31.10.06

Brief an Frau Karin Wolff

Heute morgen habe ich mit Erschrecken in der Zeitung gelesen, dass Karin Wolff, hessische Kultusministerin und Abgeordnete aus Darmstadt, offenbar der Argumentation gewisser Kreationisten auf den Leim gekrochen ist. Da habe ich sofort auf der Website des hessischen Kultusministeriums eine Emailadresse gesucht (und gefunden) und dort eine Mail hingeschrieben. Dabei habe ich einen älteren Blogeintrag "recycelt". Falls jemand beim Lesen des nun folgenden Briefes ein Deja Vu hat, ist das völlig normal und nichts Übernatürliches :-)

Sehr geehrte Frau Kultusministerin,

Heute morgen habe ich aus dem "Darmstädter Echo" erfahren, dass Sie dafür plädiert haben, neben der Evolutionstheorie auch die Schöpfung im Biologieunterricht behandeln wollen. Dabei haben sie auch von einer "Schöpfungstheorie gesprochen". Dies hat mich erschreckt, so dass ich mich entschlossen habe, Ihnen zu schreiben.

Zwischen Evolutionstheorie und Schöpfunslehre, neudeutsch auch "Intelligent Design" (ID) genannt, gibt es einen grundlegenden Unterschied. In der Naturwissenschaft wird an eine Theorie u.a. die Anforderung gestellt, dass sie überprüfbar ist. Das heißt, dass man aus einer Theorie Folgerungen ziehen können muss, die durch Beobachtungen gegengecheckt werden können. Wird dabei festgestellt, dass die Beobachtungen der Theorie widersprechen, so muss man die Theorie entweder modifizieren/erweitern, so dass sie mit den Beobachtungen übereinstimmt - oder - im Extremfall - muss man sie verwerfen zugunsten einer anderen Theorie.

Die Evolutionstheorie erfüllt diese Anforderungen. Der Vorgang der Evolution an sich, dass auf der Erde eine Evolution des Lebens stattgefunden hat, ist durch zigfache Beobachtungen gesichert. Ein Beispiel ist die Entstehung der Vögel aus den Dinosauriern.

"intelligent design" (ID) dagegen arbeitet mit der Hypothese eines "höheren Wesens" (das meistens mit dem christlichen Gott gleichgesetzt wird), das das Leben auf der Erde erschaffen bzw. in die Entstehung des Lebens eingegriffen hat. Dieses höhere Wesen kann mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachgewiesen werden. Damit ist ein zentraler Punkt des ID der wissenschaftlichen Überprüfbarkeit entzogen. Wie wir oben gesehen haben, wird von einer wissenschaftlichen Theorie aber gefordert, dass sie durch Beobachtungen überprüft werden kann. Da ID dies nicht leisten kann, ist ID keine wissenschaftliche Theorie. Somit sind Evolutionstheorie und ID eben nicht gleichwertig, wie manche ID-Verfechter es suggerieren.

Insbesondere ist es falsch, ID im Biologie-Unterricht zu lehren.

Ein weiterer, beliebter Denkfehler: Es mag durchaus Beobachtungen in der Natur geben, die mit den bisher genannten Mechanismen der Evolution - Mutation und Selektion - nicht oder nur schwer in Einklang zu bringen sind. Diese Beobachtungen sind aber kein Beweis für ID, wie manche ID-Verfechter meinen. Zuerst einmal ist zu überprüfen, ob zu den bekannten Mechanismen der Evolution eventuell ein weiterer hinzugefügt werden muss. Sollte das nicht möglich sein, muss man eben die Evolutionstheorie durch etwas Neues ersetzen - aber nicht durch ID, denn das ist - wie oben dargelegt - keine wissenschaftliche Theorie.

Ich hoffe, Sie mit diesen Worten über den Unterschied zwischen Evolutionstheorie und "Schöpfungstheorie" aufgeklärt zu haben. Ich hoffe, dass Sie von nun an alles daran setzen werden, dass die Schöpfungslehre dort bleibt, wo sie hingehört: im Religionsunterricht.

Mit freundlichen Grüßen,

Volkmar Kuhnle
[Adresse]


Sollte eine Antwort kommen, so werde ich sie hier dokumentieren.

29.10.06

Meta-Wunsch

Bei Lisa Neun stehen drei große Rätsel aus ihrer Kindheit. Eine davon lautet:
Wieso macht man aus drei Wünschen, die man frei hat, nicht drei weitere daraus?

Diese Frage hat der Autor Douglas R. Hofstadter in seinem Werk "Gödel, Escher, Bach" beantwortet: weil das Wünschen weiterer Wünsche ein Meta-Wunsch wäre, und dafür bräuchte man einen Meta-Dschinn, eine Meta-Fee oder was immer einem die drei Wünsche spendiert hat. Ein normaler Dschinn, eine normale Fee können das nicht.

(gefunden via Kaltmamsell).

28.10.06

Geister in der Londoner U-Bahn

Auch Gespenster gehen mit der Zeit. Laut diesem Artikel auf SpOn soll es sogar in der Londoner U-Bahn vereinzelt spuken. Andererseits wundert es einen nicht, nachdem es "The Tube" bereits seit 1863 gibt (anfangs noch mit Dampf, später auf Strom umgestellt). Bis 2012 soll sie überholt werden, weil London dann Gastgeber der Olympischen Spiele wird. Ich bin gespannt, ob das klappt.
Von falscher und echter Toleranz


Im heutigen Darmstädter Echo findet sich auf Seite 5 ein Artikel über das neue Buch von Henryk M. Broder; der Artikel ist auch online verfügbar. Broder ist mir bereits seit längerem bekannt als streitbarer Geist u.a. gegen Philo- und Antisemitismus. Ich schätze seine Ausführungen, weil sie recht deutlich formuliert sind, obwohl ich nicht immer einer Meinung mit Broder bin.

Sein neuestes Buch "Hurra wir kapitulieren" beschäftigt sich mit der oft zu ängstlichen Reaktion des Westens auf den Islamismus. Der Artikel schreibt dazu:
Die Islamisten hätten eine ?Kultur der Angst“ erzeugt, der sich der Westen bereitwillig beuge. Etwa wenn die Mainzer Karnevalisten den Kotau vor radikalen Muslimen machen, weil in einer Fastnachtsrede der Vers über Islamisten fiel. Wenn Künstler Werke zurückziehen, in denen eine Moschee vorkommt. Oder wenn sich eine Sparkasse entschuldigt, weil sie 30 000 Bälle an Kinder verteilte - unter anderem mit der Flagge des WM-Teilnehmers Saudi-Arabien darauf.
Als weiteres Beispiel möchte ich das Streichen der Aufführung der Mozartoper Idomeneo nennen, das in vorauseilendem Gehorsam gegenüber potenziellen islamistischen Attentätern erfolgte, obwohl keinerlei Drohungen vorlagen.

In diesem Punkt gebe ich Broder recht: vorauseilender Gehorsam gegenüber religiösen Extremisten ist völlig falsch. Ein solcher vorauseilender Gehorsam läuft letzten Endes darauf hinaus, dass die religiösen Extremisten bestimmen, was gespielt wird und was nicht. Das wäre das Ende unserer freiheitlichen Kultur.

Zu einem anderen Punkt schreibt Broder:
?Völlig zu Recht halten die islamischen Fundamentalisten den Westen für schwach, dekadent und nicht einmal bedingt abwehrbereit“, schreibt Broder. ?Wer als Reaktion auf Geiselentführung und Enthauptungen, auf Massaker an Andersgläubigen, auf Ausbrüche kollektiver Hysterie mit der Forderung nach einem ?Dialog der Kulturen‘ antwortet, hat es nicht besser verdient.“
Ich schlage hier eine Art Doppelstrategie vor: einerseits einen Dialog mit gemäßigten, nicht-fanatischen Moslems - die innerhalb der islamischen Welt nach wie vor in der Mehrheit sind. Andererseits müssen politisch-religiöse Extremisten energisch bekämpft werden, frei nach meinem Leitsatz: Keine Toleranz der Intoleranz. Mit Fanatikern kann man sowieso nicht diskutieren, da sie absolut argumentationsresistent sind.

In einem anderen Punkt muss ich Henryk M. Broder direkt widersprechen:
Die Idee, man könnte dem Terror nur mit rechtsstaatlichen Mitteln beikommen, übersteigt die Grenze zum Irrealen
Wie schon der Autor des oben zitierten ECHO-Artikels frage ich mich hier: wie kann man den Rechtsstaat verteidigen, wenn man ihn gleichzeitig aufgibt? Einrichtungen wie Guantanamo Bay, die genau nach diesem Prinzip errichtet wurden, sind der falsche Weg.
Eltern des Staates?


Eine nette Sub-Überschrift fand ich im heutigen Darmstädter Echo auf Seite 4:
Der Staat muss Kinder notfalls auch vor seinen Eltern schützen
Da frage ich mich: welche Eltern hat der Staat? :-)

Vermutlich stand im Original dort: "Der Staat muss ein Kind notfalls auch vor seinen Eltern schützen", das würde Sinn machen. Irgendjemand hat später "ein Kind" gegen "Kinder" ausgetauscht, ohne das Pronomen zu ändern.

23.10.06

Witziges und gruseliges wg. Samhain

Über eine Diskussion im Wurzelwerk fand ich einen guten, teilweise witzigen Artikel über Samhain: "Halloween. Ein Leitfaden für die Nacht der Kinder."

In diesem Text wiederum gibt es einen Link zu einem Sachverhalt in den USA. Dort haben viele Tierheime die Vorschrift, in den Wochen und Tagen vor Samhain keine schwarzen Katzen "zur Adoption freizugeben". Der Grund ist ein Gerücht, dass an Samhain satanistisch-okkulte Sekten vorhätten, in finsteren Ritualen schwarze Katzen zu opfern. Inzwischen wurde in einigen Tierheimem diese Vorschrift sogar auf weiße Katzen ausgeweitet, weil angeblich die finsteren Sekten mehr und mehr auf weiße Katzen umsteigen (weiß als Zeichen der Reinheit).

Ich habe das Gerücht bereits beim Lesen des ersten Absatzes für eine "urban legend" gehalten, ausgelöst durch schlechte Horrorfilme und/oder "gesundes Halbwissen" - was hat Samhain etwa mit Satanismus zu tun? An einer Stelle fand ich ein starkes Indiz für diese Meinung:
Dr. Leslie Sinclair, a veterinarian who is director of companion animal care for the Humane Society of the United States, said shelters across the country ban adoptions at this time of year ? or at least closely scrutinize adoption applicants.

Although many shelter operators acknowledge having little or no first-hand experience with animal sacrifices on Halloween, they have long traded tales of black cats being decapitated, disemboweled or skinned to mark the holiday. Shelter operators say pet owners should keep their pets indoors at Halloween.

But tales of widespread animal torture on Halloween might be more legend than real, Sinclair said. She said that society officials employed a clipping service to survey news accounts of feline carnage surrounding Halloween 1996 ? and found nothing.
Die einzigen Hinweise im Artikel waren Anekdoten, wie etwa die über eine Frau "dressed up as a witch", die kurz vor Halloween in einem Tierheim ausdrücklich eine schwarze Katze verlangte - und keine bekam. Ohne eine Einzelfallprüfung halte ich einen solchen Pauschalverdacht gegen Hexen bzw. gegen Frauen, die wie eine angezogen sind, für unbegründet und albern.

Insgesamt halte ich die gesamte "schwarze Katzen-Opferungs-Mär" für eine Verschwörungstheorie, die sicherlich von einigen Neocon-Kreisen gerne dazu herangezogen wird, um die "Ausbreitung des Bösen in der Welt" zu unterstreichen, etwa so: "Hast du gehört, das Tierheim im Nachbarort gibt kurz vor Halloween keine schwarzen Katzen heraus, weil sie sonst von bösen Satanisten geopfert werden? Wenn das Tierheim schon solche Regelungen erläßt, dann muss an den Gerüchten über okkulte Sekten ja was dran sein..."

Die Handlungsweise der Tierheime, kurz vor Samhain keine schwarzen Katzen herauszugeben, macht trotzdem Sinn - aus einem anderen Grund: einige Leute erwerben schwarze Katzen als "lebende Deko" für die Halloween-Party, und bringen sie danach wieder zurück bzw. setzen sie am Ende aus. Solche Leute, die keinen Respekt vor Lebewesen haben, sind für mich das Letzte.

Last not least: ich finde es absolut naiv, anzunehmen, eine finstere, Tieropfer darbringende Sekte - so es sie gäbe - würde in einem Tierheim eine schwarze Katze zu Opferzwecken erwerben. Dadurch würde sie nämlich Spuren hinterlassen.

17.10.06

Die Jagd nach erdähnlichen Planeten beginnt

Seit 1995 wurden insgesamt 210 Planeten außerhalb des Sonnensystems gefunden. Die allermeisten davon waren jedoch jupiterähnliche Welten; teilweise ist strittig, ob es sich um Planeten oder um Braune Zwerge handelt.

Das könnte sich nächsten Monat ändern. Dann startet die ESA das Weltraumteleskop COROT (COnvection ROtation and planetary Transits). Dieses Teleskop könnte im Prinzip erdähnliche Planeten mit zwei Erdradien oder mehr entdecken. COROT spürt diese Planeten auf, wenn sie - aus unserer Sicht gesehen - vor ihrem Heimatstern vorbeiziehen. Die winzige Lichtschwankung, die dadurch entsteht, ist mit erdgebundenen Teleskopen nicht nachweisbar; COROT dagegen kann sie feststellen.

Allerdings werden diese Planeten vermutlich zu dicht an ihrem Zentralgestirn sein, um Leben tragen zu können; das Wort "erdähnlich" bezieht sich also nur auf die Größe der gefundenen Planeten. Aber die Nachfolge Missionen "Darwin" und "Terrestrial Planet Finder" (TPF), die besser im Nachweis sind als COROT; stehen bereits in den Startlöchern, wobei beim TPF derzeit die Finanzierung nicht gesichert ist.

Quelle: Telepolis
Von Mao und Früchten voller Bitterkeit

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr waren Erik und ich auf dem Bücherflohmarkt, der auf dem Kantplatz in Darmstadt stattfindet. Diesmal war das Wetter zwar anfangs recht kühl, aber durchgehend trocken - im Gegensatz zum letzten Mal, wo wir um 12 Uhr wegen eines Regengusses vorzeitig abbrechen mußten. Ich selbst habe auch einige Bücher verkauft, darunter vier alte Shadowrun-Module. Letzteres hat mich überrascht, nachdem ich die Bücher bereits auf mehreren Rollenspielcons mitgeschleppt hatte und sie dort keiner haben wollte. Ein ähnlicher Überraschungserfolg gelang Erik; er verkaufte sechs Bände Mao. Beides ist für Flohmärkte eher ungewöhnlich.

Der "Star" unseres Standes war Erik mit seinem zusammen mit Hermann Ritter geschriebenen Roman "Früchte voll Bitterkeit", dem Magira 2006 - das auch einen Artikel von mir enthält - und einer Anthologie, an der er mit einer Geschichte beteiligt war. Sein Schild "Autor am Stand" lockte u.a. eine Journalistin des Darmstädter Echos herbei, die Erik kurz befragte. Und prompt wurde er auch in einem Artikel erwähnt - und lieferte auch gleich die Ttielzeile.

13.10.06

Buchmessecon 2006

Ich gebe zu, ich habe eine Woche lang mein Weblog vernachlässigt. Heute will ich einen Teil der Erlebnisse der letzten Woche schildern.

Auf dem Buchmessecon hatten Erik und ich zusammen wieder den Stand der PRFZ. Ich bin einige Bücher losgeworden, mehr als ich erwartet habe. Aber ich habe wieder einmal ein paar Bücher zusätzlich erworben. Zwei davon finde ich bisher sehr gut (habe sie noch nicht ganz durch), das dritte habe ich noch nicht gelesen.



Als erstes zu erwähnen wäre der erotische Vampirroman "Club Noir", verfaßt von der charmanten Autorin Emilia Jones alias Ulrike Stegemann, die persönlich am Elfenschrift-Stand anwesend war und den Roman für mich signiert hat. Der Roman ist erschienen im Plaisir d'Amour Verlag. Bisher hat mir "Club Noir" sehr gut gefallen. In der internen Bewertungsskala des Plaisir d'Amour Verlages bekam der Roman zwei Pfefferschoten (von drei möglichen) - und das ist das mindeste, denn was ich bisher gelesen habe, war durchaus scharf und geht tendenziell in Richtung drei Schoten. Ich werde mir demnächst mal zum Vergleich ein Buch runterladen, das drei Pfefferschoten bekommen hat, und sehen, inwiefern das "schärfer" ist.



Das zweite Buch ist ein zweibändiges Werk mit CD: "Kommandosache K.H. Scheer", herausgegeben von Kurt Kobler. Ich wollte es bereits über die Website des herausgebenden Vereins TCE bestellen, aber da Kurt persönlich anwesend war, konnte ich mir das sparen. Zu K.H. Scheer habe ich eine besondere Beziehung insofern, als dass mein erster PR-Roman "Vorstoß nach Arkon" aus der vierten Auflage war, der eben von Scheer stammt. Ich habe Scheer bereits mehrfach gegen die unsägliche Vorwürfe aus den Sechzigern und Siebzigern (Militarismus etc.) in Schutz genommen, weil sie einfach nicht der Wahrheit entsprechen. "Kommandosache K-H. Scheer" geht auch darauf ein, es enthält den Mitschrieb der "Monitor"-Sendung, die die Vorwürfe auslöste, und zeigt das Manipulative dieser Sendung auf. Ansonsten sind beide Bände voller Berichte über K.H. Scheer, sein Leben und Werk. Viele Artikel sind sehr interessant zu lesen, etwa Scheers Bericht über die PR-Verfilmung von 1967 - es ist unglaublich, wie unwissend Darsteller und Regisseur in Sachen Perry Rhodan waren. Scheer sollte als Berater mitwirken, wurde aber faktisch nicht gefragt. Es sind auch einige Kurzgeschichten K.H. Scheers drin, aber die habe ich noch nicht gelesen.

Auf jeden Fall war es ein schöner Con. Ich habe wieder viele nette Leute getroffen, und freue mich schon auf den Buchmessecon 2007.

So, und jetzt lese ich noch ein wenig "Club Noir" und haue mich dann aufs Ohr.

5.10.06

Fünf Dinge...

..gefunden bei isabo.

Fünf Dinge, die ich habe, aber nicht will:
1. Chaos auf dem Schreibtisch
2. Ärger mit diversen Behörden
3. Zwei Werkstatt-Termine für mein Auto
4. Müdigkeit in diesem Augenblick
5. Zuwenig Zeit

Fünf Dinge, die ich will, aber nicht habe:
1. Mrs. Right
2. Den Transporter aus Raumschiff Enterprise
3. Ein Stargate
4. Ein Allosaurus-Skelett
5. Ein Wohnzimmer, in das 4. reinpaßt

Fünf Dinge, die ich nicht habe und auch nicht will:
1.Zuviel Ordnung im Leben
2. Borg-Implantate
3. Ein Autogramm von George W. Bush
4. Einen Rosinenkuchen (ich mag keine Rosinen!)
5. Paris Hilton (Geld alleine kann Blödheit nicht aufwiegen)
Abmahn-Irrsinn

Felix Schwenzel zählt in seinem Weblog alleine fünf Fälle auf, wo Blogger innerhalb der letzten neun Tage abgemahnt wurden. Soweit ich es beurteilen kann, in allen Fällen zu Unrecht.

Angesichts dieses Abmahnwahns kann man nur mit dem Kopf schütteln und sich fragen, ob die Welt jetzt vollkommen irre geworden ist.

3.10.06

Nobelpreis an Smoot und Mather für Beitrag zur Kosmologie

Heute gab das Nobelpreiskommitee in Stockholm die Träger des diesjährigen Physik-Nobelpreises bekannt. Es sind die Astrophysiker George Smoot und John Cromwell Mather. Beide hatten Messungen des Forschungssatelliten COBE ausgewertet, der u.a. die kosmische Miktrowellen-Hintergrundstrahlung maß. Aus dieser kosmischen Hintergrundstrahlung und ihrer räumlichen Verteilung (genauer: ihrer Anisotropie) lassen sich wichtige Erkenntnisse über die Entstehung des Universums gewinnen. Ohne die Arbeit von John C. Mather und George Smoot hätten wir diese Erkenntnisse nicht. Daher finde ich, dass die beiden Forscher diesen Nobelpreis verdient haben.

(Quelle: SpOn)
Straßenumbenennungen

In einem Artikel auf SpOn stellt Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und Mitbegründer der Grünen, fest, dass in den neuen Bundesländern immer noch etliche Straßennamen aus der DDR-Zeit stammen. Er nennt als Beispiele einige Rosa-Luxemburg-Straßen sowie Straßen, die nach ehemaligen SED-Funktionären wie etwa Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl. Andere Straßer einnern an DDR-Einrichtungen wie LPGs, MTS oder an die "deutsch-sowjetische Freundschaft". Dagegen gibt es viel zu wenige Straßen, die an DDR-Widerstandskämpfer wie etwa Robert Havemann erinnern. Knabe schlägt vor, alle auf der DDR basierenden Straßennamen zu beseitigen.

Ich sehe das anders. Das Thema Umbenennung von Straßen hatte ich ja bereits in einem anderen Fall. Wie ich damals schon geschrieben habe, bin ich durchaus dafür, in extremen Fällen Straßen umzubenennen. Aber die Namen sollten im Einzelfall geprüft werden. Albern finde ich etwa Straßen, die an DDR-Einrichtungen erinnern wie LPGs und MTS, oder etwa Straßen der "deutsch-sowjetischen Freundschaft", bei letzteren könnte man eventuell eine "deutsch-russische Freundschaft" daraus machen. Bei Personen müßte man es bewerten, was die Person getan hat. Eventuell könnte es ausreichen, unter den Straßenschildern eine Tafel anzubringen mit Informationen über die Person.

Was ich nicht richtig finde, ist die Umbenennung von Rosa-Luxemburg- und Karl-Liebknecht-Straßen. Beide waren engagierte Sozialisten und Antimilitaristen und wurden im Januar 1919 von Freikorps ermordet. Speziell Rosa Luxemburgs berühmter Satz:
Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden
ist eine klare Absage an jeden Totalitarismus; hier stimme ich 100% mit Rosa Luxemburg überein. Die DDR wurde 1949 gegründet, dreißig Jahre nach dem Tode Liebknechts und Luxemburgs. Beide können daher nichts dafür, dass die DDR sie vereinnahmt hat. Im Gegenteil: speziell bei Rosa Luxemburg, die bereits 1917 vor der Errichtung einer bolschewistischen Diktatur warnte, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie für die DDR viele Sympathien übrig gehabt hätte. Daher istg eine Umbenennung von Rosa-Luxemburg- und Karl-Liebknecht-Straßen mit der Begründung, diese Straßennamen würden aus der DDR stammen, nicht angemessen.

In einem Punkt hat Hubertus Knabe recht: es gibt zuwenige Straßen, die nach DDR-Widerstandskämpfern benannt sind. Es wäre daher sinnvoll, wenn bei neu gebauten Straßen in den neuen Bundesländern DDR-Widerstandskämpfer als Namensgeber für Straßen Berücksichtigung finden würden. Übrigens könnte man auch neue Straßen in den "alten" Bundesländern nach Widerstandskämpfern benennen.

1.10.06

Evolutionstheorie und Kreationismus

Aufgrund gewisser Debatten um Evolution und "intelligent design", wie sie u.a. durch einen arte-Themenabend ausgelöst wurden. möchte ich hier auf einen grundlegenden Unterschied zwischen Evolutionstheorie und "intelligent design" hinweisen:

In der Naturwissenschaft wird an eine Theorie u.a. die Anforderung gestellt, dass sie überprüfbar ist. Das heißt, dass man aus einer Theorie Folgerungen ziehen können muss, die durch Beobachtungen gegengecheckt werden können. Wird dabei festgestellt, dass die Beobachtungen der Theorie widersprechen, so muss man die Theorie entweder modifizieren/erweitern, so dass sie mit den Beobachtungen übereinstimmt - oder - im Extremfall - muss man sie verwerfen zugunsten einer anderen Theorie.

Die Evolutionstheorie erfüllt diese Anforderungen. Der Vorgang der Evolution an sich, dass auf der Erde eine Evolution des Lebens stattgefunden hat, ist durch zigfache Beobachtungen gesichert. Ein Beispiel, das ich bereits mehrfach zitiert habe, ist die Entstehung der Vögel aus den Dinosauriern.

"intelligent design" (ID)dagegen arbeitet mit der Hypothese eines "höheren Wesens" (das meistens mit dem christlichen Gott gleichgesetzt wird), das das Leben auf der Erde erschaffen bzw. in die Entstehung des Lebens eingegriffen hat. Dieses höhere Wesen kann mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachgewiesen werden. Damit ist ein zentraler Punkt des ID der wissenschaftlichen Überprüfbarkeit entzogen. Wie wir oben gesehen haben, wird von einer wissenschaftlichen Theorie aber gefordert, dass sie durch Beobachtungen überprüft werden kann. Da ID dies nicht leisten kann, ist ID keine wissenschaftliche Theorie. Somit sind Evolutionstheorie und ID eben nicht gleichwertig, wie manche ID-Verfechter es suggerieren.

Insbesondere ist es falsch, ID im Biologie-Unterricht zu lehren.

Ein weiterer, beliebter Denkfehler: Es mag durchaus Beobachtungen in der Natur geben, die mit den bisher genannten Mechanismen der Evolution - Mutation und Selektion - nicht oder nur schwer in Einklang zu bringen sind. Diese Beobachtungen sind aber kein Beweis für ID, wie manche ID-Verfechter meinen. Zuerst einmal ist zu überprüfen, ob zu den bekannten Mechanismen der Evolution eventuell ein weiterer hinzugefügt werden muss. Sollte das nicht möglich sein, muss man eben die Evolutionstheorie durch etwas Neues ersetzen - aber nicht durch ID, denn das ist - wie oben dargelegt - keine wissenschaftliche Theorie.