17.10.05

Seltsame Auffassungen von Kritik

Ich bin (u.a.) Musik- und Buchkritiker. Dabei habe ich mir für Kritik gewisse Leitlinien zurechtgelegt. Dazu gehört u.a., dass ich primär das Positive an einem Werk betone. Wenn ich etwa auf einer CD vierzehn Songs vorfinde, von denen mir acht nicht gefallen, dann lasse ich in der Rezension diese acht Titel weg, oder erwähne sie nur kurz. Denn ich sehe nicht ein, warum ich meine Zeit damit verschwenden soll, schlechte Lieder zu besprechen, dazu müßte ich sie mehrfach anhören, was ich nicht einsehe. Genauso ist es mit schlechten Büchern: die bespreche ich grundsätzlich nicht.

Andere Leute aber scheinen es anders zu sehen, etwa ein gewisser Denis Scheck. Herr Scheck scheint eine seltsame Freude daran zu empfinden, Bücher möglichst zu verreißen. Und kürzlich beim Literaturnobelpreis hat er sich sogar entblödet, das Nobelpreiskommitee anzugreifen mit den Worten, der Preis für Harold Pinter sei eine "Beleidigung der Weltliteratur". Weiter erklärte Scheck, es gebe "viele große lebende Autoren, die in diesem Jahr wieder leer ausgegangen sind, zugunsten politischer Possenreißer wie Dario Fo." (zitiert nach Andrea im Literaturwelt-Blog).

Normalerweise kritisiere ich keine Kollegen, aber in diesem Fall scheint es mir angebracht. Unabhängig davon, was man von Harold Pinter halten mag: dümmliche Sprüche wie "Beleidigung der Weltliteratur" sagen nichts aus über den Nobelpreisträger, aber eine Menge über den Kleingeist, der sie von sich gegeben hat.

2 Kommentare:

Anonymous Karan meinte...

Tja, für Kritiker hat noch niemand ein Denkmal errichtet... ;)

7:21 PM  
Blogger *V.K.* meinte...

Stimmt. Wie gemein! Es gibt keinen Nobelpreis für Kritik! :-)

9:36 AM  

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