King KongGestern war ich im Kino und habe mir das neue Werk von Peter Jackson zu Gemüte geführt - nach dem Sensationserfolg der HdR-Trilogie, die mich fast umgehauen hat, musste das sein.
Nun kann ich die drei wichtigsten Verfilmungen vergleichen: die von 1933, von 1976 und die von 2005, die eben von Peter Jackson stammt.
Die Verfilmung von 1976 (Regie: John Guillermin, mit Jessica Lange in der Hauptrolle) schneidet dabei am schlechtesten ab. Guillermin verlegte den Plot in die Gegenwart, sprich: ins Jahr 1976. Aber damals gab es schon Satellitenfotos der Erde, so dass die Story mit der "unbekannten Insel" ein wenig unglaubwürdig wirkt. Die anderen beiden Filme dagegen spielen beide in den Dreißiger Jahren des vorherigen Jahrhunderts. Damals war es durchaus möglich, dass es noch unbekannte Inseln im Pazifik gab.
Die Original-Verfilmung von 1933, bei der Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack Regie führten, war tricktechnisch lange Zeit führend. Von daher war es für Peter Jackson eine Herausforderung, ein Remake zu liefern, das ebenfalls tricktechnisch ein Meisterwerk ist.
Was die Story betrifft, so hat Peter Jackson sich eng an die Storyline des Originals gehalten: wieder geht es um den Filmemacher Carl Denham, der vor einem drohenden Bankrott steht, und um die Variete-Tänzerin Ann Darrow, die arbeitslos ist. Übrigens hat Peter Jackson in den Anfangsszenen die soziale Situation im New York der Dreißiger Jahre - inclusive Armut, Barracken und Suppenküchen - hervorragend eingefangen - dadurch wird Ann Darrows Motivation klarer, dem Elend entfliehen zu wollen. Ann Darrow begibt sich zusammen mit Carl Denham und der Filmcrew auf den Tiertransporter "Venture", der in den Pazifik fährt; wo Denham eine Karte hat, auf der eine mysteriöse Insel namens "Skull Island" eingezeichnet ist. Sie erreichen Skull Island und finden dort neben wilden Eingeborenen (die vom Aussehen her (nicht vom Verhalten!) teilweise an die Orks aus HdR erinnern) und den Ruinen einer untergegangenen Zivilisation urzeitliche Tiere vorfindet - und eben jenen Riesenaffen namens King Kong. Der Rest der Story ist bekannt, weshalb ich ihn hier nicht im Detail wiedergeben möchte.
Mit viel Liebe zum Detail hat Peter Jackson in seine Version des King Kong-Stoffes neue Szenen eingebaut, die ich für sehr gelungen halte:
- Ann Darrow tanzt für King Kong ein paar Nummern aus ihrer letzten Show. Am Schluss stützt sie sich dabei auf einen Stock auf. King Kong schnipst mit dem Zeigefinger den Stock weg. Ann Darrow fällt hin. King Kong lacht.
- Die Filmcrew, auf der Suche nach Ann Darrow, gerät in einer engen Schlucht in eine Brachiosaurus-Stampede. Diese Szene mag aus biologisch-paläontologischer Sicht nicht sehr realistisch sein, aber sie ist hervorragend gemacht und stellt "Jurassic Park" locker in den Schatten
- Später läuft die Film Crew an einem riesigen Affenskelett vorbei. Ich vermute, dass das die Überreste von King Kongs Vater bzw. Mutter waren, da das Skelett etwa dieselbe Größe wie King Kong aufweist.
- King Kong beschützt Ann und kämpft daher gegen drei T-Rex-ähnliche Raubsaurier gleichzeitig. Dabei stürzen alle in eine tiefe Schlucht, aber der Sturz wird von sehr dicken Lianen aufgefangen. Ann pendelt an einer Liane hängend hin und her, aber neben ihr hängt einer der Saurier in den Seilen und pendelt gegenläufig. Bei jedem Vorbeipendeln an Ann schnappt er nach ihr. Irgendwann greift King Kong ein und rettet Ann. Auch diese Szene ist tricktechnisch brillant gemacht.
- In einer romantischen Szene geniessen King Kong und Ann gemeinsam den Sonnenuntergang auf einer Klippe auf Skull Island. Später, in einer ähnlichen Szene, geniessen beide den Sonnenaufgang auf dem Empire State Building. Dadurch wird deutlich, dass King Kong auch eine romantische Seite besitzt.
- King Kongs Ausbruch ist ebenfalls genial entworfen: er schleudert Autos zur Seite, kippt eine Straßenbahn um etc. Unter anderem sammelt er mehrere vorbeieilende Blondinen ein, schaut sie kurz an, stellt fest, dass sie nicht Ann Darrow sind, und wirft sie über die Schulter weg. Man könnte dies als frauenfeindlich abtun, aber meiner Meinung nach ist es das nicht. In dieser Szene ist King Kong vielmehr ein Symbol für die Traumfabrik Hollywood, die immer wieder Schauspielerinnen - speziell Blondinen - engagiert, hochpusht und beim ersten Mißerfolg sofort fallen läßt bzw. wegwirft, aber danach sofort die nächste "aufhebt".
- King Kong, mit Ann auf der Schulter, erreicht den verschneiten Central Park mit einem komplett zugefrorenen See. Zuerst rutscht King Kong aus, da er vom tropischen Skull Island her weder Eis noch Schnee kennt. Aber nach ein paar Sekunden hat King Kong begriffen und rutscht auf seinem Hintern in einer Art Tanz vergnügt übers Eis, bis das Vergnügen durch Granateinschläge im See jäh gestört wird. Auch diese Szene ist sehr romantisch.
- Die Schlußszene auf dem Empire State Building ist ebenfalls hervorragend gelungen. Man sieht mehrfach auch die Welt aus der Sicht der Doppeldeckerpiloten Und: Im Gegensatz zur 1933er Version erledigt King Kong nicht nur einen, sondern gleich drei Doppeldecker, bevor er abgeschossen zu Tode stürzt.
Insgesamt ist es Peter Jackson gelungen, mit seinem Remake das Original deutlich zu schlagen. Ich kann dem Film nur empfehlen.