15.8.06

Unglaubliche Geschäftspraktiken in der Bio-Branche

Seit Jahren betreibt "Shopblogger" Björn Harste einen Supermarkt in Bremen, der auch gezielt udn bewußt Bioprodukte anbietet. Dieses hat, soweit ich das aufgrund des Weblogs beurteilen kann, zum Erfolg des Ladens mit beigetragen.

Aber leider scheint dieser Erfolg Neider auf den Plan gerufen zu haben - Neider, die der Ansicht sind, Bioware sollte nur im "klassischen" winzigen Bioladen angeboten werden, nach dem Motto: Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder Supermarkt einfach Bioprodukte anbieten könnte. Diese Neider machen Björn Harste nun das Leben schwer:
Nunja, wie unser hoffnungsfroher Start im Engagement für authentische Bioprodukte jäh abgebremst wurde, weil offensichtlich einige Bio-Läden ihrem Großhändler auf die Bude gerückt sind, hatte ich ja geschrieben. Meine heftige Enttäuschung wurde glücklicherweise von Bio Antakya abgemildert, die sich in einem Kommentar als Partner anboten.
Aber leider geht das Knüppel-zwischen-die Beine-schmeissen weiter. Ende Juni bekamen wir Besuch von der Erzeuger-Firma Ökoland, der von empörten Bioladnern aus anderen Stadtteilen initiiert war. Die Eskalation geht trotz brav erfolgter Preiserhöhung nun so weit, daß wir nicht mehr beliefert werden dürfen. Auch Zwergenwiese-Produkte dürfen wir nicht mehr verkaufen. Immer mehr Hersteller werden auf uns angesetzt und Großhändler mit Lieferstopp bedroht. Ich müßte mir einige Produkte schon unter falscher Identität aus dem Internet einkaufen, damit ich sie weiterhin anbieten kann.
Doch jetzt kommt der härteste Schlag ins Gesicht: Auch die Biomolkerei Söbbeke wurde in Aufruhr versetzt und nun können wir auch keine Bio-Milchprodukte mehr verkaufen, die wir jahrelang im Angebot hatten. Der Verlust des neuen Trockensortimentes wäre notfalls zu ertragen gewesen, aber jetzt allen Kunden erklären zu müssen, daß wir auch im Frischmilchbereich massiv unter Beschuß stehen, das tut wirklich weh. Und dabei haben wir niemandem etwas getan. Die einzige Konkurrenz in der Nähe hat sich erst Jahre nach unserer Aufbauarbeit dort niedergelassen, als wir uns einen Ruf als "der engagierte Supermarkt in der Neustadt mit dem umfangreichen Bioangebot" erworben haben. Stundenlang hatten wir uns an die Regale gestellt und Aufklärungsarbeit betrieben. Und nun ist alles für die Katz?

Für mich ist das unglaublich; solche Geschäftspraktiken erinnern mich an schlechte Filme über die Mafia (damit meine ich nicht die Biomolkerei und die Großhändler, sondern diejenigen, die Druck auf selbige ausüben). Am schlimmsten finde ich, dass es offenbar ums Prinzip geht (zumindest schreibt Björn das). Wobei ich mich frage, was das für ethische Prinzipien sind, wenn man auf solche Geschäftspraktiken zurückgreift.

Wie ich schon einmal geschrieben habe: Auch ein Bioladen muss mit der Zeit gehen und nicht einfach zitternd auf "Protektionismus" setzen. Meiner Ansicht nach könnten gerade Bioläden, die mit der Zeit gehen, vom Bioboom profitieren. Die von Björn beschriebenn "Protektionismus-Schüsse" dagegen gehen mittelfristig nach hinten los.