Die Zahl der Opfer der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember steigt immer mehr an. Ein neuer Artikel spricht von 60000 Flutopfern.
In das Entsetzen über die vielen Toten mischt sich bei mir inzwischen Ärger. Denn die Flutopfer hätten vermieden werden können.
Im gestrigen "heute journal" kam ein Bericht über Japans Tsunami-Frühwarnsystem. In Japan laufen Daten aus über tausend Seismographen und Meßbojen in einem Rechenzentrum in Tokyo zusammen. Wird dort ein Seebeben festgestellt, wird eine Simulationsrechnung durchgeführt. Innerhalb von zwei Minuten (!) steht fest, ob Tsunami-Gefahr besteht, und in welchen Küstengebieten. In den betroffenen Gebieten wird die Bevölkerung sofort durch fest installierte Lautsprecher sowie über Rundfunk und Fernsehen gewarnt und ggf. evakuiert. Eine 7-10 m hohe Welle wie im Indischen Ozean, die zu mindestens 60.000 Toten geführt hat (siehe oben) hätte in Japan höchstens Sachschaden angerichtet.
Würde in den Anliegerstaaten des Indischen Ozeans ein Frühwarnsystem existieren wie in Japan, so wäre der allergrößte Teil der Todesopfer heute noch am Leben. Vergleich: vom Ort des Seebebens (vor Sumatra) bis zur indischen Küste brauchten die Wellen etwa vier Stunden, Diese Zeit hätte locker für eine Evakuierung der Strandzone ausgereicht, und es hätte nur Sachschäden gegegben.
Das Verrückte daran: Thailands Ostküste (die zum Pazifik hinzeigt) ist an Japans Warnsystem angeschlossen (wie die meisten Pazifik-Anrainerstaaten), aber die Tsunamis trafen die Westküste.
Ich hoffe, dass die Anrainerstaaten des Indischen Ozeans aus dieser Katastrophe ihre Konsequenzen ziehen und ein Frühwarnsystem einrichten.
Dabei sind zehn Meter hohe Tsunamis nicht einmal das Maximum, das möglich ist. Beim Ausbruch des Krakatau 1883 wurde ein britisches Dampfschiff von der Flutwelle ein Stück ins Landesinnere gespült; man fand es im Urwald, 50 m (!) über dem Meeresspiegel. Und selbst das kann noch übertroffen werden: beim Einschlag eines Asteroiden im Ozean können ohne weiteres Wellen mit über 500 m (!) Höhe entstehen (zu bewundern u.a. im Film "Deep Impact"). Verglichen damit sind zehn Meter fast nichts.