22.5.04

Geht uns das Öl aus?

In den letzten Tagen häufen sich in den Medien pessimistische Artikel, die vor einem Erschöpfen der Ölreserven warnen, zumal der Irak als Öllieferant auszufallen droht. Ein Beispiel dafür ist dieser Artikel aus der Süddeutschen Zeitung (gefunden bei Curious Creatures).

Als Antwort werfe ich einen Blick in die Geschichte. 1970 veröffentlichte der "Club of Rome" seine berühmten Prognosen zum Thema "Grenzen des Wachstums". Darin wurde u.a. vorausgesagt, dass die weltweiten Ölvorräte nur noch maximal 30 Jahre ausreichen dürften. Mit anderen Worten: im Jahre 2000 spätestens hätte es weltweit kein Öl mehr geben dürfen. Offensichtlich ist diese Entwicklung nicht eingetreten. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen wurden etliche neue Ölfelder entdeckt, zum anderen ist es mit neuen Technologien möglich, aus bestehenden Ölfeldern mehr zu fördern als früher. Außerdem wurde in einigen Bereichen (insbesondere der Kunststoffherstellung) Öl als Grundlage durch andere Stoffe (z.B. Kohle) ersetzt. Der "Club of Rome" hat 1970 einfach die damals bestehenden Entwicklungen linear fortgeschrieben, ohne zu berücksichtigen, dass Entwicklungen fast nie linear verlaufen.

Seitdem pflege ich alle Prognosen mit sehr großer Vorsicht zu genießen und neige besonders im pessimistischen Falle dazu, ihnen erst einmal nicht zu glauben. In einem Artikel in der neuesten Ausgabe von "Science" schreibt (laut Yahoo) der Experte Leonardo Maugeri: "Die schlimmste Folge der immer wiederkehrenden Ölpanik ist, dass politische Kreise des Westens zum Ölimperialismus verleitet werden und versuchen, direkt oder indirekt die Kontrolle über Öl produzierende Regionen zu gewinnen" Und das könnte auch ein Grund für die pessimistischen Meldungen sein: man versucht auf diese Weise, die Besetzung des Irak politisch zu legitimieren ("wir müssen den Irak besetzen, sonst geht uns das Öl aus"). Eine sehr fragwürdige Legitimation.