5.2.07

Der Autor und der Weltverbesserer

Vor etwa 2.800 Jahren (die Gelehrten sind sich nicht ganz einig) schrieb ein gewisser Homer in Griechenland die beiden Werke "Ilias" und "Odyssee", die man heute als Fantasy im weitesten Sinne einordnen würde. Beide erlangten im antiken Griechenland schnell Popularität. Unter anderem las um 340 v.u.Z. ein makedonischer Königssohn die "Odyssee" und die "Ilias". Dieser Königssohn namens Alexander bezog seine spirituelle Grundeinstellung aus Homers Werken - und mit diesen Werken im Gepäck zog er los und eroberte den Großteil der damals bekannten Welt, bis er im Alter von knapp 33 Jahren starb. Durch seine Eroberungen änderte Alexander den Verlauf der Menschheitsgeschichte erheblich.

Eine weitere Sache ist beim Lesen des Alexander-Buches von Robin Lane Fox aufgefallen: Die Welt nach Alexanders Tod war nicht nur verändert, sie war besser. (Vermutlich werden mich viele Historiker für diese These schlagen :) ). Also war Alexander im positiven Sinne ein Weltverbesserer.

Und Homer, der Alexanders Grundeinstellung geliefert hatte war einer der einflußreichsten Fantasy-Autoren aller Zeiten. Ich nehme stark an, dass Homer diese Wirkung seiner Werke nicht nur nicht beabsichtigt hat - er hätte sie niemals für möglich gehalten.

2 Kommentare:

Anonymous MartinM meinte...

Mir widerstrebt es auch, eine Kriegsverbrecher wie Alexander den Groben als "Weltverbesserer" zu sehen - da halt ich´s mit Christian Morgenstern: "Kränz einen Welteroberer nicht/ zitier ihn vor das Weltgericht!"

Pragmatisch gesehen sind Alexanders Eroberungszüge ein gutes Beispiel für das Mephisto-Prinzip ("Ich bin ein Teil von jener Kraft / Die stets das Böse will und stets das Gute schafft").

Die Epen "Odyssee" und "Ilias" würde ich aber auch aus heutiger Sicht nicht als "Fantasy" bezeichnen, denn a) zu Homers Zeiten und auch noch viel später hielt man den Trojanischen Krieg, so wie er von Homer geschildert wurde, für eine historische Tatsache - und b) Homers Epen sind mythologische Schriften und spielen in der altgriechischen Religion eine wichtige Rolle. Man kann zwar sagen, dass auch Tolkien einen Mythos schuf, aber er, als Katholik, schuf ihn gewiss nicht aus religiösen Motiven (im weitesten Sinne).
Ich räume aber ein, dass es in der moderen Fantasy Grenzfälle gibt - z. B. ist MZBs Nebel von Avalon ein Wicca-Mythos, in dem sie ihre (gemäßigt feministische) Auffassung von Wicca vor dem Hintergrund eines älteren Mythos (mit historischem Kern), der Arthussage, darlegt. (MZB war tatsächlich Wicca-Hohepriestrin, trotz ihrer gleichzeitigen Mitgliedschaft in einer (ziemlich ungewöhnlichen) christlichen Glaubengemeinschaft.)

3:41 PM  
Blogger *V.K.* meinte...

Nach heutigen Maßstäben hast du recht - Alexanders Methoden würden in der heutigen Zeit gegen die Menschenrechte verstoßen und sind daher heute absolut indiskutabel. Sowohl die Ethik als auch die Technik haben sich in den letzten 2300 Jahren weiterentwickelt. Wenn man aber Alexanders Umfeld bedenkt, und wenn man dazunimmt, dass Aufklärung und Humanismus, wie wir sie heute kennen, im Prinzip unbekannt waren,
schneidet Alexander gar nicht mehr so schlecht ab. Die Verbesserung der Welt mag nicht in seinen Intentionen gelegen haben. Ein heutiger Alexander (oder eine Alexandra) dürfte m.E. nicht militärisch vorgehen.

D'accord, Homer ist mythisch, aber insofern ist er zumindest ein Vorläufer der epischen Fantasy.

9:43 PM  

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