgen Udolph fordert, dass Eltern ihre Kinder so benennen sollten, dass es später einmal der Karriere förderlich wird:
Wie aber soll man sein Kind nennen? Prof. Udolph hat hier sehr genaue Vorstellungen: man soll seinen Kindern germanische Vornamen geben.
Wie Martin hatte ich auch hier die Assoziation: "Deutsche, gebt euren Kindern deutsche Vornamen". Von Botschaft per Namen halte ich auch wenig; und dass alle biblischen Vornamen immer um Gott kreisen, hat Martin bereits widerlegt.
[Sarkasmus on]
Mir ist noch etwas eingefallen: man könnte doch die Karriereorientierung per Namen weitertreiben und seinem Kind die Karriere per Vorname in den Weg legen.
Soll das Kind eines Tages die Welt erobern, empfehlen sich Vornamen wie Alexander (Dschinghis, obwohl naheliegend, scheidet leider aus, da dieser in Deutschland ein relativ schlechtes Image hat :) ); bei Frauen Victoria. Für zukünftige Fußballer erscheinen Franz, Uwe, Gerd oder (bei Torwarten) Oliver und Jens angemessen. Soll das Kind einmal Rockstar werden, so liegen Namen wie Johann (John), Paul, Georg (George) oder Richard (Ringo) - oder auch Michael (Mick) oder Keith - nahe. Wenn das Kind dagegen als Komponist einen Ruf haben soll, dann denke man an Johann Sebastian, Wolfgang Amadeus, Richard oder Ludwig.
Aber beim letzten Namen ist mir ein Problem aufgefallen. Ludwigs gab es mehrere in der Geschichte. Beim Namen Ludwig speziell läuft man Gefahr, dass das Kind sich nach dem "falschen" Ludwig entwickelt und als Folge davon lauter Märchenschlösser errichtet, sich massiv verschuldet, für unzurechnungsfähig erklärt wird und anschließend im Starnberger See ertrinkt :)))
[Sarkasmus off]
Mal ernsthaft: ich halte nichts davon, seinem Kind superexotische Namen zu geben; höchstens als Zweitname mit einem "normal" klingenden Rufnamen. Mir ist ein Fall bekannt, wo die Eltern mit Nachnamen Cäsar hießen und es ganz toll und witzig fanden, ihren Sohn "Julius" zu nennen - ha ha! Aber sich bei der Wahl des Namens von der Herkunft leiten zu lassen, finde ich albern. Noch absurder ist für mich der Gedanke, die Namenswahl vom Geschmack zukünftiger Personalchefs abhängig zu machen. Ein Vorname sollte gut zum Nachnamen passen und - zumindest als Erstname - nicht zu abgedreht sein; wo der Vorname selbst herkommt (germanisch, biblisch, römisch, griechisch...), ist für mich irrelevant. Namen, die negative Assoziationen erwecken (z.B. Adolf) verbieten sich von selbst.
Fachidiotie kann manchmal seltsame Blüten treiben. Eine solche (Sumpf-)blüte hat MM in seinem Weblog aufgespießt: Der Namensforscher Jürgen Udolph fordert, dass Eltern ihre Kinder so benennen sollten, dass es später einmal der Karriere förderlich wird:
Personalchefs wissen, dass die oberen Schichten kurzzeitige Moden scheuen und werden eine Mandy, Cindy oder einen Kevin instinktiv der mediengläubigen, bildungsfernen Unterschicht zuordnen ? was ihnen als Bewerber für akademische Jobs Minuspunkte bringt. "Mandy Müller ist als Friseurin glaubhaft, als Anwältin oder Designerin dürfte sie es schwerer haben", sagt Prof. Jürgen Udolph, Inhaber des einzigen deutschen Lehrstuhls für Namenskunde in Leipzig. "Namen sind wie Stammbücher, sie erzählen viel über Herkunft und soziales Umfeld."
Wie aber soll man sein Kind nennen? Prof. Udolph hat hier sehr genaue Vorstellungen: man soll seinen Kindern germanische Vornamen geben.
Für die Zukunft hält Udolph denn auch eine Rückbesinnung auf germanische Namen für möglich: "Genealogie ist nach Sex das zweithäufigste Suchwort im Internet. Mit steigendem Interesse an der Herkunft wächst auch das Bewusstsein für die eigene Geschichte. Wer etwa um die Bedeutung seines Familiennamens weiß, wird sich eher fragen, ob man diesen mit asiatischen, arabischen und afrikanischen Vornamen mischen sollte.
[...]
Auch der Wunsch, den Kindern mit dem Namen eine Botschaft mitzugeben, spricht nach Ansicht des Leipziger Wissenschaftlers eher gegen ausländische und selbst biblische Idiome. Denn während deren Bedeutungsgehalt vor allem um Gott kreise, bezögen sich germanische Namen auf Allgemeineres wie Mut, Kraft, Durchsetzungsvermögen, Kampf, Freundschaft, Schutz, Weisheit, Ehre, Herrschaft und Heimat.
Wie Martin hatte ich auch hier die Assoziation: "Deutsche, gebt euren Kindern deutsche Vornamen". Von Botschaft per Namen halte ich auch wenig; und dass alle biblischen Vornamen immer um Gott kreisen, hat Martin bereits widerlegt.
[Sarkasmus on]
Mir ist noch etwas eingefallen: man könnte doch die Karriereorientierung per Namen weitertreiben und seinem Kind die Karriere per Vorname in den Weg legen.
Soll das Kind eines Tages die Welt erobern, empfehlen sich Vornamen wie Alexander (Dschinghis, obwohl naheliegend, scheidet leider aus, da dieser in Deutschland ein relativ schlechtes Image hat :) ); bei Frauen Victoria. Für zukünftige Fußballer erscheinen Franz, Uwe, Gerd oder (bei Torwarten) Oliver und Jens angemessen. Soll das Kind einmal Rockstar werden, so liegen Namen wie Johann (John), Paul, Georg (George) oder Richard (Ringo) - oder auch Michael (Mick) oder Keith - nahe. Wenn das Kind dagegen als Komponist einen Ruf haben soll, dann denke man an Johann Sebastian, Wolfgang Amadeus, Richard oder Ludwig.
Aber beim letzten Namen ist mir ein Problem aufgefallen. Ludwigs gab es mehrere in der Geschichte. Beim Namen Ludwig speziell läuft man Gefahr, dass das Kind sich nach dem "falschen" Ludwig entwickelt und als Folge davon lauter Märchenschlösser errichtet, sich massiv verschuldet, für unzurechnungsfähig erklärt wird und anschließend im Starnberger See ertrinkt :)))
[Sarkasmus off]
Mal ernsthaft: ich halte nichts davon, seinem Kind superexotische Namen zu geben; höchstens als Zweitname mit einem "normal" klingenden Rufnamen. Mir ist ein Fall bekannt, wo die Eltern mit Nachnamen Cäsar hießen und es ganz toll und witzig fanden, ihren Sohn "Julius" zu nennen - ha ha! Aber sich bei der Wahl des Namens von der Herkunft leiten zu lassen, finde ich albern. Noch absurder ist für mich der Gedanke, die Namenswahl vom Geschmack zukünftiger Personalchefs abhängig zu machen. Ein Vorname sollte gut zum Nachnamen passen und - zumindest als Erstname - nicht zu abgedreht sein; wo der Vorname selbst herkommt (germanisch, biblisch, römisch, griechisch...), ist für mich irrelevant. Namen, die negative Assoziationen erwecken (z.B. Adolf) verbieten sich von selbst.
2 Kommentare:
Übrigens gab es in den 1920er Jahren ein Buch mit dem Titel "Deutsche Kinder - deutsche Namen" von einem gewissen Ludwig Fahrenkrog, weithin vergessener Jungendstilmaler und -Dichter und Gründer der "Germanischen Glaubens Gesellschaft", der sich auch sehr für germanische Namen starkmachte. Immerhin dürfte die heutige GGG die Namensfrage weniger "deutschvölkisch" eng sehen als der alte Ludwig F. - sonst hätte der GGG-Neugründer nicht nur den Künstlernamen "Allsherjargode" in seinen Personalausweis eintragen lassen, sondern sich einen komplett neuen Namen zugelegt ....
Vielleicht hängt sich der Professor etwas zu weit aus dem Fenster.
Als Namensforscher ist man noch lange kein Archäologe.
Allerdings muss ich jedesmal schmunzeln, wenn mir ein Opfer ostdeutscher Westsehnsucht über den Weg läuft.
Hier eine kleine Sammlung der schönsten Verbrechen an den eigenen Kindern:
http://www.jux.de/userlist57h121.html
...und hier mein absoluter Liebling, soviel zum Thema bildungsferne Unterschicht:
http://www.jux.de/mandy18
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