26.1.06

Unverstandene Suchmaschinen

Immer mehr treten in letzter Zeit Leute auf, die offensichtlich das Wesen des Internets nicht verstehen. Der neueste Fall: In seinem Weblog "Parteibuch" schreibt Marcel Bartels wenig schmeichelhaftes über die DPM-Presse- und Medienverlag GmbH. Als Ergebnis bekam er nun "Fanpost" vom Presse- und Medienverlag. Dessen Name ist Bestandteil von "DPM-Presse- und Medienverlag GmbH", allerdings hat der Presse- und Medienverlag mit der DPM-Presse- und Medienverlag GmbH nichts zu tun - und Marcel Bartels hat das auch nie behauptet. Trotzdem beschwert sich der Presse- und Medienverlag. Begründung: Bei einer Google-Suche nach "Presse- und Medienverlag" komme Marcels wenig schmeichelhafter Beitrag über die DPM-Presse- und Medienverlag GmbH weit oben. Also möge er, Marcel, doch bitte seinen Beitrag bis zum 27.01. 2006 löschen.

Nun ist der Brief mit keiner Strafandrohung verbunden. Aber trotzdem muss ich wieder mal den Kopf schütteln. Lieber Presse- und Medienverlag, für die Platzierung und Indizierung einer Seite im Google-Suchindex ist alleine Google verantwortlich, und nicht der Betreiber einer Website. Also beschwert euch bitte bei Google, und nicht bei irgendeinem Blogbetreiber, der durch Zufall/Glück im Suchindex oben gelandet ist.

(gefunden via Lawblog)

Nachtrag: ich kann durchaus verstehen, dass es für eine Firma ärgerlich ist, ähnlich zu heißen wie ein anderes, in Verruf geratenes Unternehmen. Denselben Fall gibt es zum Beispiel bei Merck. Da gibt es die Merck KGaA in Darmstadt, dort der größte Arbeitgeber und weltbekannt. Es gibt aber auch die Merck & Co. Inc. in den USA. Diese Firma war ehemals eine Merck-Tochter, wurde aber 1925 an amerikanische Geschäftsleute verkauft und arbeitet seitdem völlig unabhängig von der Merck KGaA. Nun musste Merck & Co., Inc. vor kurzem das Medikament Vioxx vom Markt zurückziehen, und in den Medien hiess es oftmals "Merck muss Medikament zurückziehen". Viele dachten dabei fälschlicherweise an Merck KGaA, obwohl Merck KGaA, Darmstadt, rein gar nichts mit Vioxx zu tun hat. Merck KGaA brachte dazu eine Pressemeldung, aber mehr nicht. Insbesondere ging die Merck KGaA nicht her und verlangte von jedem Websitebetreiber, der auf seiner Seite über den Vioxx-Rückruf berichtet, den Beitrag zu entfernen, obwohl damals unter "Merck" einige solcher Beiträge ganz oben in Google standen. Die Merck KGaA hat, zumindest was das betrifft, offensichtlich das Internet verstanden.