Dr. Wafa Sultan: Schallende Ohrfeige für islamische ExtremistenBereits vor einiger Zeit zitierte ich im Zusammenhang mit dem "
Mohammed-Karikaturen-Streit" den jüdischen Publizisten David Gall von hagalil.com:
Eine gewisse Form der Streitkultur muss man auch von der islamischen Welt verlangen.
Eine verschärfte Version dieses Arguments hat nun die syrisch-amerikanische Psychiaterin Dr. Wafa Sultan in einer Diskussion auf dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera gebracht, berichtet Telepolis. Wafa Sultan stammt dem Bericht zufolge aus Syrien, wurde muslimisch erzogen, ging jedoch später in die USA und legte dort ihre Religion ab. Heute bezeichnet sie sich als "säkular".
Bereits zweimal diskutierte sie auf Al-Jazeera mit islamischen Religionsgelehrten. Bei der ersten Diskussion stellte sie dem algerischen Islamisten Ahmad bin Muhammad sehr direkte und kritische Fragen zur Praxis der religiösen Koranerziehung, die dieser nur ausweichend beantwortete. Das ließ aufhorchen.
Berühmt wurde Wafa Sultan jedoch durch die zweite Diskussion Ende Februar dieses Jahres, mit dem islamischen Religionsgelehrten Dr. Ibrahim Al-Khoul. Dabei brachte sie Dr. Al-Khoul im Laufe der Diskussion immer mehr in Bedrängnis. Unter Wafa Sultans Argumenten stach besonders eins hervor:
Die Juden haben eine große Tragödie (dem Holocaust) durchlebt und die Welt dazu gebracht, sie zu respektieren, mit ihrem Wissen, nicht mit Terror, mit ihrer Arbeit, nicht mit Weinen und Klagen. Die Menschheit verdankt jüdischen Wissenschaftlern die meisten der wissenschaftlichen Entdeckungen im 19. und 20.Jahrhundert. 15 Millionen Menschen, die in aller Welt verstreut waren, vereinigten sich und erwarben ihre Rechte durch Arbeit und Wissen.
Wir haben nicht einen einzigen Juden gesehen, der sich in einem deutschen Restaurant in die Luft gesprengt hat. Wir haben keinen einzigen Juden gesehen, der eine Kirche zerstört hat. Wir haben keinen einzigen Juden gesehen, der protestierte, in dem er Menschen tötete.
Muslime haben drei Buddhastatuen zu Staub gemacht. Es gibt keinen Buddhisten, der eine Moschee angezündet hatte, einen Muslim getötet hat oder eine Botschaft verbrannt.
Nur Muslime verteidigen ihren Glauben, indem sie Kirchen abbrennen, Menschen töten und Botschaften zerstören. Dieser Weg wird keine Ergebnisse bringen. Die Muslime müsse sich selbst fragen, was sie für die Menschheit tun können, bevor sie von der Menschheit Respekt verlangen können.
Das Argument ist großartig und brilliant formuliert. Kritisch anzumerken ist, dass die Taliban, die indirekt oben erwähnt werden (Zerstörung der Buddha-Statuen in Afghanistan Anfang 2001), meiner Ansicht nach keine echten Muslime sind. Außerdem muss ich zur Person von Wafa Sultan anmerken, dass ich ihre Ansicht, der derzeitige Konflikt sei ein Konflikt zwischen einer "modernen Mentalität" (Westen) und einer "mittelalterlichen Mentalität" (islamische Welt), nicht teile. Man kann die islamische Welt nicht so über einen Kamm scheren. Dies ändert aber nichts an dem oben vorgebrachten Argument. Dr. Al-Khoul hatte übrigens dem Argument nichts entgegenzusetzen:
Schon zuvor hatte Dr. Al-Khoul ziemlich hilflos erklärt, dass er die blasphemischen Äußerungen von Dr. Sultan nicht zurechtweisen müsse, da sie offensichtlich eine Häretikerin sei.
Naja..für einen Akademiker und Religionsgelehrten ist das ein ziemlich peinliches Statement, finde ich. Andererseits wundert es mich nicht, dass er kein Gegenargument fand. Ich habe nämlich auch nach längerem Nachdenken ebenfalls keins gefunden.
Die Video-Aufzeichnung von Dr. Wafa Sultans schallender "Ohrfeige" für islamische Extremisten kursiert inzwischen auf Hunderttausenden Handys in der islamischen Welt. Hierin zeigt sich ein Wandel in der arabischen Welt, der in Richtung des obigen Zitats von David Gall geht. Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter bezeichnete Wafa Sultan sogar als "Ankunft eines muslimischen Voltaires". Ich halte das zum derzeitigen Zeitpunkt für stark übertrieben. Dennoch bewundere ich Wafa Sultan für den Mut, den sie aufbrachte, in einem arabischen Fernsehsender solche Worte zu sagen.