Herbert Wehner 1906-1990
Heute vor 98 Jahren wurde Herbert Wehner in Dresden geboren. Er gehörte von 1930 bis 1931 als Mitglied der KPD-Fraktion dem sächsischen Landtag an. Ab der Machtergreifung der Nazis leistete er Widerstand, ab 1935 mußte er daher emigrieren, erst nach Prag, später nach Moskau und Schweden, wo er 1942 verhaftet sowie als "Verräter" aus der KPD ausgeschlossen wurde. 1946 kehrte Herbert Wehner nach Deutschland zurück, wo er sich vom Stalinismus distanzierte und maßgeblich am Aufbau der SPD beteiligt war. Von 1949 bis 1983 gehörte Wehner ununterbrochen dem Deutschen Bundestag an, zuerst als einfacher Abgeordneter, später als Minister für Gesamtdeutsche Fragen (1966-1969) und als SPD-Fraktionsvorsitzender (1969-1983). Er setzte sich energisch für das Bad Godesberger Programm der SPD und die sozialliberale Ostpolitik ein. 1983 verließ er den Bundestag; am 19. Januar 1990 starb er. Ihm zu Ehren wurde das Wehnerwerk eingerichtet, ein politisches Bildungswerk für Sachsen, gegründet 1992 unter Mitwirkung von Wehners Witwe Greta.
Herbert Wehner fiel mir schon früh auf durch seine Reden im Bundestag. Die meisten davon trug er mit viel Engagement und Temperament vor, auch wenn er inhaltlich immer auf Sachargumente setzte. Sein Temperament brachte ihm etliche Ordnungsrufe ein. Achtzig davon sind in dem Buch "Unglaublich, Herr Präsident!" (la Fleur-Verlag bzw. Zweitausendeins, leider nur noch antiquarisch erhältlich) dokumentiert. Darin finden sich etliche Ausdrücke, die in so manchem Internet-Forum sofort zum Ausschluß führen würden, wie etwa "Lümmel", "Flaschenkopf", "Schleimer" oder "Frühstücksverleumder" (letzterer entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität). Am originellsten fand ich, als er den CDU-Abgeordneten Wohlrabe als "Übelkrähe" titulierte. Aber trotz dieser Entgleisungen erarbeitete sich Herbert Wehner durch seine Parlamentsarbeit Respekt, auch bei der CDU/CSU.
Gerade wegen seines Temperaments vermisse ich Herbert Wehner. Viele moderne Bundestagsdebatten sind so langweilig, hyperkorrekt und vorhersagbar, dass sie sich bestenfalls als Schlafmittel eignen. Ein paar Wehner täten dem Bundestag gut.
Heute vor 98 Jahren wurde Herbert Wehner in Dresden geboren. Er gehörte von 1930 bis 1931 als Mitglied der KPD-Fraktion dem sächsischen Landtag an. Ab der Machtergreifung der Nazis leistete er Widerstand, ab 1935 mußte er daher emigrieren, erst nach Prag, später nach Moskau und Schweden, wo er 1942 verhaftet sowie als "Verräter" aus der KPD ausgeschlossen wurde. 1946 kehrte Herbert Wehner nach Deutschland zurück, wo er sich vom Stalinismus distanzierte und maßgeblich am Aufbau der SPD beteiligt war. Von 1949 bis 1983 gehörte Wehner ununterbrochen dem Deutschen Bundestag an, zuerst als einfacher Abgeordneter, später als Minister für Gesamtdeutsche Fragen (1966-1969) und als SPD-Fraktionsvorsitzender (1969-1983). Er setzte sich energisch für das Bad Godesberger Programm der SPD und die sozialliberale Ostpolitik ein. 1983 verließ er den Bundestag; am 19. Januar 1990 starb er. Ihm zu Ehren wurde das Wehnerwerk eingerichtet, ein politisches Bildungswerk für Sachsen, gegründet 1992 unter Mitwirkung von Wehners Witwe Greta.
Herbert Wehner fiel mir schon früh auf durch seine Reden im Bundestag. Die meisten davon trug er mit viel Engagement und Temperament vor, auch wenn er inhaltlich immer auf Sachargumente setzte. Sein Temperament brachte ihm etliche Ordnungsrufe ein. Achtzig davon sind in dem Buch "Unglaublich, Herr Präsident!" (la Fleur-Verlag bzw. Zweitausendeins, leider nur noch antiquarisch erhältlich) dokumentiert. Darin finden sich etliche Ausdrücke, die in so manchem Internet-Forum sofort zum Ausschluß führen würden, wie etwa "Lümmel", "Flaschenkopf", "Schleimer" oder "Frühstücksverleumder" (letzterer entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität). Am originellsten fand ich, als er den CDU-Abgeordneten Wohlrabe als "Übelkrähe" titulierte. Aber trotz dieser Entgleisungen erarbeitete sich Herbert Wehner durch seine Parlamentsarbeit Respekt, auch bei der CDU/CSU.
Gerade wegen seines Temperaments vermisse ich Herbert Wehner. Viele moderne Bundestagsdebatten sind so langweilig, hyperkorrekt und vorhersagbar, dass sie sich bestenfalls als Schlafmittel eignen. Ein paar Wehner täten dem Bundestag gut.
2 Kommentare:
Wehner war cool :-)
der wehner, jaja. schade das ich den nicht mehr live miterlebt habe.
ich sehe es genau wie du:
"Gerade wegen seines Temperaments vermisse ich Herbert Wehner. Viele moderne Bundestagsdebatten sind so langweilig, hyperkorrekt und vorhersagbar, dass sie sich bestenfalls als Schlafmittel eignen. Ein paar Wehner täten dem Bundestag gut."
Gestern kam auch eine etwas zynische doku über den presseclub auf phoenix. bevor er das erste mal abgesetzt wurde (1987) waren dort noch gehaltvolle diskussionen zu sehen. heute, wenn ich mir diese sendung mit dem moderartor pleitgen anschaue, dann schlafe ich wirklich ein. und auch die eingeladenen journalisten sind nicht mehr das was sie mal waren.
es geht bergab mit der diskussionskultur. alle müssen sich anpassen und 3x überlegen bevor sie etwas sagen.
wirklich sehr traurig das ganze.
naja.
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