30.11.06

Feuer für den Stamm

Die Singvøgel live in Wien - und am 9. Dezember auch in Adventon.

28.11.06

Klimawandel: Nur Kohlendioxid?

Heute morgen habe ich dem Darmstädter Echo entnommen, dass es in Darmstadt eine lokale "Agenda 21" Gruppe gibt, die sich "gegen den Klimanwandel" treffen will.

Nun ist es meiner Ansicht nach unbestreitbar, dass der CO2-Ausstoß der Menschheit die Erde aufwärmt. Wie stark, das ist derzeit noch umstritten. Aber in der aktuellen Klimadebatte wird vernachlässigt, dass auch andere Faktoren das Klima beeinflussen.

So gab es zwischen 1645 und 1715 nur wenige Sonnenflecken auf der Sonne (das sog. Maunder-Minimum), gleichzeitig gab es in Europa, Nordamerika und China sehr kalte Winter (man spricht daher auch von der "Kleinen Eiszeit"). Für mich ist das ein Indiz dafür, dass auch Schwankungen in der Strahlungsleistung der Sonne das Klima mit beeinflussen.

Wie stark welcher Faktor wirkt, und inwiefern die Faktoren sich gegenseitig beeinflussen, das ist derzeit, soviel ich weiss, nicht bekannt. Das heißt nicht, dass man den CO2-Ausstoß nicht verringern sollte. Ich will damit nur sagen, dass es nicht ganz so einfach ist, wie es manchmal in den Medien dargestellt wird.

Um auf das Anfangsthema zurückzukommen: ich bin gespannt, wie die o.g. Gruppe gegen eventuelle Änderungen in der Strahlungsleistung der Sonne vorgehen will :)

25.11.06

Z.E.N.S.U.R

Interessanter Vergleich des Abschiedsbrief des Amokläufers von Emsdetten. Telepolis hat die ungekürzte Fassung veröffentlicht, bei BILD und RTL dagegen war nur die gekürzte Fassung zu lesen - gekürzt vor allem bei medien- und gesellschaftskritischen Passagen, was ich sehr aufschlußreich finde.

(gefunden via Karan)

23.11.06

Zitat zum Unterschreiben

Von Michael Ende habe ich bei MM ein geniales Zitat gefunden, das aus der "Unendlichen Geschichte" stammt:
Er mochte keine Bücher, in denen ihm auf eine schlechtgelaute und miesepetrige Art die ganz alltäglichen Begebenheiten aus dem ganz alltäglichen Leben irgendwelcher ganz alltäglicher Leute erzählt werden. Davon hatte er ja schon in Wirklichkeit genug, wozu sollte er auch noch davon lesen? Außerdem haßte er es, wenn er merkte, daß man ihn zu was kriegen wollte. Und in dieser Art von Büchern sollte man immer, mehr oder weniger deutlich, zu was gekriegt werden.

Dieses Zitat kann ich nur unterschreiben. Es nervt mich, wenn ein Buch mir Aussagen eintrichtern oder gar einhämmern will. Und was soll ich mit Alltagsschilderungen in Buchform - den Alltag habe ich jeden Tag live und in Farbe. Dann schon lieber ab nach Mittelerde, oder Hogwarts, oder auf die Scheibenwelt, oder...

22.11.06

Stichworte

Über Karan habe ich bei Distelfliege einige Stichworte gefunden. Ich will meine Eindrücke zu diesen Stichworten wiedergeben:

Netzwerkeln
Ist superwichtig, gerade ich als Selbstständiger merke das immer mehr. Auch im privaten Bereich ist es mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, weil, wie Karan sehr richtig anmerkt, staatliche Strukturen immer löchriger werden.

Zusammenkommen
ist unerläßlich. Telefon, Internet etc. können ein persönliches Treffen niemals ersetzen.

Kollektiv
Dieses ursprünglich positiv gemeinte Wort hat für mich inzwischen einen negativen Beigeschmack. Es gab zuviele Kollektive, die nicht funktioniert haben. In der DDR wurden z.B. die Bauern Ende der Fünfziger Jahre gezwungen, sich zu LPGs zusammenzuschließen. Andererseits gab/gibt es in Israel die Kibbuzim auf freiwilliger Basis, die, soweit mir bekannt, recht gut funktionieren. Das extremste Kollektiv, mit dem ich mich in den Neunzigern lange beschäftigt habe, ist das - zugegebenermaßen fiktive - Borg-Kollektiv, in dem die einzelnen Mitglieder ihre Individualität komplett aufgegeben haben. Daher sage ich: Kollektive auf freiwilliger Basis mit Basisdemokratie: OK. Alles andere: nein danke (bis "bloß nicht!").

Wie Karan bevorzuge ich meine Heilsgemeinschaft, die ist konsensdemokratisch organisiert und läßt Raum für Individualität.

Kommune
Die "klassischen" Kommunen, die ich kenne, haben in den meisten Fällen nicht recht funktioniert. Andererseits gibt es interessante neueAnsätze, aber für die wäre der Begriff "Wohngemeinschaft" passender. Ich kann mir gut vorstellen, ähnlich wie Henning Scherf, eines Tages in einer solchen Wohngemeinschaft zu leben.

Selbstverantwortung
ist für mich elementar. Mir gehen Leute, die immer alles auf andere abwälzen (wahlweise der Staat, die "bösen" Mitmenschen, der "liebe Gott" etc.) gehörig auf den Keks.

Freiheit
ist noch elementarer als Selbstverantwortung (und eine Voraussetzung für letztere). Dieses Weblog kämpft ständig für die Freiheit. Ich habe hohen Respekt von allen Menschen, die sich zu ihrer Zeit für die Freiheit eingesetzt haben., Als ein Beispiel habe ich vor kurzem Rosa Luxemburg genannt. Unabdingbar zur Freiheit dazu gehören für mich die Menschenrechte.
Dartington College kämpft ums Überleben

Ich gebe zu, ich war noch nie am Dartington College. Aber Karan hat mit bereits einiges über ihre Studienzeit dort erzählt. Ihren Erzählungen nach zu schließen muss das Dartington College eine sehr hohe Lehrqualität aufweisen, mehr als so manche Riesenuni.

Und dieses College soll nun aus finanziellen Gründen mit einer Nachbaruni zusammengelegt werden. Dies wäre das Ende von Dartington College; die besondere Qualität der Lehre wäre auf immer verloren. Aber es regt sich Widerstand. Karan hat einiges davon in einem extra dafür eingerichteten Weblog dokumentiert.

Es ist gut, dass es diesen Widerstand gibt - und momentan zeigt sich ein Hoffnungsschimmer, dass das schöne College erhalten bleibt. Meiner Ansicht nach kann man im Bereich Lehre und Forschung nicht alles nach wirtschaftlichen Kriterien entscheiden, so wichtig diese in anderen Bereichen auch sein mögen.

21.11.06

Muss ich mir merken

Nyvision - Nyarlas Blog. Vor allem dieser Eintrag hier.
Zitat des Tages

In times of immediate crisis, nothing helps quite as much as watching some

Robin Williams

(gefunden bei Miss M.)

17.11.06

Fragwürdiges "Regionalranking"

Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM; eine Interessengruppe, die vor allem neoliberale Positionen vertritt) hat laut einem Bericht des Darmstädter Echos kürzlich ein "wissenschaftliches Regionalranking" veröffentlicht. In diesem Werk werden alle Regionen Deutschlands anhand bestimmter Kennzahlen miteinander verglichen.

Auf den ersten Blick mag das plausibel erscheinen. Prüft man jedoch nach, was hinter den Zahlen steckt, kommt man sehr schnell auf Unstimmigkeiten. Ein Beispiel bringt der o.g. Artikel: Darmstadt weist angeblich sehr viele Beschäftigte im öffentlichen Dienst auf: auf 100 Einwohner kommen 3,01 "öffentliche Dienstler". Damit setzt die INSM Darmstadt in Hessen auf den letzten Platz. Aber nirgendwo im Werk steht, wie diese Zahl zustandekommt:
Die Zahlen aus dem Jahr 2004 stammen demnach aus der Datenbank des Statistischen Bundesamtes – ?und lassen keine näheren Aufschlüsse zu“, räumt Buchweitz ein.

So speise zwar die Stadtverwaltung die Zahl der ?öffentlich Beschäftigten“, aber ?wohl auch“ das Regierungspräsidium, was eben nicht jede Stadt vorzuweisen hat. Doch über dessen Existenz ist man in Köln ohnehin nicht informiert. Unklar bleibt daher auch, ob zum Beispiel das in Darmstadt angesiedelte Landratsamt des Kreises zu dieser Statistik beiträgt.
Angesichts dieser Fakten stellt sich für mich die Frage, ob die Anzahl der öffentlichen Beschäftigten wirklich relevant ist für ein Unternehmen. Sie könnte höchstens positiv sein, z.B. für Anbieter privater Krankenversicherungen, die von Beamten gerne abgeschlossen werden.

Auch in anderen Punkten halte ich die Studie für zweifelhaft:
So wird Darmstadt zwar zum Hessen-Sieger erklärt beim Beschäftigtenanteil der Hochqualifizierten und erhält zudem hohe Werte bei der Wirtschaftsleistung je Einwohner. Aber eine Folge davon, nämlich überdurchschnittlich gute Einkommensverhältnisse (mit 34 054 Euro Bruttolohn pro Kopf und Jahr auf Rang 13 in Deutschland), wird wenige Sätze weiter negativ vermerkt:
Warum ist es negativ, wenn die Einwohner einer Stadt überdurchschnittlich gut verdienen? Mir fallen höchstens positive Gründe ein: viel Geld pro Einwohner bedeutet auch viel Kaufkraft - gut für den Einzelhandel. Vermutlich steckt dahinter eine "manchesterkapitalistische" Ideologie, nach der die arbeitende Bevölkerung möglichst wenig verdienen soll. Aus einer solchen Sicht wäre die Zahl tatsächlich negativ. Hier zeigt sich, dass zwischen den Zahlen jede Menge Ideologie verborgen ist - in diesem Fall eine Ideologie, die ich massiv ablehne.

Aufgrund dieser Tatsachen halte ich das "Regionalranking" für weitestgehend irrelevant. Einen echten Vergleich liefert es nicht. Ein Unternehmen, das z.B. auf der Suche nach einem neuen Standort ist, sollte sich eher nicht am "Regionalranking" orientieren.

TEST

TEST!

abc

16.11.06

Emilia Jones, Club Noir



Roman, Plaisir d'Amour-Verlag, 2006

Brüssel ist nicht gerade der Ort, an dem man Vampire vermutet. Aber genau dort spielt "Club Noir" von Emilia Jones - ein erotischer Vampirroman.

Die Londoner Galeristin Jesse Brown wird für vier Wochen dienstlich nach Brüssel geschickt. Sie soll dort in einer Galerie eine Ausstellung betreuen. Sie mag Brüssel nicht. Am ersten Abend streift sie ziellos durch die Stadt und gerät dabei in den geheimnisvollen "Club Noir". Hier lernt sie Louis kennen, einen Mann, der ihr zuerst faszinierend erscheint, kurze Zeit später aber in einem Nebenzimmer des Clubs zudringlich wird. Jesse wird jedoch von Louis erlöst durch den noch geheimnisvolleren Andrew, der Louis vertreibt und sie ins Hotel zurückbringt. Am nächsten Tag muss Jesse während der Arbeit ununterbrochen an Andrew denken. Als Andrew plötzlich in der Galerie auftaucht, landen beide zunächst in einem romantischen Café und später im Bett. Beide verlieben sich ineinander. Was Jesse jedoch nicht weiß: sowohl Andrew als auch Louis sind Vampire. Und Louis hat immer noch nicht vergessen, dass Andrew ihm im Club die bereits sicher geglaubte "Beute" (Jesse) entrissen hat...

Emilia Jones schafft in "Club Noir" eine Gratwanderung, bei der viele Autoren gescheitert sind. Die von ihr beschriebenen erotischen Szenen ? und davon gibt es in ?Club Noir? einige ? wirken erotisch, Das gelingt meiner Ansicht nach nur wenigen Autoren ? viele gleiten entweder ins Lächerliche und/oder ins Pornographische ab. Ebenfalls positiv ist, dass die Protagonisten in "Club Noir" nicht nur lieben, sondern auch ein normales Leben haben, das in den Roman mit einfließt. Die Beziehung wirkt sich teilweise negativ auf den beruflichen Alltag aus ? sowohl bei der Galeristin Jesse als auch beim Clubbesitzer Andrew. Außerdem gibt es natürlich die Unterschiede zwischen beiden -schließlich ist Andrew ein Vampir, und Jesse ein Mensch. Wie können beide auf Dauer mit diesem Unterschied klarkommen? Last not least gibt es auch noch Louis, der ihnen das Liebesglück nicht gönnt und im Hintergrund finstere Rachepläne schmiedet. Aus diesen Konflikten bezieht "Club Noir" seine Spannung. Ich hätte vorher nicht gedacht, dass ein erotischer Roman so spannend sein kann.

"Club Noir" ist ein hervorragender, erotischer und gleichzeitig spannender Vampir-Roman, den man allen Vampir-Fans wärmstens ans Herz legen kann. Auf jeden Fall ist es der erotischste Vampirroman, den ich je gelesen habe. Sehr empfehlenswert!

Inzwischen ist im gleichen Verlag ein weiteres Werk von Emilia Jones erschienen, das ebenfalls den Club Noir beinhaltet: "Michelles Verführung", Ich werde es rezensieren, sobald es mir vorliegt.

Website von Emilia Jones
Website des Plaisir d'Amour Verlags

13.11.06

Rom und Imperial

Rom und Imperial

Am Wochenende war ich bei Heino und Wiebke, dabei war ich am meisten beschäftigt mit Abkratzen  - Tapeten von der Wand kratzen, um genau zu sein :-) Aber am Samstagmorgen konnte ich einen kurzen Blick erhaschen auf die Fernsehserie "Rome". Diese Serie spielt im antiken Rom zur Zeit Cäsars. Was ich von der Serie gesehen habe, fand ich sehr interessant, auch wenn ich am Anfang dauernd an "Das Leben des Brian" denken musste. Die Handlung ist stellenweise recht krass: etwa, wenn Atia, die Nichte Cäsars, beschließt, dass ihr Sohn (ca, 15)  unbedingt zum Mann werden muss und ihn zu diesem Zweck ins Bordell schickt. Natürlich frage ich mich da, inwiefern die Serie historisch realistisch ist. Aber es macht Spaß, die anzusehen.

Dazu (in gewisser Weise) passend spielten wir am Samstagabend, nachdem es ein leckeres Essen gab und wir alle nicht mehr weiter abkratzen wollten, das Brettspiel Imperial , eine Mischung aus "Diplomacy" und "1830".

 Rom

12.11.06

Ewige Blumenkraft

Ewige Blumenkraft

Martin startete heute eine Serie zum Thema "Illuminismus", deren ersten Teil ich für sehr gut gelungen halte; informativ und voller sachlicher historischer Informationen. Als alter Fan der Illuminatus!-Trilogie habe ich diesen Teil sehr genossen und freue mich schon auf Teil 2.
Musikrichtung und Bühnenoutfit

Angesichts gewisser Änderungen bei den Singvøgeln habe ich mir meine Gedanken gemacht zum Thema "Kleidung auf der Bühne". Dabei habe ich entdeckt, dass die Bewertung eines Bühnenoutfits - zumindest bei Sängerinnen und Sängern - erheblich von der Musikrichtung abhängt.

Ein simples Beispiel: Sophie B. Hawkins tritt oft in Hemd, Jeans und barfuß auf. Zu ihrer Musik paßt das. Bei Tarja Turunen von Nightwish würde mich dasselbe Outfit auf der Bühne irritieren; hierbei lege ich die Kleidung aus "End of an Era" zugrunde. Umgekehrt würde es mich genauso irritieren, wenn Sophie B. Hawkins bei einem Live-Auftritt plötzlich wie Tarja Turunen angezogen wäre.

Wohlgemerkt: es geht mir nicht um einzelne Kleidungsstücke, sondern um den Gesamteindruck, der vermittelt wird.

9.11.06

Rückblick

Rückblick

Wie jedes Jahr erinnere ich heute an ein historisches Ereignis. Das heißt: genau genommen sind es drei:
- die Pogrome vom 9. November 1938, früher bekannt unter dem Namen "Reichskristallnacht"
- die Ausrufung der 1. deutschen Republik 1918.
- und - last not least - den Fall der Berliner Mauer

8.11.06

Stoßseufzer

Ich will ins Heimatland von Nightwish, Lordi, der Kalevala und den Leningrad Cowboys.
Gegen die schwarzen Löcher des Internet

Eine sehr gute Aktion von "Reporters sans Frontières". Klicks auf einer interaktiven Karte gegen die schwarzen Löcher des Internet, und noch ein paar Aktionen mehr. Habe mir gerade erlaubt, auf China zu klicken. Morgen früh suche ich mir noch ein "Loch" aus.

5.11.06

Musikalische Erkenntnis

Dieses Wochenende habe ich u.a. die Singvøgel bei einer Probe besucht und mir einige Mitschnitte der Probe angehört Dabei hat sich eine Erkenntnis bestätigt: das Hinzufügen eines Bandmitglieds kann enorme Auswirkungen auf den Sound einer Band haben. Im Falle von Sven, der als Drummer neuerdings bei den Singvøgeln dabei ist, ergab sich ein echter Qualitätssprung. Die alten Lieder rocken viel mehr, seitdem ein Schlagzeug dabei ist. Besonders gut sieht man dies an Liveauftritten: bisher musste bei jedem Lied entweder Duke oder Karan für den Rhythmus sorgen. Seitdem Sven dabei ist, kümmert er sich um den Rhythmus, und Duke und Karan können beide wesentlich unbeschwerter auf der Bühne agieren.

Eine weitere Erkenntnis: ein Drumcomputer kann niemals einen echten Schlagzeuger ersetzen.

4.11.06

Unsinnigstes Schreiben

Folgender Fall: Carmen vom Weblog "Eigensinniges" hat in einem Beitrag über ein Fax berichtet, das sie als PDF-Datei bekam. Alle persönlichen Daten (Kontonummern etc.) sowie den Namen der Bank hat sie dabei unkenntlich gemacht. Und was macht die betroffene Bank? Sie schickt Carmen ein Schreiben, dass sie die Nennung des Banknamens unterlassen solle, da das Rufschädigung sei. Außerdem habe Carmen gegen Bundesdatenschutz und Bankgeheimnis verstoßen.

Dieses Schreiben ist ein Kandidat für das unsinnigste Schreiben, das je eine Rechtsabteilung an einen Blogger geschickt hat. Von "Rufschädigung" zu faseln, obwohl der eigene Name gar nicht genannt ist - das ist geradezu brilliant! Die einzige Rufschädigung, die entstand, hat die betroffene Bank durch ihre Forderung einer Unterlassungserklärung selbst ausgelöst.

(gefunden via Jens)
Unzufrieden mit dem aktuellen Staat

Franz Walter analysiert in einem Artikel auf SpOn die aktuelle Unzufriedenheit der Mehrheit der Bevölkerung mit dem demokratischen Staat. Ein Absatz hat mir besonders zu denken gegeben:
Kurzum: Seit Jahren wird die Substanz der demokratischen Räume und Umgangsweisen systematisch unterminiert, ohne dass das neue Demokratiedefizit ein bemerkenswertes Thema in der öffentlichen Debatte dieser Republik wäre. Verheerend geradezu wirkte sich die rot-grüne Regierungsära aus. Denn Rot-Grün, das mit dem Demokratisierungs- und Teilhabeversprechen begonnen hatte, verstärkte noch den grassierenden Fatalismus und nahm die Enteignung demokratischer Freiheiten hin, indem es den Determinismus vorgeblicher Eigengesetzlichkeiten in Wirtschaft und Wissenschaft bekräftigte. Die gegenwärtige Große Koalition knüpft daran nahtlos an. Und so ordnet sich das politische Establishment in Deutschland - von den Schwarzen bis zu den Halbroten, von den Gelben bis zu den Grünen - den "Zwängen", "Automatismen" und "Anpassungsnotwendigkeiten" einer zunehmend demokratielosen globalen Marktgesellschaft unter.
Das erinnert mich an eine uralte "Scheibenwischer"-Episode, in der Gerhart Polt auftrat mit einem Song, der den schönen Refrain hatte:
Nur der Sachzwang ist schuld
Nur der Sachzwang ist schuld
Nur der Sachzwang, der Sachzwang, der Sachzwang ist schuld
Dieser Song ist heute aktueller denn je. Gerade die dauernde Argumentation mit angeblichen "Anpassungszwängen infolge der Globalisierung" wurde (u.a. von Sven) längst als Spin entlarvt, der vor allem dazu dient, soziale Ungerechtigkeiten einzuführen, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, Löhne zu kürzen usw. Viele "Sachzwänge" sind, wenn man es genau betrachtet, gar keine. Oft sind solche Spins gekoppelt mit neoliberaler Ideologie, die sich als "objektive Wahrheit" tarnt. Dabei stimmt beim Neoliberalismus nicht einmal der ideologische Unterbau. Fredmund Malik zeigte in einer Kolumne auf, dass viele Neoliberale sich auf Adam Smith berufen, ohne ihn zu kennen:
Kein echter Liberaler hat jemals Individualismus mit Egoismus verwechselt. Der Verhaltenskrüppel der Wirtschaftswissenschaften, der Homo Oeconomicus, wurde erst lange nach Adam Smith geboren. In dessen Werk ist er, entgegen allen unausrottbaren Legenden, jedenfalls nicht zu finden. Aber wer hat schon Adam Smith gelesen, gar im Original?

Kein echter Liberaler hat jemals Individualismus mit Egoismus verwechselt. Der Verhaltenskrüppel der Wirtschaftswissenschaften, der Homo Oeconomicus, wurde erst lange nach Adam Smith geboren. In dessen Werk ist er, entgegen allen unausrottbaren Legenden, jedenfalls nicht zu finden. Aber wer hat schon Adam Smith gelesen, gar im Original?

Echter Liberalismus verlangt nicht, dass alle Ziele der Wirtschaft unterstellt werden sollen. Niemand hat deutlicher als Friedrich von Hayek gesagt, dass letztlich alle Ziele nicht-ökonomischer Natur seien. Viele einflussreiche Gegner, zum Beispiel Künstler und Intellektuelle, aber auch viele junge Menschen, könnten für ein freies Wirtschaftssystem gewonnen werden, wenn man von ihnen nicht verlangte, alles rein ökonomischer Ratio unterzuordnen. Was der Liberalismus aber verlangt, ist, dass jeder für seine Handlungen einzustehen hat.
Wenn eine solche Zerrbild-Ideologie wie der Neoliberalismus regiert, wundert es gar nicht, dass die Opfer dieser Ideologie (das Volk, also wir) kein Vertrauen mehr in den Staat haben.

Franz Walters Fazit im o.g. SpOn-Artikel::
Das etikettiert man dann als pragmatische Politik. Doch langsam wird das Volk unverkennbar misstrauisch.

Langsam? Das wird aber höchste Zeit!