Geld verdirbt nicht den Charakter
In einem Diskussionsbeitrag zu einem Blogeintrag bei Jens kam von einem gewissen "Armitage" der Kommentar:
Beginnen möchte ich mit Svens letztem Satz. Ihn sehe ich als richtig an. Jeder Mensch hat seine Spleens und Marotten. Ein reicher Mensch kann diese wesentlich gründlicher ausleben als ein armer. Zum Beispiel träumen sicher viele Menschen davon, auf einer Burg zu leben (oder in einem Schloss); ich gebe zu, dass mir das auch gefallen würde :) . Die meisten sind aber weit davon entfernt, sich ein Schloss zu leisten. Die Anschaffung alleine wären u.U. kein Hinderungsgrund: in den neuen Bundesländern kann man teilweise Schlösser für einen Euro erwerben. Aber die Unterhaltskosten sind immens, von der oftmals notwendigen Renovierung ganz zu schweigen. Für einen reichen Menschen wäre das alles aber kein Hinderungsgrund, wie das Beispiel König Ludwigs von Bayern zeigt. Letzter hat sich sogar gezielt Schlösser nach seinen Vorstellungen bauen lassen. Den Traum vom Märchenschloss hätte König Ludwig (um bei dem Beispiel zu bleiben) sicher aber auch gehabt, wenn er nicht reich gewesen wäre; nur hätte er diesen Traum nicht umsetzen können.
Ein weiterer Effekt ist die gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Reiche Leute stehen in Sachen Klatsch und Tratsch oftmals im Mittelpunkt und sind über die Grenzen ihres Wohnorts hinaus bekannt. Durch die modernen Massenmedien wird dieser Effekt noch verstärkt. Daher fallen bei einem reichen Menschen irgendwelche Spleens eher auf als bei einem "armen". Beim letzteren mag ein Spleen zwar Dorfgespräch sein und sich eventuell sogar in die Nachbardörfer herumsprechen, aber viel weiter reicht es nicht.
Durch beide Effekte zusammen entsteht also der Eindruck, dass reiche Leute sich besonders oft "daneben benehmen", häufiger als Durchschnittsbürger. Naiv gesehen entsteht so der Eindruck, dass Geld den Charakter verdirbt.
Ein weiteres Element ist die Tatsache, dass das Christentum zumindest vordergründig Armut gepredigt hat (inwiefern sich die jeweiligen Kirchenfürsten daran gehalten haben, steht auf einem anderen Blatt..). Dadurch erschien vielen Menschen Armut als etwas besonders frommes oder gar erstrebenswertes. Reichtum dagegen wurde negativ gesehen.
Alles zusammengenommen gehe ich davon aus, dass die Redensart "Geld verdirbt den Charakter" auf "natürliche" Art und Weise (anders ausgedrückt: von selbst) entstanden ist, und nicht gezielt von Reichen erdacht wurde, wie Sven es oben formuliert hat. Natürlich wurde die Redensart, nachdem sie entstanden war, durchaus gezielt gefördert, um die Armen davon abzuhalten, aufzumucken. Aus demselben Grund wurde in der Vergangenheit von den Kirchen immer wieder betont, wie positiv Armut doch sei.
In einem Diskussionsbeitrag zu einem Blogeintrag bei Jens kam von einem gewissen "Armitage" der Kommentar:
Geld verdirbt den CharakterSven wandte darauf ein:
Geld verdirbt den Charakter nicht - was sollten auch ein paar Stück Papier großartiges "tun" können. Dieser Glaubenssatz ist IMO allein dafür erdacht worden, dafür zu sorgen, dass Leute ohne solches auch (ohne aufmucken) ohne bleiben.Ich habe mir in den letzten Tagen darüber Gedanken gemacht, wie dieses Sprichwort zustandegekommen sein mag.
Geld kann allerdings durchaus dem Charakter Möglichkeiten eröffnen, sich deutlicher zu zeigen...
Beginnen möchte ich mit Svens letztem Satz. Ihn sehe ich als richtig an. Jeder Mensch hat seine Spleens und Marotten. Ein reicher Mensch kann diese wesentlich gründlicher ausleben als ein armer. Zum Beispiel träumen sicher viele Menschen davon, auf einer Burg zu leben (oder in einem Schloss); ich gebe zu, dass mir das auch gefallen würde :) . Die meisten sind aber weit davon entfernt, sich ein Schloss zu leisten. Die Anschaffung alleine wären u.U. kein Hinderungsgrund: in den neuen Bundesländern kann man teilweise Schlösser für einen Euro erwerben. Aber die Unterhaltskosten sind immens, von der oftmals notwendigen Renovierung ganz zu schweigen. Für einen reichen Menschen wäre das alles aber kein Hinderungsgrund, wie das Beispiel König Ludwigs von Bayern zeigt. Letzter hat sich sogar gezielt Schlösser nach seinen Vorstellungen bauen lassen. Den Traum vom Märchenschloss hätte König Ludwig (um bei dem Beispiel zu bleiben) sicher aber auch gehabt, wenn er nicht reich gewesen wäre; nur hätte er diesen Traum nicht umsetzen können.
Ein weiterer Effekt ist die gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Reiche Leute stehen in Sachen Klatsch und Tratsch oftmals im Mittelpunkt und sind über die Grenzen ihres Wohnorts hinaus bekannt. Durch die modernen Massenmedien wird dieser Effekt noch verstärkt. Daher fallen bei einem reichen Menschen irgendwelche Spleens eher auf als bei einem "armen". Beim letzteren mag ein Spleen zwar Dorfgespräch sein und sich eventuell sogar in die Nachbardörfer herumsprechen, aber viel weiter reicht es nicht.
Durch beide Effekte zusammen entsteht also der Eindruck, dass reiche Leute sich besonders oft "daneben benehmen", häufiger als Durchschnittsbürger. Naiv gesehen entsteht so der Eindruck, dass Geld den Charakter verdirbt.
Ein weiteres Element ist die Tatsache, dass das Christentum zumindest vordergründig Armut gepredigt hat (inwiefern sich die jeweiligen Kirchenfürsten daran gehalten haben, steht auf einem anderen Blatt..). Dadurch erschien vielen Menschen Armut als etwas besonders frommes oder gar erstrebenswertes. Reichtum dagegen wurde negativ gesehen.
Alles zusammengenommen gehe ich davon aus, dass die Redensart "Geld verdirbt den Charakter" auf "natürliche" Art und Weise (anders ausgedrückt: von selbst) entstanden ist, und nicht gezielt von Reichen erdacht wurde, wie Sven es oben formuliert hat. Natürlich wurde die Redensart, nachdem sie entstanden war, durchaus gezielt gefördert, um die Armen davon abzuhalten, aufzumucken. Aus demselben Grund wurde in der Vergangenheit von den Kirchen immer wieder betont, wie positiv Armut doch sei.
3 Kommentare:
Haha, nein, natürlich war das nicht gemeint im Sinne von "absichlich so gesetzt" - da dürfte auch neben dem sittenchristlichen "fügsam sich seinem Gott gegebenen Schicksal ergeben" ein wenig der berühmte "saure Trauben"-Effekt reingespielt haben. "Wurde erdacht" muss nicht unbedingt ein "bewusstes" Denken beinhalten...
Dann war deine Original-Äußerung mißverständlich formuliert. Für mich heißt "wurde erdacht" halt "wurde intentional konstruiert".
Naja, man spricht ja auch davon, dass Mythen "erdacht" wurden, oder gar ganze Weltbilder - Denken ist nicht per se intentional im Sinne eines bewussten und zielgerichteten Prozesses, bzw. ist es nicht mal nötig, dass ein solches "Erdenken" konsistent, egal ob zeitlich, räumlich oder personell, geschieht.
Kommentar veröffentlichen
<< Startseite