3.10.06

Straßenumbenennungen

In einem Artikel auf SpOn stellt Hubertus Knabe, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen und Mitbegründer der Grünen, fest, dass in den neuen Bundesländern immer noch etliche Straßennamen aus der DDR-Zeit stammen. Er nennt als Beispiele einige Rosa-Luxemburg-Straßen sowie Straßen, die nach ehemaligen SED-Funktionären wie etwa Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl. Andere Straßer einnern an DDR-Einrichtungen wie LPGs, MTS oder an die "deutsch-sowjetische Freundschaft". Dagegen gibt es viel zu wenige Straßen, die an DDR-Widerstandskämpfer wie etwa Robert Havemann erinnern. Knabe schlägt vor, alle auf der DDR basierenden Straßennamen zu beseitigen.

Ich sehe das anders. Das Thema Umbenennung von Straßen hatte ich ja bereits in einem anderen Fall. Wie ich damals schon geschrieben habe, bin ich durchaus dafür, in extremen Fällen Straßen umzubenennen. Aber die Namen sollten im Einzelfall geprüft werden. Albern finde ich etwa Straßen, die an DDR-Einrichtungen erinnern wie LPGs und MTS, oder etwa Straßen der "deutsch-sowjetischen Freundschaft", bei letzteren könnte man eventuell eine "deutsch-russische Freundschaft" daraus machen. Bei Personen müßte man es bewerten, was die Person getan hat. Eventuell könnte es ausreichen, unter den Straßenschildern eine Tafel anzubringen mit Informationen über die Person.

Was ich nicht richtig finde, ist die Umbenennung von Rosa-Luxemburg- und Karl-Liebknecht-Straßen. Beide waren engagierte Sozialisten und Antimilitaristen und wurden im Januar 1919 von Freikorps ermordet. Speziell Rosa Luxemburgs berühmter Satz:
Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden
ist eine klare Absage an jeden Totalitarismus; hier stimme ich 100% mit Rosa Luxemburg überein. Die DDR wurde 1949 gegründet, dreißig Jahre nach dem Tode Liebknechts und Luxemburgs. Beide können daher nichts dafür, dass die DDR sie vereinnahmt hat. Im Gegenteil: speziell bei Rosa Luxemburg, die bereits 1917 vor der Errichtung einer bolschewistischen Diktatur warnte, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie für die DDR viele Sympathien übrig gehabt hätte. Daher istg eine Umbenennung von Rosa-Luxemburg- und Karl-Liebknecht-Straßen mit der Begründung, diese Straßennamen würden aus der DDR stammen, nicht angemessen.

In einem Punkt hat Hubertus Knabe recht: es gibt zuwenige Straßen, die nach DDR-Widerstandskämpfern benannt sind. Es wäre daher sinnvoll, wenn bei neu gebauten Straßen in den neuen Bundesländern DDR-Widerstandskämpfer als Namensgeber für Straßen Berücksichtigung finden würden. Übrigens könnte man auch neue Straßen in den "alten" Bundesländern nach Widerstandskämpfern benennen.

1 Kommentare:

Anonymous MartinM meinte...

Bei mir in der Gegend, in der Großsiedlung (bzw. Trabantenstadt) Lohbrügge-Nord, gab es Anfang der 1960er Jahre einen Beschluß, neu angelegete Straßen nach Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus zu benennen. So gibt es dort z. B. eine Leuschnerstraße, eine Goerdelerstraße, eine Korachstraße, eine Plettenbergstraße, einen Dohnanyiweg usw. usw. .
Ironischerweise war genau diese Gegend in den 80er Jahren eine Hochburg des Rechtsextremismus.

3:27 PM  

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