Kommentarlöschen und MeinungsfreiheitGewisse Themen kommen in der Blogosphäre immer wieder hoch. Ein Beispiel dafür ist das Thema "Kommentarlöschen - ja oder nein?", das manche Leute mit Meinungsfreiheit verwechseln. Via
Curious Creatures habe ich dazu einen guten Kommentar im Weblog von
Meow gefunden:
Für alle dort und anderswo, die immer wieder damit RUMNERVEN, nun nochmal, auch ganz langsam, zum mitschreiben und ganz ganz doll merken (der vielleicht einfacher zu verstehende Klingelton wird nachgereicht):
Die Meinungsfreiheit ist ein Grund- und Abwehrrecht GEGEN staatliches Handeln, d.h. die Freiheit der Meinungsäusserung wird seitens des Staates gewährleistet und Eingriffe von staatlicher Seite (Verbote, nachteilige Gerichtsentscheidungen, Sanktionen) können in einem bestimmten Rahmen mit Hinwies auf den Schutzbereich des Grundrechts aus Art. 5 I GG abgewehrt werden.
Und das hat mit euren POPELIGEN gelöschten Kommentaren NICHTS zu tun.
Dem stimme ich zu. Anmerkung am Rande: Kommentarlöschen hat auch nichts mit Zensur zu tun. Zensur ist der Eingriff eines Staates in die Meinungsfreiheit, um die Veröffentlichung bestimmter unerwünschter Texte/Schallplatten/Filme etc. zu verhindern, bevor sie veröffentlicht wurden. Ein Kommentar, der gelöscht wird, ist dagegen im Normalfall bereits veröffentlicht. Außerdem ist in den meisten Fällen der Inhaber eines Weblogs eine Privatperson oder eine Gruppe (Firma, Organisation, Verein..) - nicht der Staat. Also kann von "Zensur" hier keine Rede sein.
Wie ich schon mindestens zweimal in diesem Weblog dargelegt habe: ich nehme mir jederzeit das Recht, Kommentare in diesem meinem Weblog zu löschen - ohne Begründung oder gar Rechtfertigung.
Was ich mir trotzdem als Recht herausnehme, hat Fellow Passenger im Kommentar zum obigen Eintrag gut formuliert:
Jedes Medium hat da seine eigene Toleranzschwelle. Bei Blogs wo ein Kommenar meistens direkt und ungeprüft online geht, finde ich es schon angebracht, diese Schwelle nicht zu überschreiten. Manchmal ist die aber gar nicht so leicht zu erkennen. Nicht, daß ich schon einmal erlebt hätte, daß jemand einen Kommentar von mir gelöscht hätte, aber ich habe Kommentare verschwinden sehen, bei denen ich nicht nachvollziehen konnte, warum. Aber bitte. Das hängt vom Geschmack des Blogbetreibers ab. Da soll jeder seinen eigenen Weg gehen.
Wenn ich das aber im Einzelfall übertrieben finde, darf ich mich aber doch bitte in meinem eigenen Blog darüber lustig machen.
Gut, darüber lustig machen werde ich mich nur in Ausnahmefällen. Aber im Einzelfall nehme ich mir das Recht heraus, Kommentarlöschungen sachlich zu kritisieren, wenn ich sie als unangemessen empfinde.
Wetterdistel hat obiges Zitat übrigens zum Anlaß genommen, in ihrem Weblog gleich ihre Kriterien zur Kommentarlöschung zu definieren:
Mein Blog ist wie eine elektronische Erweiterung meines Wohnzimmers: Hier kommt Kram rein, der mir auffällt und mit dem ich mich beschäftige - und wer mich nervt fliegt raus. Genauso, wie ich es in meiner Wohnung oder meinem Hinterhof auch halten würde.
Trolle mögen dabei eine Variante sein. Der Abschuß sind aber Leute, die einen persönlich kennen und aus gutem Grund - der sich schlechtes Gewissen nennt - einem aus dem Weg gehen, um dann urplötzlich mit einer Schleimspur, die von hier bis zur Oortschen Wolke reicht, in den Kommentaren aufzutauchen. Bei sowas liegen meine Sympathien völlig auf Seiten der Kommentarlöscher.
Es beginnt schon in meinen Fingern zu jucken...
Mit anderen Worten: Leute, mit denen Wetterdistel mal Streit hatte, müssen jederzeit eine Löschung befürchten, vor allem, wenn ihre Kommentare als "Einschleimerei" empfunden werden. Wie gesagt, das ist ihr gutes Recht. Allerdings ist eine Löschung per "Sympathie/Antipathie für den/die KommentarautorIn" etwas, das mir wesensfremd ist. Ich mache meine Löschentscheidungen immer vom Inhalt des Kommentars abhängig, im Normalfall also nicht von der Person des Kommentierenden.
In den allermeisten Fällen hatte ich mit den (zugegebenermaßen raren) Kommentaren in meinem Weblog Glück: sie waren freundlich und niveauvoll. In einigen Fällen hat man mir zugestimmt, in anderen nicht - aber solange sie freundlich und niveauvoll sind, freue ich mich über sie und antworte gerne sachlich.
Natürlich traten vereinzelt auch Kommentare auf, die ich persönlich als weniger toll, ja sogar als dumm empfand. Aber die habe ich (selbst in Fällen starken Mißfallens) bewußt stehen lassen. Wer sich in den Kommentaren meines Weblogs als Dummbatz outen will, dem sei dies unbenommen :-)
Illegale und grob beleidigende Inhalte werden von mir gelöscht. Aber solche hatte ich bisher noch nicht.
Das ist, grob skizziert, meine momentane "Kommentarlöschpolicy". Sollte der Prozentsatz an "dummen" oder gar "trolligen" Kommentaren zunehmen, so behalte ich mir vor, ein verschärftes Löschen einzuführen. Mit anderen Worten: diese (zugegebenermaßen sehr freie) "policy" ist kein Freibrief für Deppentum und Beschimpfungen.
Und wenn jemand in den Kommentaren rumschleimen will, dann gibt es ein kurzes, knackiges Zitat aus "(T)Raumschiff Surprise", dort gesprochen von Jens Maul:
Schleimer!