Las Dürrenmatt einen Stephen-King-Roman?
2003 erschien im Schweizer Diogenes-Verlag die Sammlung "Lesen statt klettern. Aufsätze zur literarischen Schweiz", verfaßt von Hugo Loetscher. In ihr schildert der Schweizer Autor u.a. Details aus dem Leben des weltberühmten Dramatikers Friedrich Dürrenmatt ("Der Richter und sein Henker", "Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker" usw.).
Nun, knapp zwei Jahre nach Erscheinen des Buches, klagt Dürrenmatts Witwe Charlotte Kerr gegen das Buch vor dem Landgericht Berlin. U.a. soll Hugo Loetscher behauptet haben, Dürrenmatt sei bei seiner Beerdigung mit gefalteten Händen dagelegen. Und das allerschlimmste: Loetscher will auf Dürrenmatts Nachttisch einen Stephen-King-Roman erspäht haben.
Vor allem letztere Schilderung läßt mich wahrlich erschauern. Alleine der Gedanke, eine hehre Literaturikone wie Friedrich Dürrenmatt habe vor dem Schlafengehen zu einem Stück Trivialliteratur gegriffen - und diesen am Ende noch als unterhaltsam empfunden! Nein, nein, Herr Loetscher, das kann nicht sein - alleine schon deshalb, weil es nicht sein darf! Es ist zu begrüßen, dass Charlotte Kerr gegen solch garstige Behauptung die Justiz eingeschaltet hat. Schließlich geht es hier um wahrhaft wichtige Dinge, da müssen andere Gerichtsverfahren schon einmal hintenan stehen.
Quelle: Darmstädter Echo vom 5.4.2005, S. 8
2003 erschien im Schweizer Diogenes-Verlag die Sammlung "Lesen statt klettern. Aufsätze zur literarischen Schweiz", verfaßt von Hugo Loetscher. In ihr schildert der Schweizer Autor u.a. Details aus dem Leben des weltberühmten Dramatikers Friedrich Dürrenmatt ("Der Richter und sein Henker", "Der Besuch der alten Dame", "Die Physiker" usw.).
Nun, knapp zwei Jahre nach Erscheinen des Buches, klagt Dürrenmatts Witwe Charlotte Kerr gegen das Buch vor dem Landgericht Berlin. U.a. soll Hugo Loetscher behauptet haben, Dürrenmatt sei bei seiner Beerdigung mit gefalteten Händen dagelegen. Und das allerschlimmste: Loetscher will auf Dürrenmatts Nachttisch einen Stephen-King-Roman erspäht haben.
Vor allem letztere Schilderung läßt mich wahrlich erschauern. Alleine der Gedanke, eine hehre Literaturikone wie Friedrich Dürrenmatt habe vor dem Schlafengehen zu einem Stück Trivialliteratur gegriffen - und diesen am Ende noch als unterhaltsam empfunden! Nein, nein, Herr Loetscher, das kann nicht sein - alleine schon deshalb, weil es nicht sein darf! Es ist zu begrüßen, dass Charlotte Kerr gegen solch garstige Behauptung die Justiz eingeschaltet hat. Schließlich geht es hier um wahrhaft wichtige Dinge, da müssen andere Gerichtsverfahren schon einmal hintenan stehen.
Quelle: Darmstädter Echo vom 5.4.2005, S. 8
3 Kommentare:
Nach mir vorliegendem Beweismaterial (Video) übernahm Charlotte Kerr im Jahr 1966 in einer literarisch gesehen sehr fragwürdigen Fernsehproduktion eine nicht unbedeutende Rolle. (General Lydia van Dyke in "Raumpatrouille".)
Es kommt möglicherweis noch schlimmer: Friedrich Dürrenmatt soll besagte Serie, in der seine spätere Frau mitwirkte, gesehen und durchaus genossen haben.
Uiuiui, das wird ja noch schlimmer. Am Ende lag auf Dürrenmatts Nachttisch nicht nur ein Stephen-King-Roman, sondern auch noch eine Orion-Videocassette. Wahre Abgründe tun sich auf :-))
Übrigens war Charlotte Kerr als Lydia van Dyke echt gut.
Sie hat verloren" Im Gerichtsstreit um Dürrenmatt hat die Witwe das Nachsehen
http://www.welt.de/data/2005/04/06/630036.html
Zitat:
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Tatsächlich aber geht es Charlotte Kerr um anderes als um solche Treppenwitze der Literaturgeschichte. Nämlich um die Vermeidung des Eindrucks, sie sei eine "kalte, regimeführende, widerliche Frau", so ihre Rezeption des Textes. In diesen Geruch sei sie gekommen, weil der Text suggeriere, sie habe sich bei der Trauerfeier in den Vordergrund gespielt. In der Tat erscheint die Witwe bei der Familienaufstellung im Krematorium kaum weniger dirigistisch als vor Gericht, wo sie oft aufbraust und sogar ein theatralisches "Einspruch!" intoniert. Ihre Kommandostimme dürfte noch aus der Zeit stammen, als sie in der Serie "Raumpatrouille" die herrische Generalin Lydia van Dyke spielte.
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