30.6.05

Auflösung des Bundestages: ja oder nein?

Seit Schröder überraschend Neuwahlen angekündigt hat und dazu den Artikel 68 GG nutzen will, ist in Deutschland eine Debatte entbrannt, ob Bundespräsident Köhler dabei mitspielen soll, sprich: ob er den Bundestag auflösen soll oder nicht. Anfang der Woche haben zwei SPIEGEL-Redakteure diese Frage klar mit "NEIN" beantwortet.

Heute hat der Münsteraner Professor Möllers eine Gegenrede veröffentlicht. Er argumentiert dabei im Kern wie folgt:
Wir sind ein Land von Legalisten, wir stehen vor roten Ampeln, wenn kein Auto kommt, wir fühlen uns wohl, wenn wir uns an die Regeln halten dürfen - und warum nicht? Aber ist das Grundgesetz eine Norm wie jede andere? Sind die Antworten des Grundgesetzes so eindeutig wie diejenigen der Straßenverkehrsordnung? Und ist es völlig gleichgültig, dass die Verfassung nicht den Straßenverkehr regelt, sondern einen politischen, einen demokratischen Prozess?

Abraham Lincoln verdanken wie die Feststellung, die Amerikanische Verfassung sei "ein Laiendokument, kein Juristenvertrag": Die Verfassung ist für uns alle da, wir sind für sie verantwortlich. Was wir, das Volk, wollen, auch ob wir wählen wollen, spielt bei Ihrer Auslegung eine Rolle, zumal wenn demokratisch gewählte Repräsentanten dies so sehen.

Als Pragmatiker schließe ich mich hier Herrn Möllers an. Das Grundgesetz ist keine Straßenverkehrsordnung. Wobei ich noch rein pragmatisch die Alternative zu Neuwahlen betrachte. Diese sähe so aus: eine rot-grüne Regierung, die immer wieder vom linken Flügel angegriffen wird, schleppt sich mit Hängen und Würgen bis zur nächsten regulären Wahl. Damit ist, denke ich, niemandem gedient.

29.6.05

Zwiebelfisch in der Buchhandlung

Immer wieder lesenswert: Bastian Sicks Kolumne "Zwiebelfisch". Diesmal musste ich laut loslachen, als "Zwiebelfisch" eine Buchhandlung besucht und diverse Dialoge verfolgt:
"Entschuldigen Sie, wo finde ich wohl Frank Schätzing?", fragt der Kunde, woraufhin der Buchhändler meines Vertrauens, den ich Andreas nennen darf, betont freundlich erwidert: "Herrn Schätzing finden Sie vermutlich in Köln, meines Wissens wohnt er dort. Aber wenn Sie Bücher von ihm suchen: Die finden Sie auch hier, und zwar dort drüben bei den Bestsellern!" Der Kunde schaut verdutzt, murmelt ein "Ah ja, danke" und tapert in die ihm gewiesene Richtung davon.

Mehr davon in der neuen Zwiebelfisch-Kolumne.
SPD Bayern: peinliches Anhängen


Was soll ich nur von dieser Pressemitteilung der SPD-Fraktion des bayerischen Landtages zum gescheiterten G9-Volksbegehren halten? Hätte die SPD das Volksbegehren von Anfang an unterstützt, dann wäre es voraussichtlich erfolgreich gewesen, und die SPD hätte in Bayern einen innenpolitischen Erfolg erzielt (was gerade in Bayern sehr selten ist). So aber wirkt die gesamte Pressemeldung nur peinlich - und schleimig.

In den letzten Jahren habe ich bei der bayerischen SPD ohnehin immer mehr den Eindruck, dass die Partei gar keine Wahlen gewinnen will und es sich in einer Art Daueropposition gemütlich gemacht hat. So war etwa der Spitzenkandidat der SPD bei der letzten Landtagswahl, Franz Maget, für 25% der bayerischen Wähler ein Unbekannter. Und da wundert sich die bayerische SPD über ihre 19,6% bei der letzten Landtagswahl...

(gefunden via Sven)

28.6.05

Wikipedia: 250.000 deutschsprachige Artikel

Das Stichwort "Mönchgut" (eine Halbinsel im Südosten von Rügen) markiert laut heise.de ein Jubliäum in der Wikipedia: Es ist der viertelmillionste Eintrag.

Wir gratulieren - und freuen uns auf die nächste Viertelmillion.
Fatale Grundannahme

Traurig, traurig: das Volksbegehren gegen das G8 in Bayern ist bereits an der Registrierung gescheitert. Sven bringt es auf den Punkt: eine der Ursachen des Scheiterns liegt darin, dass keine der Oppositionsparteien in Bayern es unterstützen wollte. Karan hat dazu noch ein paar gute Gedanken über eine weitere mögliche Ursache des Scheiterns geschrieben:
Was für mich an der Sache am schlimmsten ist: Hauptursache der o.g. Lethargie ist die sich flächenbrandartig verbreitende Grundannahme, "man könne ja eh nichts machen".
Dann werden schwierige Situationen (die durchaus zu ändern wären, raffte man sich gemeinschaftlich dazu auf) nur noch im privaten Einzelkampf so gut oder so schlecht wie möglich bewältigt... und die Isolation, Verunsicherung und Hilflosigkeit der Einzelnen wächst immer mehr.

Ich will das anders haben.

Und auch ich will das anders haben! Wären die neun Gefährten im "Herrn der Ringe" einer solchen Lethargie erlegen, dann hätte Sauron gewonnen. Dabei hatten die neun Gefährten viel weniger Chancen als z.B. das Volksbegehren. und schlimmere Gegner (man kann der CSU ja vieles nachsagen, aber mit Sauron würde ich sie trotzdem nicht vergleichen :-) ).

26.6.05

Barins Bingenbegehung 2005

..war der Grund, warum dieses Weblog gestern so ruhig war. Hier ein kurzer Conbericht: Im Gegensatz zur Bingenbegehung 2003 (am gleichen Ort), die recht kühl war, konnte diesmal von Kälte keine Rede sein. Im Gegenteil: es war zum größten Teil schweineheiß (weshalb ich Samstagsabend gegen meine sonstigen Gewohnheiten relativ früh schlafen ging). Während des Samstagabends gab es jedoch keinen Regen, so dass wir das Abendessen draußen genießen konnten. Ein Lob an dieser Stelle nochmals an Asa und das Küchenteam - Super Essen! Hoffentlich kocht ihr 2006 wieder!

Danach gab es Zeremonien, die sich diesmal um das Thema Barin und Beretsil (Schreibweise ohne Gewähr :-) ) drehten, die beide in den Stand der Ehe treten wollten (die Realpersonen hinter den Namen, Bernd und Anne, tun selbiges). Es gab sehr interessante Debatten etwa darüber, ob man einen 3 km großen Fluß mit einer Pontonbrücke überqueren kann - mit der aktuellen Technologie der Fantasy-Welt Magira (maximal beginnende Neuzeit). Und es wurde gesungen. Beides hat mir sehr gefallen.

Und ein für mich neues Brettspiel habe ich ebenfalls kennengelernt: Zug um Zug. Spielt sich einfach, schöne Aufmachung, gutes Thema (Eisenbahn). Kann ich nur empfehlen!

Ebenso kann ich Barins Bingenbegehung nur empfehlen. Klasse Con!

24.6.05

Merkwürdiger Anwalt

Felix von wirres.net erzählt in seinem Weblog eine wirklich seltsame Geschichte: Irgendein Trottel hatte sich unter Verwendung von Felix' alter Emailadresse in diversen Gay-Foren angemeldet und als Name den eines F-Prominenten angegeben. Bereits vier Stunden nach dieser gefakten Anmeldung meldete sich ein angeblicher "Anwalt" bei Felix und drohte ihm mit einer Klage, wobei er seltsamerweise zunächst den Namen dessen, in dessen Namen er klagen wollte, nicht herausrückte. Er wollte sich mit Felix in einem Café treffen und drohte zunächst mit einer Klage bei der Polizei, falls Felix nicht unterschreibe. Felix konsultierte zunächst Udo Vetter und unterschrieb daraufhin nicht. Das Ende vom Lied: der angebliche Anwalt erstattete Anzeige.
Felix findet einiges an der Sache komisch:
ein paar fragen bleiben übrigens noch offen:

* warum überprüfen (mindestens zwei) schwulen-webseiten noch nichtmal die validität der angegebenen emailadressen?
* wie hat der anwalt meine adresse rausgefunden? eins der portale hat mir versichert die daten nicht herausgegeben zu haben. hätten sie es getan wäre das im übrigen ohne gerichtliche anordnung strafbar gewesen.
* wie hat der mandant des anwalts innerhalb von 3-4 stunden herausgefunden dass auf seinen namen und offenbar mit seinen fotos profile auf schwulenseiten angelegt worden sind? ich würde soetwas nicht in 10 jahren merken ?
* warum wollte der anwalt mich so sehr zu einer unterlassungserklärung drängen um dann die sache unter den teppich zu kehren, andererseits aber eine angebliche straftat bei der polizei anzeigen? irgendwie unlogisch zu behaupten ich hätte jemanden und der firma hinter ihm übelst geschädigt, das aber angeblich mit einem schuldeingeständniss abhaken und fallen lassen zu wollen.
* läuft ein ermittlungsverfahren gegen mich, weil ein arschloch meine emailadresse verwendet hat oder war die ganze choose ein einschüchterungsversuch?

Das Allermerkwürdigste an der Sache aber: Felix konnte unter dem anegebenen Namen des Anwalts keine Adresse finden.

Ich kann mich hier nur dem public void blog() anschließen: der angebliche "Anwalt" war vermutlich keiner. Echte Anwälte treten wesentlich seriöser auf (z.B. treffen sie sich nicht einfach in einem Café). Ich vermute hier einen Abzock- oder (wie Felix) einen Einschüchterungsversuch.
Standardmäßig

Gerade eben habe ich in einer Präsentation einen schönen Satz gefunden:
Produkt XXX erfordert lediglich standardmäßige Programmierfähigkeiten

Ich interpretiere diesen schönen Satz so: das ist so einfach, damit können sogar dumme Leute Programme erstellen :-))))

23.6.05

Walter Hoffmann beginnt


Heute wird der neugewählte Darmstädter OB Walter Hoffmann feierlich in sein Amt eingeführt. Ich bin gespannt, was er alles bewegen will/wird. Über seinen Vorgänger Peter Benz hat sich das Darmstädter Echo ausführlich ausgelassen, daher will ich es mir hier ersparen. Ich schaue lieber nach vorne.

Über Walter Hoffmanns Abschied von Berlin hat das Echo bereits vor ein paar Tagen berichtet. Walter Hoffmanns Entscheidung, als OB für Darmstadt zu kandidieren, stellt sich im Nachhinein als weise heraus, angesichts der angekündigten Neuwahlen (von denen Hoffmann bei seiner Entscheidung für die OB-Kandidatur natürlich nichts wissen konnte). Einige SPD-Kollegen beneiden Hoffmann dafür.

Nicht zu beneiden ist aber Barbara Imhoff aus Fulda, die über die SPD-Landesliste für Hoffmann in den Bundestag nachrückt. Sie tritt am 27. Juni ihr Amt an, und am 1. Juli kommt bereits die Vertrauensfrage, die Schröder verlieren will. Danach droht die Bundestagsauflösung. Somit könnte Barbara Imhoff eine der kürzesten Abgeordnetenkarrieren in der Geschichte des Bundestages hinlegen, frei nach dem Motto: "Ich kam, sah und durfte wieder heimfahren"

21.6.05

Ewige Blumenkraft - die Blogger-Verschwörung

Dank David vs. Goliath habe ich soeben eine wahrhaft umwerfende Erkenntnis gewonnen: einige der von mir häufiger besuchten Blogs (u.a. Curious Creatures, Kaltmamsell, Jens und der Law Blog) stehen lt. "David"
für Spitzel- und Propaganda-Zwecke im Dienst staatlicher Behörden & Co
Und in diesen Blogs dreht sich in Wahrheit alles
um die Behinderung/Sabotage eines Opfers von Ärzteverbrechen respektive um Protektion für ein faschistoides Medizinsystem mit seinen darin tätigen kriminellen Ärzten.
David beendet seine Ausführungen mit
ei dem o.g. konspirativen Machiavelli-Netzwerk handelt es sich mutmasslich - so ist meine momentane Arbeitshypothese - um eine Schnittmenge Gleichgesinnter aus allen möglichen gesellschaftlichen Gruppen, vorzugsweise den Machteliten, wie Ärzte, Anwälte, Juristen, Polizei, Internet-Administratoren, Geschäfts-, Handels- und Medienleute, Akademiker, Politiker, usw. - womöglich ein deutsch-nationales Äquivalent zu Scientology.

Uiuiui! Nur frage ich mich: welcher Staat soll es denn sein, dem so kritische Leute wie Udo (Law Blog), die Kaltmamsell etc. untertan sind, für den sie sogar spionieren? Die Bundesrepublik Deutschland kann es nicht sein :-). Mal nachdenken: Lummerland? Atlantis? Taka-Tuka-Land? Das Imperium aus "Star Wars"? :-D

Und das "faschistoide Medizinsystem" gibt es auch nicht hierzulande, das muss sich irgendwo in einer gaaanz weit entfernten Galaxis befinden...
Gedanken zur Nacht, mit Vollmond

Gerade eben fuhr ich von Nancy heim, dabei musste ich meistens nach Süden fahren. Heute nacht bedeutete das: direkt auf den Vollmond zu. Dabei schossen mir einige verrückte düstere Gedanken durch den Kopf. Ich fragte mich ernsthaft, ob diese Welt nicht von "sauronischen" Mächten beherrscht wird, zu denen z.B. ein gewisser Herr Dubbeljuh gehört. Und wie es nur kommen konnte, dass eine solche "Geistesleuchte" wie der quasi die "Weltherrschaft" bekommt. Dann fiel mir das zerstrittene und zerzankte Europa ein, und für einen kurzen Moment wünschte ich mir all diese Regierungschefs dorthin, wo der Pfeffer wächst - und fragte mich für ein paar Sekunden ernsthaft, ob Europa unter Kaiser Karl (der, der in Aachen saß und den sie aus irgendwelchen Gründen "der Große" nennen) nicht besser dran war. Dann bekam ich vollends den EU-Frust und überlegte, ob man die EU nicht verlassen könnte. Als erstes fiel mir die Schweiz ein, als zweites Norwegen, und Norwegen wäre mir dann doch sympathischer (dort gibt es mehr Asatru, z.B. die Organisation Bifröst, und die Norweger sind nicht ganz so konservativ wie die Schweizer. Dafür hat die Schweiz viel direkte Demokratie, das hat was). Als ich mir gerade ´überlegte, einen norwegischen Sprachkurs zu machen, kam ich zu Hause an.

Und jetzt, wo ich hier beim Licht am Computer sitze, kommt mir das alles nicht mehr so sinnvoll vor :-) Aber die Idee mit dem Norwegisch lernen sollte ich im Hinterkopf behalten. Norwegen wäre auch ein wunderschönes Reiseziel für den nächsten Urlaub.

19.6.05

Zillo-Festival abgesagt

Eine große Enttäuschung hatte ich an diesem Wochenende auch zu verkraften: das Zillo-Festival, auf das ich mich so gefreut hatte, wurde vom Veranstalter Contour Music wegen des schleppenden Kartenvorverkaufs kurzfristig abgesagt. Laut einem Bericht auf der Zillo-Website scheint das "wenig szenekompatible Lineup" einer der Gründe zu sein; insbesondere der Samstagabend-Hauptact Dimmu Borgir ist recht umstritten. Zu Dimmu Borgir kann ich nur sagen, dass ich sie 1998 live gesehen habe, und sie mich dort live nicht überzeugt haben. Insofern sind die Befürchtungen berechtigt.

Ich bin frustriert und hoffe nun, dass zukünftige Zillo-Festivals mit einem besseren Lineup ausgestattet werden.
Darkdance-Treffen in Lahr

Gestern war ich bis Sonnenaufgang unterwegs, wegen des Darkdance-Treffens in Lahr (bei Offenburg in Baden). Es war ein klasse Treffen. Eine geniale Idee war vor allem, das Treffen (das vorher nur in mehreren Hallen stattfand) um einen Biergarten zu erweitern. So konnte man zwischen dem "Abzappeln" auf der Bühne sich an mehreren Verkausständen mit Essen und Getränken laben, im Freien sitzen und frische Luft tanken. Ansonsten gab es ein geniales Konzert der Crüxshadows und ein riesengroßes, supergeniales Feuerwerk, veranstaltet von Andi Köhl, der übrigens diesmal Mitveranstalter war. Und um Mitternacht noch eine Sonderüberraschung für unsere "Brotspinne" Christina, die erneut der Vergreisung anheimfiel (ein Vorgang, den andere als "Geburtstag" bezeichnen"= :-) Die weite Anfahrt hat sich voll gelohnt; dankbar bin ich vor allem Mario, der am Steuer saß und bei dem ich übernachten konnte.

18.6.05

Abstrakte Kunst und Angst vor Terroranschlägen

Zur Kunstbiennale in Venedig wollte der deutsche Künstler Gregor Schneider eine abstrakte Skulptur namens "Cube Venice 2005" beisteuern: einen fünfzehn Meter hohen Kubus, der auf dem Markusplatz aufgestellt werden sollte. Doch die Behörden verboten das Kunstwerk. Der Grund: Größe und Form erinnern an die Kaaba in Mekka, eine der wichtigsten heiligen Stätten des Islam. Daher hatte der Organisationsdirektor der Kunstbiennale "Sicherheitsbedenken und Angst vor terroristischen Attentaten".

Nun ist es aber so, dass Schneiders Skulptur als abstraktes Kunstwerk gedacht war. Laut eigenen Worten wollte er keinesfalls die Kaaba darstellen, sondern lediglich Assoziationen wecken. Trotzdem wäre die Entscheidung der Behörden verständlich, wenn es im Islam ein Verbot der Darstellung der Kaaba gäbe. Aber: laut dem Zentralrat der Muslime in Deutschland gibt es kein solches Verbot; künstlerische Darstellungen der Kaaba gibt es zuhauf. Über die Google-Bildersuche nach "kaaba" kann man (neben etlichen Fotos) auch einige dieser künstlerischen Darstellungen im Internet finden. Die vom Organisationsdirektor genannten Sicherheitsbedenken entbehren somit jeglicher Grundlage.

Über den ganzen Vorgang kann ich nur den Kopf schütteln. Bevor man ein Kunstwerk verbietet, weil man die Verletzung eines religiösen Tabus befürchtet, sollte man erst einmal bei Mitgliedern der betroffenen Religionsgemeinschaft anfragen, ob das vermutete Tabu überhaupt existiert. Erst dann kann man sich Gedanken machen über die Gefahr von Terroranschlägen; alles andere ist pure Paranoia.

Quelle: Darmstädter Echo vom 18.06.2005, Seite 10.

17.6.05

Konkurrenz für Captain Janeway


Eine rekordverdächtige Irrfahrt durch halb Deutschland schaffte laut Yahoo! ein Rentnerehepaar (beide 77 Jahre alt) aus Niedersachsen. Sie hatten im zehn Kilometer entfernten Nachbarort Freunde zum Nachmittagskaffee besucht. Doch bei der Heimfahrt verfuhren sie sich "ein wenig" - genauer gesagt, um schlappe 400 km (in Worten: vierhundert Kilomenter). Als die Polizei in Baunatal sie aufgriff, waren beide der Überzeugung, nach wie vor auf dem richtigen Heimweg zu sein (!), so dass die Polizei sicherheitshalber den Führerschein einzog.

Da muss ich Captain Kathryn Janeway vom Raumschiff USS Voyager direkt loben. Sie hat sich zwar zu Beginn der Serie "Voyager" um schlappe 70.000 Lichtjahre verflogen, aber immerhin sofort gemerkt, dass sie sich verirrt hatte :-)

16.6.05

Hasta la vista, Symicron!

Bereits seit Jahren hielt die Ratinger Softwarefirma Symicron die IT-Szene in Atem mit diversen Abmahnaktionen. Symicron hatte sich nämlich 1999 die Wortmarke "Explorer" schützen lassen. Im Rahmen dieses Schutzes wurde eine Anwaltskanzlei beauftragt, alle, die ein Programm vertrieben, das den Wortbestandteil "Explorer" im Namen hatte, abzumahnen. Dabei wurden nicht selten vierstellige DM-Summen gefordert. Später ging Symicron sogar so weit, Webmaster abmahnen zu lassen, die auf ihrer Seite einen Link zu "Explorer"-Softwareprodukten hatten (etwa dem "FTP-Explorer").

Aber der Spuk war 2004 zu Ende:
Schließlich wurde die Marke Explorer wegen "Bösgläubigkeit" und "Nichtnutzung" (außer zum Abmahnen) gelöscht ? die angebliche Software "Explorer" [extern] wurde nie gefunden.
schrieb heise.de.
Dazu möchte ich ergänzen, dass die Zeitschrift "Internet World" einmal 2.500 DM für eine Kopie eines "Symicron Explorers" ausgelobt hatte - trotzdem meldete sich niemand. Insofern liegt die Vermutung nahe, dass die Registrierung der Marke "Explorer" primär erfolgte, um abmahnen zu können.

Jetzt ereilte Symicron das gerechte Schicksal:
Von Symicron hörte man anschließend auch nichts mehr ? weder neue echte noch erfundene Produkte ließen sich blicken ? bis zum 10. Juni 2005. An diesem Tag wurde nämlich am Amtsgericht Düsseldorf unter dem Aktenzeichen 501 IN 71/05 die Insolvenz der Symicron bekanntgegeben. Die Trauer im Netz hält sich bislang ausgesprochen in Grenzen.

Und was lernen wir daraus? Serienabmahnungen lohnen sich nicht, auf Dauer kehren sie sich meistens gegen den Abmahner. Und das ist gut so.
Jetzt wird's scharf

Speziell für einen sehr guten Freund von mir, der auf superscharfe Sachen steht, habe ich etwas ganz spezielles entdeckt: den Versand Pepperworld. Dort gibt es unter anderem ein Brenn-o-meter, das den Schärfegrad von Soßen mißt, auf einer Skala von 1 (mild) bis 10. Die 10 ist dabei durch das folgenden Sößchen defin iert:



Vicious Vampire!

Ich habe es am Wochenenende beim Grillen ausprobiert: es reichen wirklich WINZIGSTE Mengen aus, um einen scharfen Geschmack zu erzielen. Das sollte nun jeden zufriedenstellen.

14.6.05

Abmahnung gegen Forenbetreiber wegen Nicks

heise.de meldet:
Einen Streitwert von 100.000 Euro hat ein Anwalt für die Benutzung eines markenrechtlich geschützten Namens als Pseudonym in einem Internet-Forum festgelegt. Mehr als 30.000 Nutzer hat das nach Betreiberangaben zu den größten in Deutschland gehörende Forum zum Thema Bodybuilding, Kraftsport und Fitness. Einen kommerziellen Hintergrund verneint der Betreiber Patrick Albers: Die Seite finanziere sich durch die Einblendung zweier Werbebanner und eines gleichnamigen Online-Shops, der von einer dritten Firma auf einer geringen Provisionsbasis zur Verfügung gestellt wird.

Die beanstandete Marke ist seit 1999 beim Deutschen Patent- und Markenamt als Wortmarke in der Leitklasse 36 (Versicherungswesen) eingetragen. Dem Anschein nach wurde die Marke bisher jedoch noch nicht genutzt. In dem Anwaltsschreiben wird dem Betreiber vorgeworfen, den geschützten Namen im geschäftlichen Verkehr zu benutzen und damit gegen §1 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) zu verstoßen.
. Kosten soll das Ganze 5.200 EUR (in Worten: fünftausendzweihundert Euro!).

Mich hat das zunächst erschreckt. Als Mitbetreiber von darkweb.de und homomagi.de (beide mit Foren) würde mich das auch betreffen, sollte die Abmahnung erfolgreich sein. Ich müßte bei jedem neuen Benutzer den Nick überprüfen, ob ein Verstoß gegen das Markenrecht vorliegt - meines Erachtens ein Unding.

Patrick Albers hat jedoch mittels seines Anwalts Dr.Bahr zurückgeschlagen. In einem Schreiben an den gegnerischen Anwalt hat Dr. Bahr die Ansprüche zurückgewiesen. Er legt dar, dass der gegnerische Anwalt sich auf einem Paragraphen beruft, den es in der Form nicht mehr gibt. Daher sieht Dr. Bahr hier einen Mißbrauch des Abmahnrechts vorliegen: durch völlig überhöhte Forderungen sollen die lt. Dr. Bahr "substanzlosen" Ansprüche des Abmahners durchgesetzt werden. Dr Bahr hat am Ende sogar mit einer Meldung an die Anwaltskammer gedroht.

Ich kann mich Dr. Bahrs Ausführungen nur anschließen und warte gespannt, wie es ausgeht, wobei ich vermute, dass die Abmahnung im Sande verlaufen wird, da sie offensichtlich unbegründet ist.

11.6.05

Bayern: Volksbegehren gegen das G8

In Bayern wurde im letzten Jahr mit einem "Schnellschuss" das achtjährige Gymnasium (G8) eingeführt. Unter den Folgen dieses Schnellschusses haben vor allem die Schulkinder zu leiden, durch erhöhten Leistungsdruck, der sich übrigens auch auf die Real- und Hauptschulen auswirkt.

Aber man kann als Einwohner Bayerns etwas dagegen tun, nämlich: sich vom 14.-27. Juni 2005 auf seinem Rathaus für das Volksbegehren gegen das G8 eintragen zu lassen. In Bayern sind 10% der Wahlberechtigen notwendig, damit ein Volksbegehren starten kann. Das bedeutet, es müssen sich 900.000 Leute eintragen.

Warum sollte man das tun? Hier sind Argumente. Und in diesem Thread ist das Thema allgemein diskutiert.

10.6.05

Seltsames Ereignis

Ein seltsames Erlebnis, das mich ein wenig an "Akte X" erinnert, beschreibt Björn Harste in seinem Weblog "Shopblogger". Ob der Mann, den er beschreibt, wohl ein Vertreter war? Könnte es nicht sein, dass SIE schon hinter ihm her sind? Für einen echten Verschwörungstheoretiker täten sich jetzt Abgründe auf. :-D

8.6.05

Montesquieu und die Größe von Republiken

In seinem berühmten Werk "Spirit of Laws: Book VII: ('Of the Corruption of the Principles of the Three Governments')", erschienen 1748 (übersetzt ins Englische 1752) macht sich der französische Staatsphilosoph Montesquieu Gedanken über den Zusammenhang zwischen der Größe eines Staatswesens und seiner Staatsform. Er kommt dabei zu dem Schluss, dass Republiken zwangsläufig kleine Staaten sein müssen, dass Monarchien maximal "mittlere Größe" haben können, und dass jeder größere Staat zwangsläufig in eine Despotie münden müsse. Die Passagen sind u.a. hier zitiert. (Übrigens ist "Spirit of Laws" berühmt geworden durch Montesquieus darin enthaltenen Vorschlag zur Gewaltenteilung zwischen Legislative, Judikative und Exekutive. Diese Gewaltenteilung findet man in jeder modernen demokratischen Verfassung). Unter anderem schreibt Montesquieu:
In an extensive republic the public good is sacrificed to a thousand private views; it is subordinate to exceptions, and depends on accidents. In a small one, the interest of the public is more obvious, better understood, and more within the reach of every citizen; abuses have less extent, and of course are less protected.


Der Gedanke einer zwangsläufig geringen Größe von Republiken mag 1748 gegolten haben. Doch inzwischen hat sich eins geändert: die Kommunikationsmittel. Im Jahre 1748 war das schnellste Verkehrsmittel zu Lande das Pferd, und schneller lief zu Lande keine Kommunikation. Auf dem Wasser war das Segelschiff das schnellste Verkehrsmittel. Doch dann kam zunächst die Eisenbahn, dann der Telegraph, dann das Telefon, und heutzutage können wir per Kommunikationssatellit eine Nachricht in wenigen Sekunden um den gesamten Erdball verbreiten. Somit ist es (zumindest theoretisch) möglich, sich auch in einem größeren Staatswesen, das deutlich mehr als eine Stadt umfaßt, umfassend über alles zu informieren. Dadurch könnte der oben von Montesquieu genannte Mißbrauch auch auf globaler Ebene eingeschränkt werden.

Mit anderen Worten: moderne Kommunikationsmittel ermöglichen sogar (im Extremfall) eine weltweite Republik. Insofern ist Montesquieus Gedanke von damals heute veraltet, was die geringe Größe von Republiken betrifft.

Moderne Kommunikationsmittel ermöglichen auch eine weltweite DIktatur, wie es etwa George Orwell in "1984" ausgeführt hat. Sie führen also nicht zwangsläufig zu mehr Demokratie. Demokratie muss immer wieder neu erkämpft werden.

7.6.05

Wilde Gerüchte

Heute wurde die SPD ganz überraschend mit einem Gerücht konfrontiert, das offenbar aus dem Münchner Büro des Nachrichtendienstes ddp stammt: anstelle von Neuwahlen soll Schröder zurücktreten und bis 2006 durch Müntefering ersetzt werden. Müntefering solle das angeschlagene Ansehen der SPD wieder aufpolieren und somit einen Wahlsieg 2006 ermöglichen.

Ich halte das für wenig plausibel. Der Karren bei der SPD steckt so tief im Dreck, dass auch ein "Münte" in nur noch 18 Monaten das nicht mehr hinbiegen könnte.

5.6.05

Spezialanzüge für Weltraum-Spione wiederentdeckt

In einem lange unbenutzten Seitenraum der Cape Canaveral Air Force Station in Florida machten zwei Sicherheitsoffiziere bei einer Routine-Inspektion eine verblüffende Entdeckung: sie fanden zwei blaue Raumanzüge, die noch originalverpackt und unbenutzt waren. Nur der Eigentümer der Raumanzüge war zunächst unbekannt, zumal die NASA niemals blaue Raumanzüge verwendet hat. Recherchen ergaben, dass die Anzüge ursprünglich zu einem Spezialprogramm der Air Force namens Manned Orbit Laboratory (MOL). MOL wurde 1962, kurz vor Ende des Gemini-Programms, als Erkundungs-Station im Weltraum konzipiert. Mit Gemini-Kapseln sollten Astronauten zu einer Raumstation fliegen und von dort aus ein paar Wochen (bis zum Eintreffen der Ablösung) die Erde beobachten. Das MOL-Programm wurde 1969 eingestellt, doch zu dem Zeitpunkt waren bereits drei Gruppen Air Force Piloten als Astronauten trainiert worden. Sieben dieser Piloten wechselten als reguläre Astronauten zur NASA, zu ihnen gehörte auch Robert Crippen, Captain der allerersten Space Shuttle Mission, und Richard Truly, der später NASA Administrator wurde. Die Anzüge dagegen blieben, als Relikte des Kalten Krieges, jahrelang vergessen. Einer von ihnen hatte früher einmal dem Astronauten Richard Lawyer gehört, er ging bereits 1983 an das Smithsonian Institute. Der andere, der die für einen Spion passende Nummer "007" trägt, wird voraussichtlich im Museum landen, als stummes Zeugnis des MOL-Programms.

Dass MOL 1969 eingestellt wurde, wundert mich nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte man entdeckt, dass unbemannte Spionagesatelliten, von denen es heute immer noch mehr als genug gibt, wesentlich effizienter sind als bemannte Raumstationen, zumindest was Spionage angeht.

Quelle: Yahoo!
50 Jahre SFCD - der Jubiläumscon

Gestern war ich auf dem Jubicon des SFCD, der dieses Jahr Jubiläum feiern darf: 50 Jahre SFCD. Ich war dort zusammen mit Erik und Hermann im Auftrag der PRFZ. Um halb zehn trafen Erik und ich ein und bauten den Stand auf. Hermann kam mit seiner Freundin Claudia und seinem "Stiefsohn" Patrik ein wenig später.

Das Conhotel war das DRK-Tagungshotel Mühltal, idyllisch und ruhig gelegen, mit schönen Räumlichkeiten. Die Conorga sowie das Essen waren gut (nur das Abendessen für 7 EUR habe ich nicht gegessen, da ich es etwas teuer fand). Nur einen Nachteil gab es: die Räumlichkeiten lagen sehr weit auseinander, so dass der Con sich etwas verlief. Insbesondere der Raum für die Verkaufsstände war etwas ungünstig im Untergeschoss in einer "Sackgasse", so dass es praktisch kaum Durchgangspublikum gab, Dies wirkte sich negativ auf die Verkaufszahlen aus.Positiv war, dass diesmal das richtige "Perry-Rhodan-interessierte" Publikum anwesend war.

Von einer Mittagspause abgesehen, blieb ich bis 14 Uhr am Stand. Danach löste mich Hermann ab, und ich besuchte den Vortrag "Alles Lüge oder was? War der Mensch auf dem Mond?" des ESA-Raumfahrtingenieurs Rainer Kresken. Hier ging es um die in den letzten Jahren immer mehr aufkommenden "Mondlandungsverschwörungstheorien", die ernsthaft behaupten, die Mondlandungen wären alle gefälscht gewesen. In den nun folgenden zwei Stunden zerpflückte Rainer Kresken die Argumente der Verschwörungstheoretiker komplett. Er wies ihnen einige grundlegender Verständnisprobleme nach und zeigte in zwei Fällen sogar direkte Lügen auf. Leider kann ich an dieser Stelle nicht alle seine Argumente wiedergeben. Ich selbst bin auf jeden Fall nun mehr denn je überzeugt, dass die Mondlandungen echt waren.

Danach machte ich wieder Standdienst, bis um 18 Uhr mein zweites Highlight des Tages kam: "Walter Ernsting, Perry Rhodan und der ganze Rest", ein Vortrag von Leo Lukas und Hermann Ritter, der an den SFCD-Mitbegründer und "Vater des deutschen Fandoms" Walter Ernsting erinnern sollte. Hermann und Leo machten ihre Sache hervorragend, wobei das Thema im Laufe des Vortrags irgendwann in Perry Rhodan allgemein überging, was aber kein Fehler ist, nachdem Walter Ernsting (als Clark Darlton) zusammen mit K.H. Scheer die PR-Serie erfunden hatte und seine für PR geschriebenen Werke wohl (neben "Der Tag, an dem die Götter starben") sein Hauptwerk darstellen. Trotz des an sich traurigen Anlasses (Walter Ernsting starb am 15. Januar dieses Jahres) wurde der Vortrag recht humorvoll - da Walter Ernsting von allen, die ihn gekannt haben, als ein humorvoller und warmherziger Mensch beschrieben wird, dürfte dies ganz in seinem Sinne gewesen sein. Witzig waren vor allem die "Randdetails". Man erfuhr z.B. nebenher, dass Leo Lukas mit einer österreichischen Kinderfernsehserie zu tun hat, in der ein sprechendes Fahrrad (!) die Hauptrolle spielt.

Danach packten Erik und ich den Stand ins Auto und fuhren nach Hause.

Fazit: aus meiner Sicht war es ein schöner Con, mit ein paar Wermutstropfen (etwa die Standplatzierung). Aber ich habe mich mit einigen interessanten Leuten gut unterhalten, ein paar gute Bücher erworben, einen hervorragenden Vortrag von Hermann und Leo gehört und in Rainer Kreskens Vortrag sogar noch etwas gelernt.


Erbschaften und ALG II

Im Law Blog gibt es eine Diskussion, ob ein ALG II-Empfänger (Sozialhilfeempfänger) ein Erbe ausschlagen darf, obwohl er von dem Erbe einige Monate oder gar Jahre leben könnte und somit die Staatskasse entlasten würde. Die zitierten Gerichtsentscheidungen zu dem Thema sind genau gegensätzlich.

Ich bin der Meinung, dass auch ein ALG II-Empfänger diese Freiheit haben sollte. Denn im Prinzip kann auch ein Erbe, das nominell aus einem riesigen Vermögen besteht, "vergiftet" sein. Beispiel: die Erbmasse enthält ein Grundstück, auf dem in den Sechziger und Siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein schwermetallverarbeitender Betrieb stand. Nominell kann das Grundstück sehr wertvoll sein, aber wer weiß, welche Altlasten im Boden schlummern? Sicher könnte man das durch geeignete Untersuchungen herausfinden, aber solche Untersuchungen kosten mehrere tausend Euro, und welcher ALG II-Empfänger hat die schon? Oder: das Erbe besteht aus einer Menge Geld. Man nimmt an, aber plötzlich tauchen in der Erbmasse irgendwelchen uralten Kreditverträge auf, von Krediten, die im nächsten Jahr oder beim Tode des Kreditnehmers fällig werden. Dann hat man zwar nominell eine Menge Geld geerbt, aber die Gläubiger werden nicht auf sich warten lassen.

In beiden Fällen kann ich gut verstehen, dass auch ein ALG II-Empfänger ein solches Erbe nicht haben möchte. Daher sollte es auch einem ALG II-Empfänger freigestellt sein, ein Erbe auszuschlagen. Was ich mir vorstellen könnte, ist, dass bei ALG II-Empfängern in solchen Fällen das Erbe zur Hälfte oder gar ganz an den Staat fällt (aber dann bekäme der Staat eventuelle Erbfolgen (Altlastensanierung, Gläubiger, s.o.) ab). Ob der Staat das anstrebt? ;-)

4.6.05

Kommentarlöschen und Meinungsfreiheit

Gewisse Themen kommen in der Blogosphäre immer wieder hoch. Ein Beispiel dafür ist das Thema "Kommentarlöschen - ja oder nein?", das manche Leute mit Meinungsfreiheit verwechseln. Via Curious Creatures habe ich dazu einen guten Kommentar im Weblog von Meow gefunden:
Für alle dort und anderswo, die immer wieder damit RUMNERVEN, nun nochmal, auch ganz langsam, zum mitschreiben und ganz ganz doll merken (der vielleicht einfacher zu verstehende Klingelton wird nachgereicht):

Die Meinungsfreiheit ist ein Grund- und Abwehrrecht GEGEN staatliches Handeln, d.h. die Freiheit der Meinungsäusserung wird seitens des Staates gewährleistet und Eingriffe von staatlicher Seite (Verbote, nachteilige Gerichtsentscheidungen, Sanktionen) können in einem bestimmten Rahmen mit Hinwies auf den Schutzbereich des Grundrechts aus Art. 5 I GG abgewehrt werden.

Und das hat mit euren POPELIGEN gelöschten Kommentaren NICHTS zu tun.

Dem stimme ich zu. Anmerkung am Rande: Kommentarlöschen hat auch nichts mit Zensur zu tun. Zensur ist der Eingriff eines Staates in die Meinungsfreiheit, um die Veröffentlichung bestimmter unerwünschter Texte/Schallplatten/Filme etc. zu verhindern, bevor sie veröffentlicht wurden. Ein Kommentar, der gelöscht wird, ist dagegen im Normalfall bereits veröffentlicht. Außerdem ist in den meisten Fällen der Inhaber eines Weblogs eine Privatperson oder eine Gruppe (Firma, Organisation, Verein..) - nicht der Staat. Also kann von "Zensur" hier keine Rede sein.

Wie ich schon mindestens zweimal in diesem Weblog dargelegt habe: ich nehme mir jederzeit das Recht, Kommentare in diesem meinem Weblog zu löschen - ohne Begründung oder gar Rechtfertigung.

Was ich mir trotzdem als Recht herausnehme, hat Fellow Passenger im Kommentar zum obigen Eintrag gut formuliert:
Jedes Medium hat da seine eigene Toleranzschwelle. Bei Blogs wo ein Kommenar meistens direkt und ungeprüft online geht, finde ich es schon angebracht, diese Schwelle nicht zu überschreiten. Manchmal ist die aber gar nicht so leicht zu erkennen. Nicht, daß ich schon einmal erlebt hätte, daß jemand einen Kommentar von mir gelöscht hätte, aber ich habe Kommentare verschwinden sehen, bei denen ich nicht nachvollziehen konnte, warum. Aber bitte. Das hängt vom Geschmack des Blogbetreibers ab. Da soll jeder seinen eigenen Weg gehen.

Wenn ich das aber im Einzelfall übertrieben finde, darf ich mich aber doch bitte in meinem eigenen Blog darüber lustig machen.

Gut, darüber lustig machen werde ich mich nur in Ausnahmefällen. Aber im Einzelfall nehme ich mir das Recht heraus, Kommentarlöschungen sachlich zu kritisieren, wenn ich sie als unangemessen empfinde.

Wetterdistel hat obiges Zitat übrigens zum Anlaß genommen, in ihrem Weblog gleich ihre Kriterien zur Kommentarlöschung zu definieren:
Mein Blog ist wie eine elektronische Erweiterung meines Wohnzimmers: Hier kommt Kram rein, der mir auffällt und mit dem ich mich beschäftige - und wer mich nervt fliegt raus. Genauso, wie ich es in meiner Wohnung oder meinem Hinterhof auch halten würde.

Trolle mögen dabei eine Variante sein. Der Abschuß sind aber Leute, die einen persönlich kennen und aus gutem Grund - der sich schlechtes Gewissen nennt - einem aus dem Weg gehen, um dann urplötzlich mit einer Schleimspur, die von hier bis zur Oortschen Wolke reicht, in den Kommentaren aufzutauchen. Bei sowas liegen meine Sympathien völlig auf Seiten der Kommentarlöscher.

Es beginnt schon in meinen Fingern zu jucken...

Mit anderen Worten: Leute, mit denen Wetterdistel mal Streit hatte, müssen jederzeit eine Löschung befürchten, vor allem, wenn ihre Kommentare als "Einschleimerei" empfunden werden. Wie gesagt, das ist ihr gutes Recht. Allerdings ist eine Löschung per "Sympathie/Antipathie für den/die KommentarautorIn" etwas, das mir wesensfremd ist. Ich mache meine Löschentscheidungen immer vom Inhalt des Kommentars abhängig, im Normalfall also nicht von der Person des Kommentierenden.

In den allermeisten Fällen hatte ich mit den (zugegebenermaßen raren) Kommentaren in meinem Weblog Glück: sie waren freundlich und niveauvoll. In einigen Fällen hat man mir zugestimmt, in anderen nicht - aber solange sie freundlich und niveauvoll sind, freue ich mich über sie und antworte gerne sachlich.

Natürlich traten vereinzelt auch Kommentare auf, die ich persönlich als weniger toll, ja sogar als dumm empfand. Aber die habe ich (selbst in Fällen starken Mißfallens) bewußt stehen lassen. Wer sich in den Kommentaren meines Weblogs als Dummbatz outen will, dem sei dies unbenommen :-)

Illegale und grob beleidigende Inhalte werden von mir gelöscht. Aber solche hatte ich bisher noch nicht.

Das ist, grob skizziert, meine momentane "Kommentarlöschpolicy". Sollte der Prozentsatz an "dummen" oder gar "trolligen" Kommentaren zunehmen, so behalte ich mir vor, ein verschärftes Löschen einzuführen. Mit anderen Worten: diese (zugegebenermaßen sehr freie) "policy" ist kein Freibrief für Deppentum und Beschimpfungen.

Und wenn jemand in den Kommentaren rumschleimen will, dann gibt es ein kurzes, knackiges Zitat aus "(T)Raumschiff Surprise", dort gesprochen von Jens Maul:
Schleimer!

3.6.05

Neue Theorie zum Artensterben: "Superkiller"

Es ist inzwischen bekannt, dass es innerhalb der Erdgeschichte mehrmals zu einem Artensterben kam. Für diese Artensterben sind inzwischen mehrere Theorien aufgestellt worden, die meistens mit Katastrophen zusammenhängen (etwa Asteroideneinschlägen und Vulkanausbrüchen).

Der Physiker Adam Lipowski von der Universität Poznan hat nun laut SpOn eine neue Theorie entwickelt. Sie basiert auf einem Ökosystem-Modell mit verschiedenen Populationen von Pflanzen- und Fleischfressern und einer gewissen (geringen) Mutationsrate. Alle 26 MIllionen Jahre entstehen dabei sog. "Superkiller", riesengroße Fleischfresser, die nicht nur die Pflanzenfresser, sondern auch die übrigen kleineren Fleischfresser ausrotten. Danach sterben die "Superkiller" selbst aus (aus Mangel an Nahrung), und der Zyklus beginnt von neuem.

Diese Theorie mag vielleicht einzelne Artensterben erklären, aber sicher nicht alle. Nehmen wir als Beispiel das riesige Artensterben am Ende des Perm, vor 225 Millionen Jahren. Hier starben 90% aller Arten aus, sowohl an Land als auch in den Ozeanen. Ein hypothetischer "Superkiller" müßte also sowohl an Land als auch in der Tiefsee zugeschlagen haben, was ich für absurd halte. Beim Aussterben der Dinosaurier dagegen ist zwar ein Landraubtier bekannt, das vielleicht als "Superkiller" fungiert haben könnte: der T. Rex. Es ist aber nicht bekannt, ob dieser auf allen damaligen Kontinenten existiert hat, denn Weitschwimmen (von Kontinent zu Kontinent) konnte er sicher nicht.

Meine Skepsis wird auch von anderen geteilt:
Hans-Ulrich Pfretzschner, Paläontologie-Professor an der Uni Tübingen, hält das Modell zwar für interessant, kann die Superkiller-These jedoch nicht bestätigen. "Ein Wachsen oder Stärkerwerden der Raubtiere kurz vor einem Artensterben haben wir nicht beobachtet", sagte er SPIEGEL ONLINE. Deshalb sei es fraglich, ob das Modell das Erdgeschehen tatsächlich widerspiegle.

Pfretzschner räumte jedoch ein, dass die häufig monokausalen Erklärungen der Paläontologen für beobachtetes Artensterben mangelhaft sind. Ob Asteroideneinschlag oder Vulkanismus, die Wahrheit liege wahrscheinlich in multikausalen Erklärungen.

Dieser Meinung (dass multikausale Erklärungen gesucht werden müssen) schließe ich mich an. Insofern könnte also (auf bestimmte Kontinente begrenzt) ein "Superkiller" durchaus zum Artensterben beigetragen haben, etwa in Kombination mit einem Supervulkanausbruch.
Frau T-Rex

In der für Dinosaurierfunde berühmten Hell Creek-Gesteinsformation in Montana fand die Paläontologin Mary Higby Schweitzer eines Tages die Knochenreste eines T.Rex (Registriernummer MOR-1125). Schweitzer wollte die Knochenreste per Hubschrauber abtransportieren, um sie im Labor näher untersuchen zu können. Als der Oberschenkelknochen sich aber als zu groß für den Hubschrauber erwies, brach Schweitzer ihn kurzerhand in der Mitte durch. Dabei konnte sie einen Blick auf den versteinerten Knochenmarkkanal werfen.

Die Strukturen, die sie dabei sah, kamen ihr merkwürdig bekannt vor, sie glaubte, dort Kalziumdepots entdeckt zu haben, die bei Weibchen dort hinterlegt werden, um daraus später die Eierschalen bilden zu können. Sie verglich sie daher mit der Knochenmarkstruktur bei großen Laufvögeln (Strauß, Emu) zu verschiedenen Zeiten des Legezyklus. Die Ähnlichkeit war enorm. Daraus folgt: der T-Rex war kurz vor der Eiablage gestorben. Dies wiederum bedeutet, dass es sich bei MOR-1125 um ein Weibchen gehandelt haben muss.

Somit ist es zum ersten Mal gelungen, das Geschlecht eines Dinosaurierfossils eindeutig zu bestimmen.

Quelle: Telepolis

2.6.05

Telefon-Spam

Wolf-Dieter Roth beklagt sich in einem Telepolis-Artikel über eine ganz üble Sorte, die ihn sogar bis zum Arbeitsplatz verfolgt: Telefon-Spam. Besonders witzig finde ich dabei das Ende.

Gut, ich gebe zu, am Arbeitsplatz bin ich weniger gespamt worden. Aber vor etwa einem Jahr hat ein gewisses "Radio Usumu" (oder so ähnlich - hatte den Namen vorher nie gehört) innerhalb kürzester Zeit fünfmal bei mir angerufen (jedesmal eine andere Person), vorgegeben, eine Radioumfrage zu machen, und jedesmal nach demselben Muster gefragt:
Anrufer(in): Sind Sie zwischen 35 und 44 Jahre alt?
Ich: ja, bin ich.
Anrufer(in): Hören Sie täglich mindestens eine Stunde Radio?
Ich: nein, ich höre nur sehr selten Radio

Und dann war die Umfrage schon beendet. Mich wundert nur, dass die das offenbar nicht in ihre Datenbank eingetragen haben - ansonsten hätten sie doch nach dem ersten Anruf wissen müssen, dass es sinnlos ist, mich weiterhin anzurufen. Im Nachhinein habe ich natürlich den Verdacht, dass es ihnen um was ganz anderes ging.

Ich habe zwei Theorien, wer der Urheber dieser komischen Umfrage sein könnte:
Theorie Nr. 1: es könnte eine Radiokette gewesen sein, die im Rhein-Main-Gebiet einen neuen Sender für Hörer ab Mitte 30 etablieren möchte und über die Umfrage den möglichen Markt ausloten will. Dafür spricht, dass meine Nachbarn ebenfalls zweimal von "Usumu" angerufen wurden.
Theorie Nr. 2: es war die GEZ, die auf diese Weise nach Schwarzhörern fahnden wollte (was in meinem Fall übrigens sinnlos wäre, da ich Radio- und Fernsehgebühren seit Jahren bezahle).

1.6.05

Rettet Julian Tifflor!

Werde auch du Mitglied der "T.I.F.F. – Tifflors interessierte Freunde und Ferehrer". In diesem Aufruf erfährst du, wie und warum.