Abstrakte Kunst und Angst vor Terroranschlägen
Zur Kunstbiennale in Venedig wollte der deutsche Künstler Gregor Schneider eine abstrakte Skulptur namens "Cube Venice 2005" beisteuern: einen fünfzehn Meter hohen Kubus, der auf dem Markusplatz aufgestellt werden sollte. Doch die Behörden verboten das Kunstwerk. Der Grund: Größe und Form erinnern an die Kaaba in Mekka, eine der wichtigsten heiligen Stätten des Islam. Daher hatte der Organisationsdirektor der Kunstbiennale "Sicherheitsbedenken und Angst vor terroristischen Attentaten".
Nun ist es aber so, dass Schneiders Skulptur als abstraktes Kunstwerk gedacht war. Laut eigenen Worten wollte er keinesfalls die Kaaba darstellen, sondern lediglich Assoziationen wecken. Trotzdem wäre die Entscheidung der Behörden verständlich, wenn es im Islam ein Verbot der Darstellung der Kaaba gäbe. Aber: laut dem Zentralrat der Muslime in Deutschland gibt es kein solches Verbot; künstlerische Darstellungen der Kaaba gibt es zuhauf. Über die Google-Bildersuche nach "kaaba" kann man (neben etlichen Fotos) auch einige dieser künstlerischen Darstellungen im Internet finden. Die vom Organisationsdirektor genannten Sicherheitsbedenken entbehren somit jeglicher Grundlage.
Über den ganzen Vorgang kann ich nur den Kopf schütteln. Bevor man ein Kunstwerk verbietet, weil man die Verletzung eines religiösen Tabus befürchtet, sollte man erst einmal bei Mitgliedern der betroffenen Religionsgemeinschaft anfragen, ob das vermutete Tabu überhaupt existiert. Erst dann kann man sich Gedanken machen über die Gefahr von Terroranschlägen; alles andere ist pure Paranoia.
Quelle: Darmstädter Echo vom 18.06.2005, Seite 10.
Zur Kunstbiennale in Venedig wollte der deutsche Künstler Gregor Schneider eine abstrakte Skulptur namens "Cube Venice 2005" beisteuern: einen fünfzehn Meter hohen Kubus, der auf dem Markusplatz aufgestellt werden sollte. Doch die Behörden verboten das Kunstwerk. Der Grund: Größe und Form erinnern an die Kaaba in Mekka, eine der wichtigsten heiligen Stätten des Islam. Daher hatte der Organisationsdirektor der Kunstbiennale "Sicherheitsbedenken und Angst vor terroristischen Attentaten".
Nun ist es aber so, dass Schneiders Skulptur als abstraktes Kunstwerk gedacht war. Laut eigenen Worten wollte er keinesfalls die Kaaba darstellen, sondern lediglich Assoziationen wecken. Trotzdem wäre die Entscheidung der Behörden verständlich, wenn es im Islam ein Verbot der Darstellung der Kaaba gäbe. Aber: laut dem Zentralrat der Muslime in Deutschland gibt es kein solches Verbot; künstlerische Darstellungen der Kaaba gibt es zuhauf. Über die Google-Bildersuche nach "kaaba" kann man (neben etlichen Fotos) auch einige dieser künstlerischen Darstellungen im Internet finden. Die vom Organisationsdirektor genannten Sicherheitsbedenken entbehren somit jeglicher Grundlage.
Über den ganzen Vorgang kann ich nur den Kopf schütteln. Bevor man ein Kunstwerk verbietet, weil man die Verletzung eines religiösen Tabus befürchtet, sollte man erst einmal bei Mitgliedern der betroffenen Religionsgemeinschaft anfragen, ob das vermutete Tabu überhaupt existiert. Erst dann kann man sich Gedanken machen über die Gefahr von Terroranschlägen; alles andere ist pure Paranoia.
Quelle: Darmstädter Echo vom 18.06.2005, Seite 10.
1 Kommentare:
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, bedauert die Paranoia-Aktion auf der Biennale:
-----------------------------------
Das bei der Biennale in Venedig verbotene Kunstwerk von Gregor Schneider verletzt die religiösen Gefühle von Muslimen nicht. "Es ist nicht verboten, die Kaaba darzustellen. Es gibt Darstellungen in Hülle und Fülle», sagte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nadeem Elyas, am Freitag in einem dpa-Gespräch. Die Darstellung des Künstlers sei "mit Ehre und Würde" geplant gewesen. Es gebe keinen Grund zur Besorgnis.
Die italienischen Behörden hatten die für den Markusplatz geplante
Installation "Cube Venice 2005" unter Hinweis auf eine mögliche
Provokatoin von Muslimen abgelehnt. Schneider hatte in Anlehnung an die Kaaba als wichtigste Kultur und Pilgerstätte des Islams einen 15 Meter hohen schwarzen Metallwürfel entworfen. Er wollte einen Dialog zwischen den Religionen anregen. Der Würfel hätte "mit Sicherheit" eine Diskussion über den Islam ausgelöst, sagte Elyas. Er bedauerte das Verbot: "Die Entscheidung ist nicht förderlich für den Dialog zwischen Muslimen und Christen."
Die Darstellung auf dem Markusplatz wäre womöglich eine Provokation der Christen und nicht der Muslime gewesen. Aus seiner Sicht wäre deshalb eine kleinere Darstellung und ein anderer Ort "vielleicht günstiger" gewesen. (DPA)
----------------------------------
Quelle:
http://www.achgut.de/dadgd/view_article.php?aid=751&ref=4
Kommentar veröffentlichen
<< Startseite