Schwitzhütte und Rothenburg o.d. Tauber
Die letzten beiden Tage war ich viel unterwegs. Freitagabend fuhr ich nach Geslau, zu Venayra auf den Vanahof, um zum ersten Mal an einer Schwitzhütte teilzunehmen. Duke war übrigens auch dort (kein Wunder, schließlich wohnt er neuerdings dort). Ich half dabei, die Schwitzhütte aufzubauen. Allerdings habe ich nicht ganz bis zum Schluss durchgehalten; mein Kreislauf benahm sich auf einmal merkwürdig, und ich ging daher vorzeitig raus. Aber ich werde es bei Gelegenheit wiederholen. Anschließend gab es eine prima Erdnussuppe (von Venayra gekocht), und ich habe mich bis zwei Uhr noch mit einigen sehr netten Leuten unterhalten.
Samstag waren wir (Duke, Venayra, Venayras Tochter Tara und ich) auf meinen Wunsch hin in Rothenburg ob der Tauber. Rothenburg ist eine wunderschöne, sehr gut erhaltene mittelalterliche Stadt mit einer vollständig erhaltenen Stadtmauer (was in Deutschland heutzutage eine Seltenheit ist). In der Stadt wird darauf geachtet, dass der mittelalterliche Charakter erhalten bleibt. So müssen etwa innerhalb der Stadt alle Ladenschilder handgemalt sein. In Rothenburg habe ich z.B. zum ersten Mal ein handgemaltes Schild an einer Schlecker-Filiale gesehen - etwas, das in Deutschland ziemlich einmalig sein dürfte.
Nach der kurzen Besichtigung des Marktplatzes, bei der ich einen kurzen Blick auf das Rathaus werfen konnte, gingen wir ins Kriminalmuseum. Diesen Besuch empfand ich als informativ und gruselig zugleich. Das Kriminalmuseum zeigt Rechtsgeschehen, Gesetze und Strafen der vergangenen tausend Jahre. Dazu gehörte auch ein eigener Raum über die Inquisition, inclusiver einiger Folterinstrumente. Hier stellten sich mir alle Nackenhaare auf. Ich staune immer wieder, wieviel Energie und Erfindungsgeist Menschen zu allen Zeiten darauf verwendet haben, andere Menschen zu quälen. Dasselbe gilt für die Hinrichtungen. Interessant sind auch die genannten Jahreszahlen: ein Großteil der geschilderten Hexenprozesse etwa fand in der sog. "Neuzeit" statt (also nicht, wie viele immer noch glauben, im finsteren Mittelalter).
Aber das Kriminalmuseum beschäftigt sich nicht nur mit Folter und Hinrichtung. Der größte Raum ist u.a. den sog. "Ehrenstrafen" gewidmet. Eine Ehrenstrafe wird verhängt bei Taten, die weniger ein Verbrechen als einen Verstoß gegen die damalige "Sitte und Ordnung" darstellten. Beispiele dafür zeigt das Museum einige. So gibt es etrwa eiserne Schandmasken mit Eselsohren und langen Zungen für Verleumder, den Pranger - teilweise in Form eines drehbaren Käfigs, der sog. "Trülle" - , die Lästersteine, die Frauen um den Hals tragen mußten, die über andere unangemessen gelästert hatten. Einige Schandstrafen muten heute skurril an. So wurde etwa einem Mann, der sich von seiner Frau unterbuttern ließ, das Dach abgedeckt. Die Logik dahinter: wer seine Frau nicht unter Kontrolle kriegt, der hat es auch nicht verdient, unter einem eigenen Dach zu wohnen. Unverheiratete Frauen, die ein Kind bekamen, mußten einen Strohkranz tragen und wurden oft aus der Stadt gejagt. So witzig die Ehrenstrafen auf den ersten Blick erscheinen mögen - in ihnen offenbart sich eine unglaublich rigide Gesellschaftsordnung. Sogar das Tragen einer "nicht dem eigenen Stand entsprechenden Kleidung" wurde bestraft - manchmal traf die Strafe auch den Schneider, der der Person eine nicht ihrem Stand entsprechende Kleidung angefertigt bzw. verkauft hatte.
Weitere Räume zeigten die damalige Erziehung, inclusive der damals üblichen Strafen für "unbotmäßige" Schüler: Schläge, Sitzen auf dem "Schandesel", bis hin zum Karzer. Einen Teil dieser Strafen kannte ich noch aus Erzählungen meiner Eltern, da wurde mir klar, dass das alles noch gar nicht soo lange her ist.
Insgesamt habe ich nach dem Besuch des Kriminalmuseums unsere heutige Freiheit und die Menschenrechte wieder so richtig schätzen gelernt. Umso betrüblicher ist es, dass gewisse Nationen offenbar im Kampf gegen den Terrorismus die Menschenrechte wieder über Bord werfen und offen über Folter nachdenken. Dabei hat Friedrich Spee bereits 1610 in der "Cautio Criminals" dargelegt, dass Folter als Mittel der Wahrheitsfindung komplett unbrauchbar ist.
Beim Verlassen des Museums konnten wir uns noch einer Gruppe anschließen, die den zum Museum gehörenden Garten besichtigte. Normalerweise sind die Gärten der Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber da gestern "Tag des offenen Denkmals" war und Rothenburg das Thema "Gärten" hatte, konnten wir ausnahmsweise in den Garten gehen. Dabei lernte ich einiges über die Stadtgeschichte Rothenburgs, insbesondere über diverse Entwässerungskanäle.
Danach haben wir uns noch bei einer Filiale der Bäckerei Diller leckere Schneeballen (Rothenburger Spezialität) geholt und die auf dem Vanahof beim Kaffeetrinken gegessen.
An dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank an Venayra und Duke für das wunderbare Wochenende, vor allem an Venayra für die Fremdenführung.
Die letzten beiden Tage war ich viel unterwegs. Freitagabend fuhr ich nach Geslau, zu Venayra auf den Vanahof, um zum ersten Mal an einer Schwitzhütte teilzunehmen. Duke war übrigens auch dort (kein Wunder, schließlich wohnt er neuerdings dort). Ich half dabei, die Schwitzhütte aufzubauen. Allerdings habe ich nicht ganz bis zum Schluss durchgehalten; mein Kreislauf benahm sich auf einmal merkwürdig, und ich ging daher vorzeitig raus. Aber ich werde es bei Gelegenheit wiederholen. Anschließend gab es eine prima Erdnussuppe (von Venayra gekocht), und ich habe mich bis zwei Uhr noch mit einigen sehr netten Leuten unterhalten.
Samstag waren wir (Duke, Venayra, Venayras Tochter Tara und ich) auf meinen Wunsch hin in Rothenburg ob der Tauber. Rothenburg ist eine wunderschöne, sehr gut erhaltene mittelalterliche Stadt mit einer vollständig erhaltenen Stadtmauer (was in Deutschland heutzutage eine Seltenheit ist). In der Stadt wird darauf geachtet, dass der mittelalterliche Charakter erhalten bleibt. So müssen etwa innerhalb der Stadt alle Ladenschilder handgemalt sein. In Rothenburg habe ich z.B. zum ersten Mal ein handgemaltes Schild an einer Schlecker-Filiale gesehen - etwas, das in Deutschland ziemlich einmalig sein dürfte.
Nach der kurzen Besichtigung des Marktplatzes, bei der ich einen kurzen Blick auf das Rathaus werfen konnte, gingen wir ins Kriminalmuseum. Diesen Besuch empfand ich als informativ und gruselig zugleich. Das Kriminalmuseum zeigt Rechtsgeschehen, Gesetze und Strafen der vergangenen tausend Jahre. Dazu gehörte auch ein eigener Raum über die Inquisition, inclusiver einiger Folterinstrumente. Hier stellten sich mir alle Nackenhaare auf. Ich staune immer wieder, wieviel Energie und Erfindungsgeist Menschen zu allen Zeiten darauf verwendet haben, andere Menschen zu quälen. Dasselbe gilt für die Hinrichtungen. Interessant sind auch die genannten Jahreszahlen: ein Großteil der geschilderten Hexenprozesse etwa fand in der sog. "Neuzeit" statt (also nicht, wie viele immer noch glauben, im finsteren Mittelalter).
Aber das Kriminalmuseum beschäftigt sich nicht nur mit Folter und Hinrichtung. Der größte Raum ist u.a. den sog. "Ehrenstrafen" gewidmet. Eine Ehrenstrafe wird verhängt bei Taten, die weniger ein Verbrechen als einen Verstoß gegen die damalige "Sitte und Ordnung" darstellten. Beispiele dafür zeigt das Museum einige. So gibt es etrwa eiserne Schandmasken mit Eselsohren und langen Zungen für Verleumder, den Pranger - teilweise in Form eines drehbaren Käfigs, der sog. "Trülle" - , die Lästersteine, die Frauen um den Hals tragen mußten, die über andere unangemessen gelästert hatten. Einige Schandstrafen muten heute skurril an. So wurde etwa einem Mann, der sich von seiner Frau unterbuttern ließ, das Dach abgedeckt. Die Logik dahinter: wer seine Frau nicht unter Kontrolle kriegt, der hat es auch nicht verdient, unter einem eigenen Dach zu wohnen. Unverheiratete Frauen, die ein Kind bekamen, mußten einen Strohkranz tragen und wurden oft aus der Stadt gejagt. So witzig die Ehrenstrafen auf den ersten Blick erscheinen mögen - in ihnen offenbart sich eine unglaublich rigide Gesellschaftsordnung. Sogar das Tragen einer "nicht dem eigenen Stand entsprechenden Kleidung" wurde bestraft - manchmal traf die Strafe auch den Schneider, der der Person eine nicht ihrem Stand entsprechende Kleidung angefertigt bzw. verkauft hatte.
Weitere Räume zeigten die damalige Erziehung, inclusive der damals üblichen Strafen für "unbotmäßige" Schüler: Schläge, Sitzen auf dem "Schandesel", bis hin zum Karzer. Einen Teil dieser Strafen kannte ich noch aus Erzählungen meiner Eltern, da wurde mir klar, dass das alles noch gar nicht soo lange her ist.
Insgesamt habe ich nach dem Besuch des Kriminalmuseums unsere heutige Freiheit und die Menschenrechte wieder so richtig schätzen gelernt. Umso betrüblicher ist es, dass gewisse Nationen offenbar im Kampf gegen den Terrorismus die Menschenrechte wieder über Bord werfen und offen über Folter nachdenken. Dabei hat Friedrich Spee bereits 1610 in der "Cautio Criminals" dargelegt, dass Folter als Mittel der Wahrheitsfindung komplett unbrauchbar ist.
Beim Verlassen des Museums konnten wir uns noch einer Gruppe anschließen, die den zum Museum gehörenden Garten besichtigte. Normalerweise sind die Gärten der Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber da gestern "Tag des offenen Denkmals" war und Rothenburg das Thema "Gärten" hatte, konnten wir ausnahmsweise in den Garten gehen. Dabei lernte ich einiges über die Stadtgeschichte Rothenburgs, insbesondere über diverse Entwässerungskanäle.
Danach haben wir uns noch bei einer Filiale der Bäckerei Diller leckere Schneeballen (Rothenburger Spezialität) geholt und die auf dem Vanahof beim Kaffeetrinken gegessen.
An dieser Stelle nochmals ein herzlicher Dank an Venayra und Duke für das wunderbare Wochenende, vor allem an Venayra für die Fremdenführung.
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